Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
schaute seine Mutter bitter an. »Ich werde ganz einfach das machen, was ich immer getan habe. Ich habe eine Bäckerei und einen Job als Bürgermeister. Ich denke, das reicht.«
»Ich rede von Lucia«, sagte Greta geduldig.
»Selma!«, fuhr Magnus auf. »Sie heißt Selma Alander!«
Sie fühlte sich seltsam verloren in dieser Umgebung, die ihr vertraut geworden war. Das Wissen, dass sie nicht wirklich hierhergehörte, quälte sie.
Stockholm, wo sie laut Bernd Martedal hingehörte, war unerreichbar weit, obwohl es nur etwas mehr als eine Stunde von Sandbergen entfernt lag. In diesen Minuten fühlte sie sich heimatlos, nirgendwo zugehörig.
Sie ging gedankenverloren umher, hatte kein festes Ziel und fand sich doch plötzlich auf dem Marktplatz wieder. Dahinten war die Bäckerei Sigge, gegenüber das Rathaus. Als sie Magnus neben seinem Auto sah, zusammen mit seiner Mutter, klopfte ihr Herz schneller. Sie ging eilig zu ihm, bekam gerade noch mit, wie er Greta mit erhobener Stimme verbesserte:
»Selma! Sie heißt Selma Alander!«
»Magnus, ich muss mit dir reden«, sagte sie leise und sehr unglücklich.
Greta schaute sie an, und Selma war ihr dankbar für das liebevolle Lächeln, das sie ihr schenkte. »Ich bin schon weg«, sagte Greta und wandte sich zum Gehen.
»Es tut mir so leid«, sagte Selma in ihre Richtung. »Ich habe es wirklich nicht gewusst.«
Greta schüttelte nachgiebig den Kopf. »Du musst dich nicht dafür entschuldigen, wer du bist, Lucia.«
»Sie heißt Selma«, fuhr Magnus bitter dazwischen.
Greta nickte ihr noch einmal zu, bevor sie ging. Und lächelte. Wenigstens Magnus’ Mutter schien zu verstehen, was in ihr vorging.
Als sie mit Magnus allein war, suchte sie seinen Blick. Sie spürte ihren eigenen Herzschlag. Jedes Pochen verstärkte die Angst in ihr.
»Als Lucia fühlte ich mich wohler«, sagte sie leise.
»Darauf kommt es nicht an.« Er schüttelte den Kopf, schien sich immer weiter von ihr zu entfernen. So hart und unbeugsam hatte er sie noch nie angesehen. »Was willst du noch hier?«, fragte er. »Ich dachte, du wärst längst auf dem Weg nach Stockholm.«
»Bitte, Magnus, ich möchte wirklich mit dir reden«, sagte sie. Einen Augenblick lang befürchtete sie, dass er ablehnen und sie einfach stehen lassen würde. Sie wusste schließlich, wie groß seine Angst war, noch einmal verletzt zu werden. Zu ihrer Erleichterung nickte er, aber seine Miene blieb unzugänglich.
»Lass uns ans Wasser fahren«, bat sie. Magnus deutete durch ein Kopfnicken an, dass er einverstanden war.
Sie gingen zu der Stelle am Ufer, wo sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Seither waren erst ein paar Tage vergangen, aber inzwischen schien es so weit entfernt zu sein, wie Magnus von ihr entfernt war, obwohl er dicht neben ihr ging.
Der schmale Weg führte direkt am Wasser vorbei. Die Wellen schlugen leicht ans Ufer, die Sonne schien durch das Laub der Bäume und malte helle Flecken auf den Boden.
»Ich habe mich von Anfang an hier wohlgefühlt«, begann sie leise.
Magnus sah sie nicht an. »Du kannst nicht hierbleiben, Selma«, sagte er hart.
Jedes Mal wenn er ihren richtigen Namen aussprach, versetzte es ihr einen Stich. Sie wollte nicht Selma sein, sie war Lucia. Die Kälte seiner Stimme machte ihr Herz schwer.
»Wo soll ich denn hin?«, rief sie verzweifelt. »Ich vermisse diese Firma, diese Familie nicht! Das alles hat nichts mit mir zu tun!«
»Doch, hat es«, widersprach er schnell. »Es ist dein Leben.«
Mein Leben ist hier, dachte sie. Sandbergen, die Menschen hier. Wie könnte ich je woanders leben, nachdem ich hier so glücklich gewesen bin? Du bist mein Leben, Magnus. Ich will nirgendwo anders sein als bei dir.
Vielleicht hätte sie ihm das genau so sagen sollen. Aber sie traute sich nicht. »Kannst du dir vorstellen, dass ich die Chefin der Alander-Werke sein soll? Ich weiß noch nicht einmal genau, was ich da machen muss. Aber ganz sicher nicht in einer Backstube stehen und mit meinen eigenen Händen Backwerke formen, die den Menschen gefallen und die ihnen schmecken. Mein Gott, Magnus, ich liebe, was ich hier mache!«, rief sie stattdessen.
Magnus antwortete nicht sofort. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinanderher.
»Und was ist mit deinem Vater?«, wollte er plötzlich wissen. Er blieb stehen und wandte sich ihr zu. »Was ist mit deinem Verlobten? Das sind Menschen, die dich lieben«, sagte er eindringlich.
Sie spürte, dass er recht hatte, dass sie diesen
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