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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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Menschen etwas schuldig war. Trotzdem ging es jetzt nicht um sie, sondern um ihn. Um Magnus. Und sie selbst. Sie schüttelte leicht den Kopf, schaute ihn flehend an. »Warum willst du mich loswerden? Du liebst mich doch.«
    Magnus atmete tief aus. »Ich habe mich dazu hinreißen lassen, Lucia zu lieben«, sagte er schließlich. »Das war dumm genug.«
    Sie hörte seine Worte, jedes davon schnitt ihr tief ins Herz. »Willst du damit sagen, dass du Selma nicht liebst?«, stieß sie hervor.
    Magnus zögerte sekundenlang. »Du gehörst einfach nicht hierher«, sagte er schließlich mit erstickter Stimme. Er drehte ihr den Rücken zu, schaute über das Wasser.
    Sie war fassungslos. Sie hatte damit gerechnet, dass sie sich entscheiden musste, wenn der Moment gekommen war, wenn ihr altes auf das neue Leben traf, hatte Angst davor gehabt und hart mit sich gerungen. Aber sie hatte sich entschieden. Nie hätte sie gedacht, dass er ebenfalls eine Entscheidung treffen würde. Und dass sie gegen sie ausfallen würde. Sie trat ganz dicht an ihn heran. »Du willst, dass ich gehe?«, flüsterte sie.
    Magnus drehte sich zu ihr um. »Es ist egal, was ich will, Selma«, sagte er hart. »Geh zurück nach Hause.«
    Sie konnte es nicht fassen. Tränen rannen über ihre Wangen. »Du wirfst mich wirklich aus deinem Leben?«
    »Ja.« Er nickte kurz und drehte ihr wieder den Rücken zu.
    Der Schmerz drohte sie zu zerreißen. Sie stolperte wie benommen den Weg zurück. Nach ein paar Metern drehte sie sich noch einmal um. Magnus schaute ihr nach, doch als ihre Blicke sich begegneten, wandte er den Kopf ab. In diesem Augenblick wusste sie, dass es vorbei war. Sosehr Magnus Lucia geliebt hatte, Selma konnte er offensichtlich nicht lieben.
    Lucia, seine große Liebe, existierte nicht mehr. Es fühlte sich an, als wäre ein Mensch gestorben, der ihm mehr als alles andere auf der Welt bedeutet hatte. Ein Teil von ihm war herausgerissen worden. Der Schmerz war kaum auszuhalten.
    Als er sich nun noch einmal umdrehte, als ihre Blicke sich begegneten, da wäre er am liebsten zu ihr gelaufen, um sie in die Arme zu nehmen. Er wollte nichts lieber, als dass sie hierblieb und nicht nach Stockholm ging. Mit Lucia hätte das funktioniert, aber so …
    Es würde nicht gut gehen. Sie war nicht mehr Lucia, sie war Selma, und die gehörte nun einmal nicht hierher.
    Schnell wandte er den Blick ab, um nicht doch noch schwach zu werden. Nein, er würde sich nie wieder verletzen lassen.
    Er starrte eine Weile gedankenverloren auf das Wasser, ohne die Schönheit der Landschaft wahrzunehmen, bevor er sich mit einem Ruck auf den Rückweg machte. Am liebsten hätte er sich zuhause verkrochen, aber dahin war Selma gewiss zuerst gegangen, und er wollte ihr auf keinen Fall noch einmal über den Weg laufen. Sie würde ihre Sachen abholen und von dort aus nach Stockholm fahren. Zumindest hoffte er das. Es wäre für sie beide besser, wenn sie sich nicht mehr begegneten.
    Magnus verspürte den Drang, in sein Auto zu steigen und ganz weit wegzufahren. Oder noch lieber mit seinem Boot hinauszufahren, um sich von Wind und Wellen weit raustragen zu lassen.
    Wütend trat er einen kleinen Stein vor sich her. Nein, das ging nicht. Eine solche Flucht würde ihm vielleicht für den Moment Erleichterung verschaffen, das zugrunde liegende Problem aber löste sie nicht. Außerdem war er nicht allein auf der Welt, er hatte schließlich Pflichten zu erfüllen, die unter dem privaten Kummer nicht vergessen werden durften. Er erinnerte sich an eine Sitzung im Rathaus später am Tag, musste vorher aber noch einiges in der Backstube erledigen.
    Der Gedanke daran versetzte ihm einen schmerzhaften Stich. In der Backstube würde etwas fehlen. Es war schön gewesen, zusammen mit Lucia dort zu werkeln, gemeinsam neue Rezepte zu kreieren und zu probieren. Er liebte ihr Lachen und ihre Kreativität.
    Er fühlte, wie ihn kurz eine Welle der Zärtlichkeit überkam, bevor sich erneut dunkle Schatten über ihn legten. Es war vorbei, und je schneller er sich das klarmachte, umso besser war es für alle Beteiligten. Eine Selma Alander gehörte nicht in die Backstube.
    Ulla wischte die Glasscheiben des Tresens ab, hinter dem die Torten ausgestellt waren, die Lucia am Morgen gebacken hatte. Oder besser gesagt Selma Alander, wie sie im wirklichen Leben hieß.
    Sie fragte sich, wie es jetzt weitergehen würde. Würde sie morgen auch wieder frische Torten in die Auslage stellen? Oder würden sie sich wieder auf

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