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Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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deine Stimme heiter klingt.«
    Die Witwe führte ihn durchs Wohnzimmer, in dem zwei weit heruntergedrehte Petroleumlampen brannten. Auf dem Nachttisch im Schlafzimmer stand eine weitere, in deren Licht er Nell im Bett liegen sah. Ihr Gesicht verschwand größtenteils unter Verbänden, und ein weiterer Verband – dieser an einigen Stellen schlimm durchblutet – umgab ihren Hals wie ein Kragen.
    Beim Klang seiner Schritte setzte sie sich mit einer verstörten Miene auf. »Bist du’s, Kells? Dann bleib fort! Du hast genug angerichtet!«
    »Ich bin’s, Mama – Tim.«
    Sie wandte sich ihm zu und streckte die Arme aus. »Tim! Zu mir, zu mir!«
    Er kniete neben dem Bett nieder und bedeckte den Teil ihres Gesichts, der nicht verbunden war, laut weinend mit Küssen. Sie trug immer noch ihr Nachthemd, aber Kragen und Vorderteil waren jetzt von dem rostbraun angetrockneten Blut ganz steif. Tim hatte gesehen, wie sein Stiefvater ihr einen schrecklichen Schlag mit dem Keramikkrug versetzt und sie dann mit Fausthieben traktiert hatte. Wie viele Schläge hatte er gesehen? Das konnte er nicht sagen. Und wie viele hatten seine unglückliche Mutter getroffen, nachdem die Vision in dem Silberbecken verschwunden war? Jedenfalls so viele, dass er wusste, dass sie von großem Glück sagen konnte, dass sie noch lebte, aber er verstand nun auch, weshalb die Witwe nicht damit sie dich sehen kann, sondern damit sie dich hören kann gesagt hatte. Einer dieser Schläge – bestimmt der mit dem Keramikkrug – hatte seine Mutter erblinden lassen.

»Von dem Schlag hat sie eine Gehirnerschütterung«, sagte die Witwe Smack. Sie saß in dem Schaukelstuhl im Schlafzimmer; Tim saß auf der Bettkante und hielt die Linke seiner Mutter. Zwei Finger von Nells rechter Hand waren gebrochen. Die Witwe, die seit ihrer zufälligen Ankunft sehr fleißig gewesen sein musste, hatte sie mit Holzstäben und schmalen Flanellstreifen, die von einem anderen Nachthemd von Nell stammten, geschient. »So was sehe ich nicht zum ersten Mal. Sie hat eine Gehirnschwellung. Sollte sie zurückgehen, kann sie vielleicht wieder sehen.«
    »Vielleicht«, sagte Tim bedrückt.
    »Es wird Wasser geben, so Gott will, Timothy.«
    Unser Wasser ist jetzt vergiftet, dachte Tim, und daran ist nicht irgendein Gott schuld. Er öffnete den Mund, um genau das zu sagen, aber die Witwe schüttelte den Kopf.
    »Sie schläft. Ich habe ihr einen Kräutertrank gegeben – keinen starken, das habe ich mich nicht getraut, weil er sie so zugerichtet hat –, aber er hat gewirkt. Das habe ich kaum zu hoffen gewagt.«
    Tim sah aufs Gesicht seiner Mutter hinunter – schrecklich blass, mit Sommersprossen aus Blutspritzern auf den wenigen freien Hautstellen zwischen den dicken Verbänden –, dann sah er zu seiner Lehrerin hinüber. »Sie wacht wieder auf, nicht wahr?«
    Die Witwe wiederholte ihren Spruch: »Es wird Wasser geben, so Gott will.« Dann schien der unter dem Schleier kaum zu erahnende Mund sich zu einem Lächeln zu verziehen. »Das nehme ich in diesem Fall ziemlich sicher an. Sie ist stark, deine Ma.«
    »Kann ich mit Euch reden, Sai? Wenn ich mich nicht mit jemand aussprechen kann, explodiere ich.«
    »Natürlich. Komm mit auf die Veranda. Ich bleibe heute Nacht hier, wenn’s recht ist. Einverstanden? Hättest du dann für Sunshine einen Platz im Stall?«
    »Aye«, sagte Tim. In seiner Erleichterung brachte er sogar ein Lächeln zustande. »Sage Euch meinen Dank.«

Die Luft war noch wärmer geworden. Die Witwe saß in dem Schaukelstuhl, der an Sommerabenden Big Ross’ Lieblingsplatz gewesen war, und sagte: »Das fühlt sich wie Stoßwindwetter an. Nenn mich verrückt – du wärst nicht der Erste –, aber das tut es.«
    »Was ist das, Sai?«
    »Ach, wahrscheinlich nichts … das heißt, außer man sieht Sir Throcken bei Sternenschein tanzen oder mit erhobener Schnauze nach Norden wittern. Hierzulande hat es seit meiner Kinderzeit keinen mehr gegeben, und das liegt viele, viele Jahre zurück. Wir haben andere Dinge zu besprechen. Setzt dir nur zu, was diese Bestie deiner Mutter angetan hat – oder steckt mehr dahinter?«
    Tim seufzte, weil er nicht wusste, wo er anfangen sollte.
    »Ich sehe an deinem Hals eine Münze, die deinem Vater gehört hat, wenn ich mich nicht irre. Vielleicht fängst du damit an. Obwohl, es gibt noch etwas anderes, etwas, was wir zuerst besprechen müssen – den Schutz deiner Ma. Ich würde dich zu Konstabler Tasley schicken, auch wenn’s schon zu spät

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