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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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das Kerngeschäft von Brot und Brötchen beschränken, zumindest für eine Übergangszeit?
    Als Magnus den Laden betrat, fand sie die Antwort in seinem aschfahlen Gesicht. Es würde keine Torten mehr geben. Heute nicht und morgen auch nicht.
    Magnus schien völlig in sich versunken, und es war ihm anzusehen, dass es keine erfreulichen Gedanken waren, die in seinem Kopf kreisten. Er zog mechanisch sein Hemd aus, hing es an den Haken neben der Tür zur Backstube und griff nach seiner Bäckerschürze. Plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne und starrte vor sich hin.
    »Die Dreikornbrote sind aus«, sagte Ulla sanft, um die Stille zu durchbrechen. »Und die Nussbrötchen auch.«
    »Ich bin schon auf dem Weg«, entgegnete Magnus knapp und öffnete die Tür zur Backstube.
    »Es ist das Beste so«, platzte es aus Ulla heraus. Eigentlich hatte sie das Thema nicht kommentieren wollen, aber sein Schmerz und seine Traurigkeit rührten sie zutiefst. Sie kannte ihn lange genug, um zu wissen, wie sehr die Situation ihn quälte.
    Magnus fuhr herum, starrte sie mit rot geränderten Augen an. Sie wusste sofort, dass die Bemerkung ihn tief getroffen hatte. Sie wusste nicht einmal, ob sie wirklich meinte, was sie sagte. Aber es war zu spät.
    »Jetzt wird alles wieder wie früher«, fügte sie lahm hinzu.
    Sie sah, wie die Muskeln in seinem Gesicht arbeiteten. »Und das denkst du, ist das Beste?«, fuhr er sie schließlich an. »Immer so weiterzumachen wie bisher und nichts infrage zu stellen?«
    Ulla zuckte ob der Heftigkeit seiner Reaktion zusammen und setzte zu einer Antwort an, doch das Klingeln des Telefons kam ihr zuvor. Als Magnus keine Anstalten machte, das Gespräch anzunehmen, griff sie selbst zum Hörer.
    »Bäckerei Sigge.«
    Am anderen Ende meldete sich Evert Alander. Er wollte seine Tochter sprechen. Sein Ton klang nicht unfreundlich, aber ungeduldig und war durchsetzt mit Autorität.
    »Ihre Tochter ist nicht da«, erwiderte Ulla steif. Magnus’ aufmerksamer Blick verriet ihr, dass er sofort wusste, mit wem sie telefonierte.
    »Richten Sie meiner Tochter bitte aus, dass ich sie sehen will«, hörte sie Evert Alander sagen. In Ullas Ohren klang das wie ein Befehl und nicht wie eine Bitte.
    »Ich sage es ihr«, erwiderte sie knapp.
    Sie spürte heftigen Ärger in sich aufsteigen, als er seine Aufforderung noch einmal wiederholte.
    »Ja, ich sage ihr, dass Sie sie sehen wollen«, sagte sie laut und ärgerlich. Ohne Selmas Vater noch einmal zu Wort kommen zu lassen, verabschiedete sie sich und knallte den Hörer auf.
    Meine Güte, was bildete der Mann sich eigentlich ein? Dass alle nach seiner Pfeife tanzten, so wie er das gerade wollte? Ihr Ärger schlug in heftige Wut um. »Typisch!«, schimpfte sie laut und wischte erneut über die Scheiben des Tresens, hektisch dieses Mal.
    »Sie soll zu ihm kommen«, steigerte sie sich weiter in das Thema hinein. »Wieso kommt er denn nicht einfach zu ihr? Wenn sie ihm etwas bedeutet, kann er sich doch ins Auto setzen und hierherkommen, oder nicht?« Sie sah Magnus kurz an, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. »Aber sie sind alle gleich«, stieß sie hervor, »alles muss nach ihrem Kopf gehen.« Sie spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen, und mühte sich nicht, sie zurückzuhalten. Sie begegnete Magnus’ verwundertem Blick, und plötzlich wurde ihr klar, was sie gerade gesagt hatte. Es ging ihr nicht um Selma Alander, es war ihre eigene Situation, die sie so heftig reagieren ließ.
    Magnus schien zu ahnen, was in ihr vorging. Er kam zu ihr, nahm sie in die Arme.
    »Ist ja gut«, sagte er sanft, während er beruhigend über ihren Rücken streichelte. »Du musst dich nur mal trauen und dich endlich mit ihm aussprechen«, hörte sie ihn nach einer Weile sagen.
    Ulla glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Ausgerechnet er schlug ihr vor, sich mit ihrem Vater auszusprechen? Nach all dem, was passiert war? Nie im Leben hätte sie eine solche Antwort aus seinem Mund erwartet. Wütend riss sie sich los. »Ich dachte, wenigstens du verstehst mich, aber du redest schon genauso, wie deine Lucia!«, schrie sie, bevor sie sich verzweifelt abwandte.
    Sie war so unglaublich wütend, so verletzt. Und trotzdem spürte sie die Sehnsucht, er möge noch einmal zu ihr kommen und sie in die Arme nehmen. Doch als sie sich eine Weile später kurz umschaute, sah sie gerade noch, wie Magnus kopfschüttelnd durch die Tür zur Backstube ging.
    Blind vor Tränen war sie durch die Gegend gelaufen,

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