Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
nicht zu ihr stand. Sie würde diese Heimlichtuerei nicht aushalten. Aber wenn Markus von hier weggehen wollte und Leonie und Markus sich ohnehin trennten, warum sollte sie dann nicht mit ihm glücklich werden?
»Du meinst das wirklich ernst?« Sie legte ihre Arme um seinen Hals.
»Ich habe noch nie etwas so ernst gemeint«, flüsterte er dicht an ihrem Ohr. Er küsste sie, und diesmal wagte Valerie es endlich, doch an ihr gemeinsames Glück zu glauben. So standen sie eine Ewigkeit, bis Valerie sich schließlich aus der Umarmung löste. Sie geleitete Markus zur Sitzgruppe auf dem Bootssteg. Es gab viel zu besprechen. Vor allem gab es noch etwas, was Valerie Markus unbedingt sagen musste. Es sollte keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen geben.
»Bevor wir zu Irma und Olof gehen und ihnen sagen, dass wir Boxenberg verlassen, musst du noch etwas wissen«, begann Valerie. Sie zögerte einen Moment, ließ seinen Blick nicht los, als sie leise sagte: »Olof ist mein Vater.«
Markus starrte sie entgeistert an. »Was?«
Valerie nickte. »Ich habe es selbst erst hier erfahren. Es ist Olofs Geheimnis, und ich nehme an, er will es auch weiterhin verschweigen. Vermutlich hat er Angst davor, seine Ehe und seine Familie zu zerstören.« Sie blickte ihn zärtlich an. »Jetzt weißt du, warum ich hier nicht bleiben kann.«
Markus brauchte eine Weile, um diese Neuigkeit zu verdauen, dann zog er sie an sich und küsste sie. Ein kurzer Aufschub vor dem Gespräch mit Olof und Irma.
Im Wohnzimmer warf Olof seine Jacke achtlos auf das Sofa und ging ruhelos umher. Er fühlte sich, als wäre sein ganzer Körper aus Blei. Als wäre das alles noch nicht schlimm genug, hatte Ludvig ihn angerufen und ihm mitgeteilt, dass Valerie Bescheid wusste. Wie sehr musste sie ihn verachten für das, was er getan hatte!
Vor dem schmalen Tisch an der Wand blieb er stehen und betrachtete die Fotos. Ein Bild zeigte ihn zusammen mit seiner Frau und Leonie. Eine glückliche kleine Familie …
Alles Lüge!
Olof legte das Foto mit der Vorderseite nach unten auf den Sekretär, als er hinter sich die Stimme seiner Frau hörte.
»Was machst du denn hier um diese Zeit? Geht es dir nicht gut?«
Olof wandte sich um. Irma kam auf ihn zu, ihr Blick war besorgt auf ihn gerichtet.
»Sie werden sich trennen«, sagte Olof hart. »Wir können sie nicht davon abhalten.«
Irma trat zu ihm, legte sanft ihre Hände auf seine Brust. »Hast du mit ihm gesprochen? Hast du ihm denn nicht gesagt, dass er sich nicht gleich trennen muss, weil er sich …«
»Leonie hat es mir gesagt«, fiel Olof ihr ins Wort. »Sie lieben sich nicht mehr.«
Irma ließ ihre Hände sinken. Sie wandte sich ab und starrte regungslos aus dem Fenster. Olof trat hinter sie, beide sagten sie kein Wort.
Irma und Olof standen zusammen im Wohnzimmer, als Markus und Valerie durch die offene Terrassentür ins Haus kamen. Valerie kam sich vor wie ein Eindringling, nicht nur in dieses Haus, sondern in das Leben der Wilanders. Sie war froh, dass Markus das Gespräch mit den beiden übernahm, obwohl es auch ihm offensichtlich nicht leichtfiel.
»Olof, Irma«, begann er ein wenig formell, »ich muss euch etwas sagen.«
Olof und Irma standen dicht nebeneinander. Wie zwei Menschen, die beieinander Schutz suchten und sich für das wappneten, was auf sie zukam. Olof hatte eine Hand auf Irmas Schulter gelegt.
»Valerie und ich werden nach Kanada gehen«, sagte Markus. »Ich kann da die Geschäftsführung einer Brauerei übernehmen.«
»Nein, Markus, das kannst du nicht tun!«, sagte Irma entschieden.
Olof ließ seine Frau los und trat auf Markus zu. »Was wird aus unserer Brauerei?«, fragte er tonlos.
»Es ist nicht Markus’ Schuld«, mischte Valerie sich ein. »Ich kann nicht in Boxenberg bleiben.« Sie blickte Olof ins Gesicht, und der Ausdruck seiner Augen zeigte ihr, dass er genau verstand, was sie meinte. Er senkte den Blick und ging zurück zu seiner Frau.
»Aber das ist nicht fair, Valerie!«, rief Irma aus. »Selbst wenn Markus und Leonie sich trennen … Markus gehört hierher.« Diesmal war es Irma, die auf sie zutrat und vor ihr stehen blieb. »Und was ist mit Lasse? Ihr kleiner Sohn fühlt sich hier doch zu Hause.« Sie wandte sich zu Olof um, ging wieder zu ihm und umfasste seinen Arm. »Olof, jetzt sag doch auch etwas. Markus gehört doch zur Familie, und wenn er und Leonie sich einig sind, muss er doch nicht weggehen.«
Der innere Kampf war Olof förmlich anzusehen. Sein Körper war
Weitere Kostenlose Bücher