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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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sehr feines Ohr«, sagte ich. »Und vielleicht ist er immer noch da!« Daraufhin schoss ich aufs Geratewohl einen Pfeil ab.
    Zing!
    Der Pfeil verschwand in dem Busch, aus dem eben gerade der Vogel aufgestiegen war. Wir warteten noch kurz, dann nahm ich das Beil in die rechte Hand, den Dolch in die linke und ging zu den Sträuchern, auch wenn ich kaum daran glaubte, dort noch jemanden zu stellen.
    Wie ich vermutet hatte, steckte der Pfeil im Boden. Ich verstaute ihn wieder im Köcher und sah mich um: Das Gras war niedergetreten, an einem Himbeerstrauch ein Zweig abgebrochen. Auf dem Boden lagen ein paar reife Beeren.
    Das konnte alles Mögliche bedeuten.
    Oder auch gar nichts.
    »Ach, Alsgara!«, seufzte Bamuth sehnsüchtig, verschränkte die Hände hinterm Kopf und streckte sich im Gras aus. »Wer hätte je gedacht, dass ich mich einmal so nach dieser Stadt sehnen würde!«
    »Lange Fußmärsche sind gut für die Gesundheit«, bemerkte Lahen, die nachdenklich mit einem Ast im Holz des niedergebrannten Feuers stocherte. Eine ganze Funkengarbe stob zum Nachthimmel auf.
    »Aber nicht für mich! In meinen Adern fließt Stadtblut!«
    »Du musst es ja wissen«, sagte mein Augenstern sanft. »Reich mir doch mal bitte das Wasser.«
    Bamuth setzte sich auf und reckte sich, bis es in seinen Gelenken knackte. Alles, was nicht seine Arbeit als Gijan betraf, verrichtete er ausgesprochen langsam. Mir entging nicht, wie sehr sich Lahen über diese Trägheit ärgerte.
    »Nimm meins.« Gnuzz warf ihr seine Flasche zu. »Bis der sich rührt, vergeht ja ein Jahrhundert.«
    »Stimmt doch gar nicht«, maulte Bamuth und streckte sich wieder aus. »Aber warum sollte ich mich beeilen?«
    Ich trat aus dem Dunkel, in dem ich die ganze Zeit gestanden hatte.
    »Ist alles ruhig?«, fragte Gnuzz, nachdem er sich geräuspert hatte. Mit meinem Auftauchen hatte ich ihn erschreckt.
    »Sieht so aus«, antwortete ich. »Genau wie gestern. Anscheinend haben wir wirklich alle Verfolger abgehängt.«
    »Meloth sei gepriesen.« Shen warf etwas Holz in das erlöschende Feuer. »Ich will nicht bei jeder Wache mit dem Schlimmsten rechnen.«
    »Das solltest du aber.« Lahen nahm einen Schluck aus Gnuzz’ Flasche und verzog das Gesicht. »Igitt! Wo hast du denn das Wasser her?«
    »Aus dem Bach«, antwortete Gnuzz.
    »Das brennt ja fürchterlich.«
    Sie spuckte aus und leerte die Flasche.
    »He!«, empörte sich Gnuzz. »Was soll das?«
    »Reg dich nicht auf«, beruhigte ich ihn. »Hier gibt’s genug Wasser. Jeden Tag kommen wir an zwei, drei Quellen vorbei, da wirst du schon nicht verdursten.«
    Lahen spuckte noch immer, als sie Gnuzz die leere Flasche wieder zuwarf.
    »Du hättest mich ja wenigstens um Erlaubnis fragen können«, brummte er und schraubte die Flasche zu. »Übermorgen haben wir den Wald hinter uns, oder, Ness?«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Das liegt doch auf der Hand. Die letzten Tage sind wir immer geradeaus gelaufen. Nach Westen, sodass uns abends die Sonne in die Augen sticht. Vor allem, wenn wir durch kleinere Wälder ziehen. Und wenn du die Tage bedenkst, müssten wir auch bald da sein.«
    Was für ein kluges Köpfchen. Nur sollten wir in dem Fall überlegen, wie wir dich am besten loswerden. Und zwar noch heute. Nachts. Zusammen mit deinen beiden Spießgesellen. Denn in Zukunft verzichteten Lahen und ich lieber auf diese Gesellschaft.
    »Du sagst es:
müssten.
Aber vorher
müssen
wir noch die Straße finden.«
    »Meiner Ansicht nach findet die jetzt jedes Kind«, erwiderte Gnuzz mit einem Grinsen, das mir so gar nicht gefiel.
    »Wie soll ich das verstehen?«, fragte ich.
    »Ich freu mich einfach, bald wieder zu Hause zu sein.« Er griente noch immer so verschlagen.
    Lahen und ich wechselten einen beredten Blick.
    Dann halten wir doch mal fest: Den Weg findet jedes Kind. Damit konnten sie von nun an auf mich verzichten. Allerdings wussten diese Narren nicht, dass noch Sümpfe vor ihnen lagen und sie sich in Richtung Norden halten mussten. Deshalb galten wir ihnen auch nicht länger als lästige Gefährten, sondern als begehrte Beute, für die ein hübsches Sümmchen ausgesetzt war. Blieb also nur die interessante Frage zu klären, wer hier wen zuerst in die Glücklichen Gärten schickt.
    Was uns anging, sollten wir mit Shen anfangen. Egal, ob er nun ein Heiler war oder nicht. Von mir aus konnten Gestalten wie unser werter Herr Medikus nur alle hundert oder sogar tausend Jahre einmal geboren werden – er war und blieb der gefährlichste

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