Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
fort: »Wir wussten, dass es – was immer das war – von der Ranch kam. Bis dorthin waren es vier, vielleicht sogar fünf Räder, aber auf der Reinen trägt jedes Geräusch weit, wie man weiß. Wir sind sofort losgeritten, aber ich war viel früher dort, weil ich fest angestellt bin und sie noch Pokies sind.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich.
    Canfield wandte sich an mich. »Ich hatte ein Pferd von der Ranch, alles klar? Ein ziemlich gutes Pferd. Snip und Arn hatten bloß Mulis. Wir haben sie mit zu den anderen gesperrt.« Er deutete auf die Koppel. In diesem Augenblick wirbelte eine starke Windbö eine Alkaliwolke auf, vor der die Tiere erschrocken weggaloppierten.
    »Sie sind immer noch verängstigt«, sagte Kellin Frye.
    Mit einem Blick zur Schlafbaracke hinüber sagte Travis, der Lokführer: »Nicht nur sie.«
    Als Canfield, der erst vor Kurzem angeheuerte neue Cowboy der Jeffersons, die Ranch erreichte, hatten die Schreie aufgehört. Auch das Brüllen des Ungeheuers war verstummt, obwohl noch lautes Knurren zu hören war. Das waren die beiden Hunde, die sich um die besten Bissen stritten. Canfield, der recht gut wusste, wo sein Vorteil lag, ritt an der Schlafbaracke und den darin knurrenden Hunden vorbei zum Herrenhaus weiter. Die Eingangstür stand weit offen, und in Diele und Küche leuchteten Petroleumlampen, aber auf sein Rufen hin antwortete ihm niemand.
    Er fand Jeffersons Lady-Sai in der Küche, wo ihr Rumpf unter dem Tisch lag und ihr halb aufgefressener Kopf an die Tür zur Speisekammer gerollt war. Aus der Hintertür, die im Wind hin und her schlug, führten Spuren ins Freie. Einige stammten von Menschenfüßen, andere von gewaltigen Bärentatzen. Die Bärenfährte war blutig.
    »Ich hab die Lampe vom Ausguss mitgenommen, wo sie abgestellt war, und bin den Spuren nachgegangen. Die beiden Mädchen haben zwischen Haus und Scheune gelegen. Das eine hatte dreißig Schritte Vorsprung vor seiner Schwester oder so, aber die eine war so tot wie die andere – mit heruntergefetztem Nachthemd und durch Tatzenhiebe bis zur Wirbelsäule aufgerissenem Rücken.« Canfield schüttelte langsam den Kopf, aber seine in Tränen schwimmenden Augen blieben unverwandt auf Sheriff Peavys Gesicht gerichtet. »Die Krallen, die so was anrichten können, möchte ich niemals sehen. Nie, nie, nie im Leben! Ich hab gesehen, wozu sie imstande sind, das reicht mir.«
    »Die Schlafbaracke?«, fragte Peavy.
    »Aye, dort war ich als Nächstes. Ihr könnt Euch selbst ansehen, wie’s dort drinnen aussieht. Auch die Weiber liegen noch dort, wo ich sie gefunden hab. Aber ich begleite Euch nicht. Vielleicht sind Snip und Arn …«
    »Ich nicht«, sagte Snip.
    »Ich auch nicht«, sagte Arn. »Ich werd noch oft von denen träumen, vielen Dank auch.«
    »Ich glaub nicht, dass wir jemand brauchen, der uns hinführt«, sagte Peavy. »Ihr bleibt vorläufig lieber hier, Jungs.«
    Mit Travis und den Fryes im Schlepp wollte Sheriff Peavy zum Herrenhaus marschieren. Jamie legte ihm eine Hand auf die Schulter und sprach fast entschuldigend, als der Sheriff sich nach ihm umdrehte. »Achtet auf die Fährten. Die sind bestimmt wichtig.«
    Peavy nickte. »Yar. Auf die müssen wir sehr gut achten. Vor allem auf die Fährte, die von hier wegführt.«
    Mit den Frauen verhielt es sich so, wie Sai Canfield berichtet hatte. Ich hatte schon früher Blutvergießen gesehen – aye, reichlich viel, in Mejis ebenso wie in Gilead –, aber so etwas wie hier hatte ich noch nie zu Gesicht bekommen, und Jamie auch nicht. Er wurde so blass wie Canfield, und ich konnte nur hoffen, dass er seinen Vater nicht entehren würde, indem er umkippte. Aber meine Sorge war überflüssig; wenig später kniete er in der Küche auf dem Fußboden, um die blutige Fährte des Ungeheuers zu untersuchen.
    »Das sind wirklich Bärentatzen«, sagte er. »Aber einen so großen Bären hat’s nie gegeben, Roland. Nicht mal im Endlosen Wald.«
    »Letzte Nacht war einer hier, Freund«, sagte Travis. Als er zu der Leiche der Rancherfrau hinübersah, schien ihm ein kalter Schauder über den Rücken zu laufen, obwohl sie wie ihre unglücklichen Töchter jetzt mit einer von oben geholten Decke bedeckt war. »Ich bin froh, wenn ich wieder in Gilead bin, wo es solche Ungeheuer nur in der Sage gibt.«
    »Was verrät die Fährte sonst noch?«, fragte ich Jamie. »Irgendwas?«
    »Ja. Es war erst in der Schlafbaracke, wo die meiste … die meiste Nahrung zu finden war. Der Lärm muss diese vier

Weitere Kostenlose Bücher