Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
schön mit dir, Kristina. Das alles hier, die Stunden in Söderholm, aber das ist nicht mein Leben.«
Ihre Stimme wurde zu klirrendem Eis. »Meine Güte, Harald, ich lege dir die Welt zu Füßen. Ich biete dir alles, was du sonst nicht haben kannst.«
Harald schaute sie mitleidig an. »Ich habe alles, was ich brauche. Du bist eine tolle Frau, Kristina, aber ich kann nicht mit dir leben. Mein Leben ist in Söderholm.« Er schwieg kurz und fügte dann leise hinzu: »Bei Malin.«
Als er den Namen seiner Frau aussprach, spürte er eine tiefe Sehnsucht nach ihr. Die letzten Tage waren wie ein Rausch gewesen. Er hatte geglaubt, die Zeit zurückdrehen zu können, und erst jetzt wurde ihm klar, dass Malin die Frau war, die wirklich zu ihm gehörte. Oh Gott, was hatte er in seiner Verblendung nur angerichtet?
Kristinas Augen wurden ganz dunkel und böse. »Und was ist mit deinem Sohn?«
Harald starrte sie an. Es dauerte, bis er verstand, was sie meinte. »Mikael? Mikael ist mein Sohn?«, fragte er stockend.
Sie nickte.
Er spürte, wie Wut in ihm wuchs, heftige Wut. »Du hast mir all die Jahre verschwiegen, dass ich einen Sohn habe?«
Seine harte Stimme schien sie zu erschrecken. »Ich wollte dich damit nicht belasten«, sagte sie schnell.
Harald war fassungslos. »Weiß Mikael, dass er mein Sohn ist?«, stieß er hervor.
Kristina schüttelte den Kopf. »Es war besser so.«
Harald betrachtete Kristina irritiert. Was er sah, erschütterte ihn. Sie war kalt und egoistisch, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Zum ersten Mal sehe ich sie so, wie sie wirklich ist, dachte er ernüchtert.
»Es war besser so? Malin und ich haben alles getan, um ein Kind zu bekommen«, sagte er heiser. »Es war über viele Jahre unser größter Wunsch, und du verschweigst mir die ganze Zeit, dass ich einen Sohn habe!«
Harald ging an ihr vorbei, warf seine Sachen in seinen Koffer und verließ die Wohnung ohne ein weiteres Wort. Er musste es nicht ausdrücklich aussprechen, Kristina hatte gewiss auch so verstanden, dass er ihr das niemals verzeihen konnte.
Kristina schaute ihm nach. Sie zuckte zusammen, als die Wohnungstür hinter ihm zufiel. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, aber schon nach wenigen Sekunden schien sie sich wieder völlig unter Kontrolle zu haben. Sie verharrte eine Weile auf der Stelle. Eine schöne weiße Gestalt, in einer sterilen weißen Umgebung. Sie hatte etwas von einer Eisprinzessin. Einsam und gefangen in ihrer weißen kalten Welt.
Lena saß an ihrem Arbeitsplatz, als Kristina in die Agentur kam. In einem eleganten dunkelblauen Kostüm, die Haare aufgesteckt. Sie sah aus wie immer, lächelte in alle Richtungen und wünschte den Mitarbeitern einen guten Morgen.
»Na, Lena, alles okay?«, fragte sie, als sie zu ihr kam.
»Hm«, machte Lena.
Kristina schaute sie fragend an. »Ist etwas?«
»Ich habe gerade die Nachricht aus New York bekommen, dass ich in zwei Wochen anfangen soll. Ist das okay für dich?«
Ist das okay für mich?, fragte sich Lena in Gedanken. Nicht darüber nachdenken, es nur nicht infrage stellen …
»Klar, das ist in Ordnung«, sagte Kristina. »Ich freue mich für dich, du wirst eine tolle Zeit haben. Und wenn du in ein paar Jahren zurückkommst, mache ich dich zu meiner Partnerin.«
Lena schnappte nach Luft. »Was?« All ihre Wünsche schienen sich auf einen Schlag zu erfüllen. Die Wünsche jedenfalls, die sie vor Söderholm vorangetrieben hatten.
»Du bist gut«, sagte Kristina. »Das ist jetzt schon klar. Aber in den USA werden sie dich zu einem Brillanten schleifen. Genau so, wie ich mir meine Nachfolgerin irgendwann einmal vorstelle.«
Partnerin, Nachfolgerin … Lena schwirrte der Kopf. Das war mehr, als sie sich je erträumt hatte.
»Das meinst du ernst?«
»Mit solchen Angeboten mache ich keine Scherze«, versicherte Kristina. Sie drehte sich um, als eine der Praktikantinnen nach ihr rief, und ging an deren Schreibtisch.
Lars, der am Tisch vor Lena saß, kam zu ihr. »Herzlichen Glückwunsch«, sagte er aufgeregt.
»Ja, danke«, erwiderte Lena und fühlte sich immer noch wie erstarrt. »Ich hätte nie gedacht, dass sie so viel Vertrauen in mich hat.«
»Klar hat sie das«, behauptete Lars im Brustton der Überzeugung. »Du bist doch genau wie sie.«
Lars ging zurück zu seinem Schreibtisch, doch Lenas Blick flog zu Kristina hinüber. »Ach ja?«, sagte sie leise. »Bin ich das wirklich?«
Harald hatte die Adresse im Telefonbuch gefunden. Das Fotostudio war in
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