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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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hatte die Plätze aufgesucht, die ihr vertraut geworden waren, während sie gleichzeitig wusste, dass sie diesen Ort verlassen musste. Es machte ihr Angst, aber noch schlimmer war der Schmerz, den ihr dieser Abschied bereitete.
    Magnus hatte sie weggeschickt. Er wollte sie nicht mehr hierhaben, nachdem er wusste, wer sie wirklich war.
    Ich bleibe doch ich, dachte sie verzweifelt. Auch wenn mein richtiger Name Selma Alander ist, so ist Lucia doch ein Teil von mir. Wenn Magnus das nicht begreift, dann hat er mich nie wirklich geliebt.
    An diesem Punkt ihrer Erkenntnis hielt sie es kaum noch aus. Der Schmerz in ihrer Seele bereitete ihr geradezu körperliche Leiden, und sie musste sich bewegen, um sie halbwegs aushalten zu können. Immer schneller wurde sie, als könnte sie ihrem Kummer davonlaufen. Im Laufschritt erreichte sie Magnus’ Haus. Sie stürmte um die Ecke und riss beinahe Greta um, die gerade mit einem gefüllten Wäschekorb durch die Tür trat.
    »Hej, nicht so stürmisch, Selma Alander«, rief Greta. »Wo willst du denn hin?«
    Selma, ich bin Selma, schoss es ihr durch den Kopf. Selbst Greta sprach sie jetzt mit diesem Namen an, vor dem sie so gerne davongelaufen wäre. Sie hielt inne. Sie würde sich daran gewöhnen müssen, diesen Namen zu hören. Und an das Leben, das damit zusammenhing. Aber ob sie da hinwollte? Sie schüttelte schließlich den Kopf. »Ich weiß es eigentlich selbst nicht«, sagte sie atemlos.
    Greta stellte den Wäschekorb ab, und gleich darauf spürte Selma Gretas Hände auf ihren Schultern. Sie wich ihrem Blick nicht aus, als sie sie sagen hörte: »Ich glaube schon, dass du das weißt. Du hast nur Angst davor.«
    Selma schluckte schwer. Sie spürte, dass Greta recht hatte. »Es gefällt mir nicht, was ich über mein Leben erfahre«, stieß sie heftig hervor. »Das bin nicht ich, diese Karrierefrau, die eine riesige Firma leitet.«
    Gretas Hände streichelten über ihre Schultern. »Auf jeden Fall warst du es einige Jahre«, sagte sie liebevoll. »Es gehört zu dir und ist ein Teil von dir, ob du es willst oder nicht.«
    Selma war ihr dankbar für die offenen Worte, gleichzeitig spürte sie große Traurigkeit in sich. »Warum kann ich denn nicht einfach hierbleiben?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
    Greta schüttelte den Kopf und nahm den Wäschekorb wieder hoch. »Du hast keine Wahl, Selma«, sagte sie eindringlich. »Du musst zurückgehen in dein altes Leben und …«
    Es war genau der Satz, vor dem Selma sich die ganze Zeit gefürchtet hatte. Die Verzweiflung traf sie mit voller Wucht. »Wieso wollt ihr mich denn alle loswerden?«, schrie sie auf, während Tränen über ihre Wangen liefen. »Ich dachte, ihr mögt mich! Ich habe euch alle in mein Herz geschlossen, und ihr lasst mich jetzt fallen. Ich habe mich doch nicht verändert, nur weil ich einen anderen Namen habe.« Sie schluchzte laut auf und spürte, wie ihre Trauer ihr die Kehle zuschnürte. Eilig lief sie an Greta vorbei ins Haus, stürmte hinauf in ihr Zimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Mit tränenüberströmtem Gesicht starrte sie ins Leere.
    Was soll ich jetzt bloß machen?, fragte sie sich selbst. Dabei lag die Antwort auf der Hand. Niemand hier wollte sie, also würde sie gehen, auch wenn es ihr so unglaublich schwerfiel. Zurück zu dem Ort, der ihr Zuhause sein sollte, an den sie aber gar keine Erinnerung hatte. Zurück zu ihrem Vater, den sie nicht einmal erkennen würde, wenn er plötzlich vor ihr stand. Zurück zu Bernd Martedal und ihrem gemeinsamen Leben …
    Greta starrte Selma erschrocken nach, widerstand aber dem Impuls, ihr nachzulaufen. Sie ahnte, was in der jungen Frau vorging, aber sie konnte weder ihr noch ihrem Sohn helfen.
    Greta hob schweren Herzens den Wäschekorb auf und trug ihn zu der Leine auf der großen Wiese. Sie hatte die junge Frau lieb gewonnen und hätte sie so gerne getröstet. Gleichzeitig wusste sie, dass es keinen Trost für Selma gab. Sie konnte sich nicht hier in Sandbergen verstecken und musste sich endlich ihrem Leben stellen. Greta wusste, dass es nur eine einzige Lösung gab: Selma musste erst einmal zurück in ihr altes Leben. Erst wenn sie sich der Vergangenheit wieder voll und ganz bewusst war, konnte sie Entscheidungen für die Zukunft treffen. Und das musste sie jetzt alleine bewältigen, so schwer und schmerzhaft es auch sein würde.
    Sie alle hatten schließlich gewusst, dass dieser Tag kommen würde.
    Selma hatte insgeheim gehofft, dass Greta ihr folgen

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