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Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hier im Haus geweckt haben … Waren es nur vier, Sheriff?«
    »Aye«, sagte Peavy. »Es gibt noch zwei Söhne, aber die hat Jefferson vermutlich zu den Viehauktionen in Gilead geschickt. Auf die armen Kerle wartet einiges an Kummer, wenn sie zurückkommen.«
    »Der Rancher hat die Frauen zurückgelassen und ist zur Schlafbaracke hinübergerannt. Wahrscheinlich war er es, der die Schüsse, die Canfield und seine Kameraden gehört haben, abgegeben hat.«
    »Viel haben sie nicht geholfen«, sagte Vikka Frye. Sein Vater schlug ihm auf die Schulter und befahl ihm, die Klappe zu halten.
    »Dann ist das Ungeheuer ins Herrenhaus rübergekommen«, fuhr Jamie fort. »Lady-Sai Jefferson und die beiden Mädchen dürften inzwischen in der Küche gewesen sein. Und wahrscheinlich hat die Mutter ihre Töchter aufgefordert zu flüchten.«
    »Aye«, sagte Peavy grimmig. »Und sie hat anscheinend versucht, die Bestie aufzuhalten, um ihnen die Flucht zu ermöglichen. Danach sieht’s hier aus. Nur hat es nicht geklappt. Wären sie in der Diele gewesen – und hätten somit gesehen, wie riesig das Ungeheuer war –, wären sie zu dritt geflüchtet, und wir hätten alle drei draußen auf dem Hof aufgefunden.« Er seufzte tief. »Kommt jetzt, Jungs, wir wollen uns die Schlafbaracke ansehen. Aufschieben macht die Sache nicht weniger scheußlich.«
    »Ich bleib lieber mit den Satteltramps draußen an der Koppel«, sagte Travis. »Ich hab genug gesehen.«
    »Kann ich das auch tun, Pa?«, stieß Vikka hervor.
    Kellin Frye sah den gehetzten Blick seines Sohns und nickte zustimmend. Bevor er den Jungen gehen ließ, küsste er ihn auf die Wange.
    Auf den Schritten bis zur Unterkunft war der blutige Erdboden von Stiefeln und von mit Krallen besetzten Tatzen aufgewühlt. Ganz in der Nähe lag in einem Büschel Kannenkraut ein alter Vierschüsser, dessen kurzer Lauf zur Seite gebogen war. Jamie deutete auf das Durcheinander aus Spuren, auf die Waffe, auf die offene Tür der Schlafbaracke. Dann zog er die Augenbrauen hoch, um stumm zu fragen, ob ich es auch sähe. Ich sah es sehr wohl.
    »Hier hat das Ungeheuer – der Fellmann in Gestalt eines Bären – den Rancher abgefangen«, sagte ich. »Der hat ein paar Schüsse abgegeben, dann hat er die Waffe weggeworfen …«
    »Nein«, sagte Jamie. »Das Ungeheuer hat sie ihm entrissen. Deshalb ist der Lauf verbogen. Vielleicht wollte Jefferson davonlaufen. Vielleicht wollte er sich dem Ungeheuer auch entgegenstellen. Beides hat ihm nichts genutzt. Seine Spur hört hier auf, also hat die Bestie ihn gepackt und durch die offene Tür in die Unterkunft geworfen. Dann ist sie zum Herrenhaus rübergetrabt.«
    »Wir können sie also nur verfolgen«, sagte Peavy.
    Jamie nickte. »Aber wir werden sie bald eingeholt haben«, sagte er.
    Die Bestie hatte die Unterkunft in ein Schlachthaus verwandelt. Wir zählten insgesamt achtzehn Opfer: sechzehn Cowboys, der Koch – der neben seinem Herd gestorben war und seine blutige, zerrissene Schürze wie ein Leichentuch über dem Gesicht hatte – und Rancher Jefferson selbst, der gänzlich zerfetzt worden war. Sein abgerissener Kopf starrte mit einem schaurigen Grinsen, das nur die oberen Zähne sehen ließ, zu den Dachbalken auf. Der Fellmann hatte ihm den Unterkiefer glatt abgerissen. Kellin Frye entdeckte ihn unter einem der Feldbetten. Einer der Männer hatte versucht, sich zu verteidigen, indem er einen Sattel als Schild benutzte, aber das hatte ihm nichts geholfen: Das Ungeheuer hatte ihn mit den Krallen zerfetzt. Der unglückliche Cowboy hielt noch den Sattelknauf umklammert. Er hatte kein Gesicht mehr; die Bestie hatte es bis auf die Schädelknochen weggefressen.
    »Roland«, sagte Jamie. Seine Stimme klang gepresst, als wäre seine Luftröhre kaum noch dicker als ein Strohhalm. »Wir müssen dieses Ding aufspüren. Wir müssen .«
    »Komm, wir sehen nach, was die Fährte uns verrät, bevor der Wind sie verweht«, antwortete ich.
    Wir ließen Peavy und die anderen in der Schlafbaracke zurück und gingen um das Herrenhaus herum zu der Stelle, wo die beiden zugedeckten Mädchenleichen lagen. Die wegführende Fährte war an den Rändern und um die Krallenabdrücke herum schon etwas verwischt, aber sie wäre selbst für jemand, der nicht das Glück gehabt hatte, bei Cort von Gilead in die Lehre gegangen zu sein, kaum zu übersehen gewesen. Die Bestie, von der sie stammte, hatte bestimmt über acht Zentner gewogen.
    »Sieh dir das an«, sagte Jamie, der neben einem der

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