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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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angespannt, seine Miene verriet, dass er unter der Last seiner eigenen Schuld fast zusammenbrach. Valerie sah seine Anspannung. Er war ihr Vater, und trotz allem, was passiert war, hatte sie das Gefühl, ihm helfen zu müssen.
    »Es ist besser so, wenn Markus und ich ganz woanders von vorn anfangen«, sagte sie zu Irma und enthob Olof so einer Antwort.
    Olof hob den Kopf, plötzlich lächelte er. Valerie schien es so, als hätte er gerade in einem einsamen stillen Kampf eine Entscheidung getroffen, die ihm die Last von den Schultern nahm. »Es ist großartig von dir, Valerie, dass du mich schützen willst. Aber es ist nicht richtig, dich jetzt auch noch in meine Lügen mit hineinzuziehen«, sagte er mit fester Stimme. Er wandte sich Irma zu, die ihn erstaunt musterte. »Es ist Zeit für die Wahrheit, und ich bitte dich bereits jetzt um Verzeihung für das, was ich dir sagen werde: Ich habe dich vor vielen Jahren einmal betrogen.« Olof machte eine kurze Pause. Er blickte kurz in Valeries Richtung und schaute dann seine Frau wieder an. »Valerie ist meine Tochter.«
    Sekundenlang war es vollkommen still im Raum, dann sagte Valerie sanft: »Das hättest du nicht tun müssen.« Dabei übernahm sie wie selbstverständlich das Du, mit dem er sie eben auch angesprochen hatte. Es fühlte sich nicht nur richtig, sondern sogar gut an. Trotz der Situation, die immer angespannter wurde.
    »Doch, das hätte ich schon lange machen müssen«, widersprach Olof. »Und ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen, dass ich den Mut dazu nicht früher hatte.« Liebevoll strich er über Valeries Arm, bevor er sich seiner Frau zuwandte: »Ich hatte Angst, dass du mich verlässt und Leonie mich verachtet, dass unser ganzes Leben zusammenbricht, wenn ich dir gestehe, dass ich eine Tochter habe.« Olof machte eine kurze Pause. »Und einen wundervollen Enkel«, sagte er.
    Irma wehrte ihn mit beiden Händen ab, als er auf sie zukam. Ihr Gesicht war verzerrt, als hätte sie Schmerzen. »Wie lange weißt du es schon?«, fragte sie rau.
    Dieses Mal war Olof ehrlich. »Seit ihrer Geburt.«
    Irma stand mit hängenden Schultern vor ihm. In ihren Augen glitzerten Tränen, aber ihre Stimme klang hart und unversöhnlich. »Und du hättest weiter geschwiegen, wenn sich deine Tochter nicht zufällig in deinen Schwiegersohn verliebt hätte, oder?«
    Olof öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich darauf wieder und nickte beschämt.
    Valerie empfand großes Mitleid mit Irma. Sie wusste selbst, wie weh es tat, wenn man von dem Mann, den man liebte, belogen und betrogen wurde. Es gab nichts mehr zu sagen, und Irma war vermutlich keine Frau, die zu großen Szenen neigte. Wortlos verließ sie das Zimmer.
    »Genau das habe ich befürchtet«, sagte Olof. Er war aschfahl und schien um Jahre gealtert. »Sie wird mir nie verzeihen.«
    »Wie schlecht du sie doch kennst«, widersprach Markus. »Nach fast fünfundvierzig Jahren Ehe weißt du immer noch nicht, wie sehr sie dich liebt.«
    Olof senkte schweigend den Kopf, dann verließ er den Raum und folgte seiner Frau.
    Valerie hoffte inständig, dass die beiden wieder zueinanderfanden. Was immer Olof auch mit ihrer Mutter verbunden haben mochte, Irma war die Frau, die zu ihm passte und zu ihm gehörte.
    Markus nahm sie in die Arme. »Es wird alles gut«, sagte er leise, und Valerie wollte ihm nur zu gerne glauben. Sie machte sich Sorgen um ihren Vater – um einen Mann, den sie vor Kurzem nicht einmal gekannt hatte.
    Markus küsste sie zärtlich. Valerie schloss die Augen und schmiegte sie an ihn.
    »Es gibt gute News …«
    Markus und Valerie fuhren erschrocken auseinander. Beide starrten Leonie an, die von ihrer Position im Türrahmen aus zurückstarrte. Valerie war es peinlich, von Leonie in dieser Situation überrascht zu werden. Immerhin war Leonie noch mit Markus verheiratet.
    Leonie aber lachte laut auf und setzte sich auf das Sofa. »Wo sind Mama und Papa? Sie sollen auch erfahren, dass ich den Job in Stockholm angenommen habe.«
    Valerie und Markus schauten sich an, antworteten aber nicht.
    »Hallo? Was ist denn hier für eine Friedhofsstimmung?«, fragte Leonie schmunzelnd.
    Markus räusperte sich. »Dein Vater hat uns eben mit der Neuigkeit überrascht, dass du nicht sein einziges Kind bist«, rückte er mit der Sprache raus.
    Valerie nickte und zeigte mit der Hand auf sich.
    »Das glaube ich jetzt nicht«, stieß Leonie hervor. »Du bist meine Schwester?!«
    »Halbschwester«, stellte Valerie

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