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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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willst. Enthältst du sie ihm vor, weigert er sich, dir zu gehorchen. Und dann ist diese Frau gekommen …«
    »Wer ist sie eigentlich?«, fiel ich ihr ins Wort.
    Lahen sah mich forschend an und aß schweigend die letzte Beere auf, wischte ihre vom Saft roten Hände ab und legte sie mir sanft auf die Schultern. »Sie war sehr stark. So stark, dass ich annehme, es war eine der Verdammten.«
    »Eine Verdammte?«, fragte ich skeptisch zurück. »Das glaubst du doch selbst nicht! Die hätten wir nie im Leben so leicht überrumpeln können!«
    »Wer hat dir gesagt, dass es leicht war?« Ihr durchdringender Blick ließ mich erschaudern. »Dass wir mit ihr fertiggeworden sind, grenzt für mich an ein Wunder. Allerdings hat sie uns nicht ernst genommen, sodass wir sie kalt erwischen konnten.«
    Es wollte mir nicht in den Kopf, dass eine der Verdammten unseren Weg gekreuzt hatte. Mit diesen Märchen hatte man mich in der Kindheit noch erschrecken können – aber sobald ich erwachsen geworden war, hatte ich nicht mehr an sie geglaubt.
    »Du meinst wohl, ich tische dir ein Märchen auf?«
    »Mhm«, brummte ich. »Du musst zugeben, es ist schwer, daran zu glauben, dass ich vor ein paar Tagen mit eigenen Händen eine der sechs Verdammten ins Reich der Tiefe geschickt habe.«
    »Wenn es für dich einfacher ist, davon auszugehen, dass du es mit einer starken Zauberin zu tun hattest, bitte, dann können wir uns gern darauf einigen. Aber dass sie stark ist, kannst selbst du nicht leugnen. In einem offenen Duell wäre ich mit Schimpf und Schande untergegangen.«
    »Dafür hat sich Shen hervorragend gehalten«, erwiderte ich.
    Lahen verzog das Gesicht, als hielte ich ihr ein Fläschchen Essig unter die Nase. »Das hat er in der Tat …«
    »Was ist das für einer?«
    »Ein Heiler.«
    »Das weiß ich.«
    »Verwechsle das nicht. Ich rede nicht von einem Medikus, sondern von einem Heiler.«
    »Da gibt es einen Unterschied?«
    »Einen gewaltigen. Die Heilkunst ist ein Aspekt der Gabe, der sehr selten auftritt.«
    Wunderbar!
    »Dieser Milchbart ist also genauso einer wie du?«
    »Ja und nein. Er verfügt zwar auch über den Funken, aber der unterscheidet sich von meinem. Und auch vom Funken der Schreitenden oder der Glimmenden. Oder von dem der Nekromanten. Ich glaube, sein Funken glüht nicht sehr stark, eher im Gegenteil. Meiner Ansicht nach ist er kaum entwickelt, deshalb ist Shens Potenzial gegenwärtig nicht sehr groß.«
    »Nicht sehr groß? Er hat dieses Mädchen spielend erledigt! Batz – und weg war sie!«
    »Das war purer Zufall«, antwortete sie gelassen. »Einen Heiler triffst du eben nicht so häufig. Von zehntausend Trägern der Gabe hat nur einer die entsprechende Veranlagung. Deshalb kannst du Menschen wie ihn an den Fingern einer Hand abzählen. Und ein Mann, das ist noch seltener! Wenn ich mich recht erinnere, ist der einzige Mann, der über entsprechende Fähigkeiten verfügte, der Skulptor gewesen. Sonst sind es immer Frauen.«
    »Mir ist nicht ganz klar, wie dem Skulptor die Fähigkeit, Menschen mithilfe von Magie zu heilen, beim Bauen genutzt haben soll.«
    »Alle können mithilfe von Magie heilen, sogar die Nekromanten, nur eben nicht so gut wie ein Heiler. Ihre Gabe zielt auf ebendiese Tätigkeit. Sie können sogar Tote ins Leben zurückführen. Darum sind sie eine Art Gegenentwurf zu den Nekromanten. Nur dass bei ihnen keine leere Hülle herauskommt, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Die Fähigkeiten des Skulptors überstiegen dabei noch unsere kühnsten Vorstellungen. Heute bringt niemand auch nur etwas annähernd so Großes zustande wie er. Denk nur an die Burg der Sechs Türme, die Schule der Schreitenden im Regenbogental, die Zitadellen, den Palast des Imperators und nicht zuletzt die Wegblüten.«
    »Äh …«, stieß ich aus. »Und warum habe ich dann bisher nie von diesen Heilern gehört?«
    »Wie gesagt, es gibt nur sehr wenig Menschen mit dieser Art Funken. Und sie ziehen nicht durch Dörfer und Städte, um so viele Menschen wie möglich zu heilen. Der letzte Mensch, der mit dieser Gabe geboren wurde, war die Mutter der Schreitenden. Vor fünf Generationen.«
    Woher Lahen all das wohl wusste? Aber das fragte ich sie nicht.
    »Trotzdem – zurück zu meiner Frage«, sagte ich. »Wenn diese Menschen heilen – wie können sie dann auch verkrüppeln? Oder bessere Bauten erschaffen?«
    »Das liegt daran, dass jeder Funke auch eine Kehrseite hat.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es ist wie bei jeder

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