Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
Markus gewartet und fing ihn vor der Brauerei ab. »Was wollte dieser Philipps von dir? Hat er dir ein Angebot gemacht?«
Markus nickte.
Olof fühlte sich, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen. »Du denkst also daran, dich zu verändern?«, fragte er erschrocken.
Markus zögerte einen Augenblick, bevor er antwortete. »Ich dachte immer, eine bessere Stelle als bei dir kann ich nicht finden, und es ist mir eine große Ehre, dass ich dein Nachfolger werden soll.« Er sah auf seine Schuhspitzen, bevor er plötzlich den Kopf hob und Olof direkt ins Gesicht schaute. »Ja, ich denke darüber nach, wieder nach Kanada zu gehen.«
Olof fiel ihm ins Wort. »Aber das darfst du nicht, Markus!«, rief er energisch. Er spürte sein Herz schnell und hart in seiner Brust schlagen. Zuerst teilte seine Tochter ihm mit, dass sie und Markus sich scheiden lassen wollten, und nun wollte sein Schwiegersohn auch noch das Land verlassen! Der einzige Mensch, dem er seine Brauerei guten Gewissens überlassen hätte!
»Du kannst nicht einfach davonlaufen«, sagte Olof schwer atmend.
Markus lächelte knapp. »Ich laufe nicht davon.«
Olof spürte die Entschlossenheit seines Schwiegersohnes. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er es ernst meinte. »Was kann ich tun, um dich zu halten, mein Junge?«, fragte er in einem letzten Versuch, ihn umzustimmen.
Markus legte eine Hand auf Olofs Schulter. »Es tut mir leid, Olof. Es liegt nicht an dir.«
Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging. Olof blieb nichts, als ihm hilflos nachzusehen. Es war alles aus und vorbei. Alles zerstört, durch seine eigene Schuld, und was zurückblieb, war nichts als ein riesiger Scherbenhaufen. Jetzt verließ ihn auch noch Markus.
Auch wenn Markus noch nicht direkt bestätigt hatte, dass er Philipps Angebot angenommen hatte, so spürte Olof doch ganz deutlich, dass es ihn von hier fortzog.
Je schneller sie von hier wegkamen, desto besser. Valerie hatte eine Freundin in Stockholm angerufen und gefragt, ob sie für ein oder zwei Nächte bei ihr bleiben konnten. Wie der Zufall es wollte, hatte Hanna gerade einen Urlaub gebucht und stellte Valerie ihre Wohnung für die nächsten drei Wochen zur Verfügung. In dieser Zeit würde sie eine Wohnung finden müssen, und vielleicht hatte sie ja auch bei der Stellensuche Glück. Als Erstes würde sie es wieder bei Modersson und Partner versuchen. Valerie hoffte sehr, dass alle Beteuerungen bei ihrem Abschied nicht nur leere Phrasen gewesen waren.
Phrasen … Wie oft hatte sie in den letzten Stunden an Markus gedacht? Jede Situation, jedes Bild, jedes Wort schien Gedanken an ihn auszulösen, egal wie sehr sie sich bemühte, ihn aus ihrem Gehirn und aus ihrem Gefühlsleben zu verdrängen. Der Abschied in der Brauerei war ihr fast unmenschlich schwergefallen, und sie war diesem fremden Mann dankbar, dass er Markus aufgehalten hatte. Nicht auf Dauer, wie sich jetzt herausstellte, denn in diesem Moment bog Markus in seinem Wagen um die Ecke. Eilig machte sie sich auf den Weg ins Haus, aber er war schneller und stellte sich ihr in den Weg.
»Was hältst du von Kanada?«, fragte er eifrig.
»Bitte?« Valerie schüttelte verärgert den Kopf. Warum machte er es ihr so schwer?
»Wir können nach Kanada gehen und ganz von vorn anfangen.« In seiner Stimme klang ehrliche Begeisterung.
Erstaunlicherweise war es Olof Wilander, der ihr zuerst durch den Kopf schoss. »Du bist verrückt, du kannst die Brauerei nicht im Stich lassen«, sagte sie prompt.
Markus blickte ihr in die Augen. »Ich gebe zu, es fällt mir schwer. Die Brauerei sollte so etwas wie mein Lebenswerk werden, aber wenn du hier nicht leben kannst, dann kann ich es auch nicht mehr. Ich habe das Angebot einer kanadischen Brauerei erhalten, und es wäre für uns drei die Chance, völlig neu anzufangen.«
Es berührte sie zutiefst, dass er Lasse in seine Planungen mit einbezog. Die Vorstellung, mit Markus an einem anderen Ort völlig neu anzufangen, war verführerisch.
Markus schien ihr Zögern als Zustimmung zu deuten. »Die Scheidung von Leonie ist nur noch eine Formsache«, fuhr er fort. Als sie immer noch nichts sagte, griff er nach ihrer Hand.
»Valerie, ich liebe dich, und ich will mit dir und Lasse zusammenleben. Wenn es hier nicht geht, dann müssen wir eben einen anderen Ort finden.«
Es lag ja nicht nur am Ort. Sie hatte sich auch wegen Olof von Markus trennen wollen. Er war ihr Vater und hatte deutlich signalisiert, dass er
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