Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
in die Bäckerei. Ich fahre nach Stockholm und hole Selma zurück. Ich hätte sie erst gar nicht gehen lassen dürfen. Ich liebe Selma, und ich habe begriffen, dass ich ohne sie nicht glücklich werden kann«, sagte er lächelnd. Er wusste, das jedes Wort wahr war. Es fühlte sich richtig an.
Er winkte seiner Mutter zu, bevor er befreit den Weg hinunter zu seinem Auto lief. Dann fuhr er los, Richtung Stockholm.
Selma hatte in der vergangenen Nacht nur wenig geschlafen. Ihre Gedanken hatten sich lange im Kreis gedreht, aber als es ihr schließlich gelang, sie zu ordnen und gründlich zu durchdenken, war sie überrascht von der Einfachheit der Lösung, die sie gefunden hatte. Sie drehte sie noch eine Weile hin und her und bedachte sie von allen Seiten und fasste dann ebenfalls einen Entschluss. Sie bat Evert und Bernd sofort um ein Gespräch, als die beiden morgens in die Firma kamen. Die beiden erwarteten sie in Everts Büro.
»Papa, Bernd«, begann Selma förmlich. »Danke, dass ihr so früh Zeit für mich habt.«
Bernd saß bereits auf dem Sofa am Tisch, vermutlich ahnte er, was sie sagen wollte. Evert hingegen war völlig ahnungslos, als er jetzt ihr gegenüber mit einer gefüllten Kaffeetasse Platz nahm. Selma überlegte kurz, ob sie sich setzen sollte, entschied sich dann aber dagegen.
»Ich habe lange nachgedacht«, sagte sie entschlossen. »Das Einfachste für mich wäre, die Firma an Johnson oder irgendeinen anderen Interessenten zu verkaufen.«
Im Gesicht ihres Vaters spiegelte sich Entsetzen, er unterbrach sie aber nicht. Auch Bernd wirkte überrascht.
»Wir würden einen guten Preis erzielen«, fuhr Selma fort, »und ich könnte endlich das tun, was ich will.«
»Und das wäre?«, fragte Bernd lahm.
Selma setzte sich neben ihren Vaters aufs Sofa und schaute ihn an. »Im Grunde wollte ich nie etwas anderes, als wundervolle Kuchen backen«, sagte sie ernst.
»Aber …«, begann Evert, doch Selma ließ ihn nicht zu Wort kommen. Sie hatte sich alles sorgsam zurechtgelegt und wollte jetzt loswerden, was ihr auf dem Herzen lag.
»Ich weiß, dass es meine Entscheidung war, in die Firma einzutreten«, sagte sie. »Du hast mich nie dazu gedrängt. Ich dachte, es sei meine Pflicht als deine einzige Tochter. So wollte es die Tradition: Du gehst, ich folge.« Selma holte kurz Luft. »Aber ich hasse das alles«, stieß sie hervor. »Ich mag keine Büroarbeit, ich habe mein Studium gehasst, und ich hasse diese ständigen Meetings.«
Evert war fassungslos, das war ihm deutlich anzusehen. »Du hast das also alles nie gewollt. Warum hast du mir nie etwas gesagt?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Selma ehrlich. »Vielleicht habe ich es mir selbst nie eingestanden. Vielleicht aber auch, weil ich dann etwas hätte ändern müssen.« Sie betrachtete ihren Vater liebevoll. »Und, Papa, du willst das alles doch auch nicht. Du liebst diese Arbeit doch und willst dich nur zurückziehen, weil du glaubst, ich sei an der Reihe. Aber das ist doch Quatsch.«
Evert schaute sie an, und sie beobachtete erleichtert, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. Sie war sich sicher, dass sie die richtige Entscheidung traf, trotzdem hatte sie Angst gehabt, sie ihrem Vater zu vermitteln. Nicht, dass er sie nicht gutgeheißen hätte, er hatte stets Wert auf ihre ehrliche Meinung gelegt, aber ihre Entscheidung warf doch so einiges über den Haufen. Nun atmete sie erleichtert auf, ihr Vater verstand sie. Sie erkannte es an seinem Blick, noch bevor er etwas sagte, und das war das Wichtigste, nur darauf kam es an. Sie erläuterte den beiden Männern in aller Ruhe, wie sie sich die Zukunft der Alander-Werke vorstellte. Evert Alander sollte an der Spitze stehen, Selma war überzeugt, dass ihr Vater dazu noch viele Jahre in der Lage sein würde. Mit Bernd an seiner Seite, der diese Arbeit ebenfalls liebte. Selma hoffte von ganzem Herzen, dass sein Job als Geschäftsführer ihn letztendlich auch über die geplatzte Hochzeit hinwegtrösten würde.
Schließlich ließ Evert ein Flasche Champagner und Gläser bringen.
»Auf die Firma!«, sagte Selma.
»Auf einen tollen Neuanfang!«, sagte Bernd und wirkte dabei tatsächlich nicht sehr niedergeschlagen.
»Ich bin froh, dass wir die Firma zusammen leiten werden und ich weiterhin arbeiten darf«, sagte Evert lächelnd zu Bernd.
Selma nippte nur ein wenig an ihrem Glas und stellte es dann ab. »Ich muss jetzt los«, sagte sie.
Evert zwinkerte ihr zu. »Nach Sandbergen?«
Selma nickte
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