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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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überhaupt, musst du dich in Geduld fassen.«
    »Wie lange?«
    »Eine Stunde. Einen Tag. Ein Jahr. Ein Jahrhundert. Eine Ewigkeit. Die Zeit ist etwas Relatives, mein Kind. Und gedulden musst du dich so oder so.«
    »Aber du bist Heilerin!«
    »Ja und? Von einem Missgeschick, wie es dir widerfahren ist, habe ich erst ein einziges Mal gehört. Damals war ich noch ein junges Mädchen und kam gerade in die Schule im Regenbogental. Und selbst in diesem Fall war kein Heiler im Spiel. Fasse dich also in Geduld, Kindchen. Ich will sehen, was ich für dich tun kann.«
    »Und was soll ich inzwischen machen? Mich trennen Leagues von meinen früheren Fähigkeiten!«
    »So ist es … gelinde gesagt, mein Mädchen. Gegenwärtig steht dir nicht die geringste deiner Fähigkeiten zur Verfügung. Denn die Kraft, mit der du diesen Jungen unter Kontrolle hältst, ist kaum der Rede wert. Aber bitte, Herzchen, du machst ein Gesicht, als nähmest du einer alten Frau ihre Worte übel. Du kennst mich doch: Was ich denke, das sage ich auch.« Talki kicherte. »Jedenfalls hat dir der Zauber des unbekannten Heilers einiges genommen.«
    »Alles!«
    »Das nun auch wieder nicht. Denn in dem Fall wärest du längst tot. Wenn ein Mensch, der über die Gabe verfügt, stark genug ist, stirbt er nicht einmal dann, wenn sein Körper zerstört wird. Das wahre Wesen vermag durchaus noch eine Weile zu überdauern.«
    »Das habe ich nicht gewusst.«
    »Das wundert mich nicht. Bis auf Mithipha ahnt von euch anderen niemand etwas davon. Denn ihr alle verschmäht Bücher. Doch in Büchern gibt es mitunter einiges zu entdecken, was sich lohnt. Hättest du mehr gelesen, so wüsstest du, dass dein wahres Wesen, deine Seele, die jetzt vor mir baumelt, den Tod deines Körpers überdauert hat. Wir malen uns lieber nicht aus, wie die Sache ohne den Heiler ausgegangen wäre. Vielleicht wärest du instinktiv darauf gekommen, dich in einem anderen Körper einzunisten. Vielleicht gäbe es dich inzwischen aber auch gar nicht mehr. Die Manuskripte aus der Zeit des Skulptors behaupten zumindest, es sei sehr schwierig, einen solchen Körperwechsel ohne das nötige Wissen zu bewerkstelligen.«
    Aber du hättest es geschafft!, dachte Thia.
    »Insofern hast du also noch Glück gehabt. Der Zauber dieses talentierten Jungen hat deine Seele an die des Menschen geschmiedet, der in deinem Namen so freundliche Konversation mit mir treibt. Ihr seid aneinandergekettet, doch du kannst ihn lenken. Du hast ihn sogar schon ein wenig nach deinen Wünschen umgeformt, wie ich sehe. Aber das ist, wenn ich mich nicht irre, alles, wozu deine Kraft momentan ausreicht. Deinen Funken kannst du nicht neu entfachen, oder?«
    »Reib mir das nicht auch noch unter die Nase!«
    »Werde nicht unverschämt.« Talki lächelte kalt. »Ich kann dieses Gespräch auch jederzeit beenden.«
    »Tut mir leid.«
    »Dein Funken brennt nicht, weil er nicht in der richtigen Körperhülle steckt. Deine Seele ist zwar stark, aber ohne die gebührende Wärme, um es einmal so auszudrücken, kann sie nicht viel ausrichten. Um auf deine alte Gabe oder auch nur auf ein Viertel deiner bisherigen Kraft zurückzugreifen, brauchst du eine ordentliche Hülle.«
    »Ich kann aber nicht in einen anderen Körper überwechseln. Das schaffe ich nicht. Außerdem hast du selbst gerade gesagt, dass ich an die Seele dieses Dummkopfs geschmiedet bin.«
    »Das ist wahr. Und ich würde dir nicht empfehlen, diese Kette zu zerreißen. Es gibt Einfacheres, als aus dem Reich der Tiefe zurückzukehren.«
    Talkis Lächeln gefiel Thia überhaupt nicht.
    »Dann verstehe ich nicht …«
    »Tote Körper.«
    »Bitte?!«
    »Du brauchst tote Körper, mein Mädchen. Sie haben keine Seele. Das Haus ist also leer, sodass sich die neue Bewohnerin darin ausbreiten kann. Zumindest vorübergehend. Die Kette, mit der du an den Jungen gebunden bist, würde dir diesen Ortswechsel durchaus gestatten. Allerdings muss der Junge in deiner Nähe bleiben.«
    »Ich krieche nicht in einen toten Körper!«
    »Dann vergiss deine Gabe ein für alle Mal.«
    »Ich kann einfach nicht in einem Toten hausen!«
    »Stell dich nicht so an. Hier ist der Zauber, präg ihn dir gut ein. Er hat überdies den Vorteil, dich kaum Kraft zu kosten.« Talki zeichnete mit dem Finger ein flammendes Muster in die Luft. »Hast du ihn dir gemerkt? Gut. Dann stelle ich dir jetzt noch zwei weitere Zauber zur Verfügung, mein Kind. Der erste wird dir erlauben, den Jungen zu lenken, ohne ihm vorher den

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