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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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leicht sein würde. So ruhig wie möglich versuchte er, ihr seine Gründe zu erklären. Er hatte die Situation immer wieder durchdacht und war immer zu demselben Schluss gekommen. »Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass du dein Leben verplemperst«, sagte er ruhig. »Du gehörst nicht hierher, Ulla. Ich war froh, dass du damals aufgetaucht bist, als ich nach Vaters Tod die Bäckerei übernehmen musste. Ich habe einfach zugesagt, ohne nachzudenken.«
    Er hatte es befürchtet. Ulla würde seine Entscheidung nicht verstehen. Noch während er sprach, riss sie sich die weiße Schürze herunter. Tränen liefen über ihre Wangen. »Wie kannst du das machen, Magnus?«, schrie sie. »Ich dachte, wir sind Freunde.«
    Sie knallte ihm die Schürze vor die Füße. Hilflos sah Magnus ihr nach, als sie sich an ihm vorbeizwängte und aus dem Laden lief.
    Selma, dachte er und bemerkte erstaunt, dass er sie in Gedanken nicht Lucia nannte, du hast unser Leben so sehr verändert. Ich wünschte, du wärst jetzt hier.
    Nie zuvor hatte er eine solche Sehnsucht nach einem Menschen empfunden. Sie quälte ihn, seit dem Moment, an dem sie sich umgewandt hatte und gegangen war. Weil er sie fortgeschickt hatte. Er kannte sich gut genug, um zu wissen, dass es auch mit der Zeit nicht besser werden würde. Und sie schien ihn schon jetzt zu zerreißen.
    Ulla stürmte zutiefst verletzt aus dem Laden. Wütend wischte sie sich die Tränen von den Wangen. Und blickte geradewegs in das Gesicht ihres Vaters. Ausgerechnet jetzt! Er war der Letzte, den sie jetzt sehen wollte. Sie wollte sich an ihm vorbeizwängen, doch er stellte sich ihr in den Weg.
    »Ulla«, sagte er ruhig.
    »Ich habe keine Zeit«, stieß sie hervor.
    »Warte!«, rief ihr Vater. Seine Schritte waren dicht hinter ihr. »Wir müssen reden«, sagte er. Sein Tonfall war eher ruhig denn flehend.
    »Nein!« Ulla wandte nicht einmal den Kopf, obwohl sie hörte, dass der Vater ihr immer noch folgte. Verdammt noch mal, warum ließ er nicht locker?
    »Ich will mich endlich bei dir entschuldigen«, hörte sie ihn rufen.
    Ulla traute ihren Ohren nicht. Obwohl alles in ihr danach schrie, weiterzulaufen, weg von ihm, weg von Magnus, weg von hier, blieb sie stehen. Langsam wandte sie sich um.
    Sie sah, wie ihr Vater einen Schritt auf sie zumachte. »Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren. Es tut mir so unendlich leid, ich war so ein Idiot«, sagte er. In seiner Stimme lag ehrliches Bedauern.
    Obwohl Ulla es nicht wollte, empfand sie Mitleid mit ihm. Sein Blick war beständig auf sie gerichtet.
    »Ich konnte damals einfach nicht anders«, versuchte er zu erklären. »Ich war voller Schmerz und Wut.«
    Es war, als hätte er mit seinen Worten einen Knopf gedrückt. Er, ausgerechnet er redete von Schmerz und Wut! »Was glaubst du denn, wie es mir ergangen ist?«, stieß sie hervor. »Ich habe doch auch meinen Bruder verloren! Und mein Vater hat mich verachtet, mich mit Forderungen überschüttet, anstatt mich zu verstehen und gemeinsam mit mir zu trauern.« Sie ließ ihren Tränen freien Lauf.
    Sie sah, dass ihre Worte ihren Vater trafen. Er stand mit hängenden Schultern vor ihr, in seinen Augen lagen Tränen. »Ich weiß das doch alles«, sagte er mit erstickter Stimme.
    Er hatte nichts mehr mit dem harten Anwalt gemein, der ihr nach dem Tod ihres Bruders das Leben zur Hölle gemacht hatte. Der sie so sehr gequält hatte, dass sie nur noch von dem einen Wunsch beseelt gewesen war, es ihm heimzuzahlen. Vor ihr stand ein gebrochener Mann, der aufrichtig um Verzeihung bat.
    »Ich wusste es all die Jahre und konnte trotzdem nicht über meinen Schatten springen«, fuhr Max mit erstickter Stimme fort. »Bitte, Ulla, verzeih mir.«
    Ulla sah sein ehrliches Bedauern und schüttelte dennoch den Kopf. Verzeihung, welch ein großes Wort. »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, sagte sie ehrlich. »Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll.« Nun stockte auch ihre Stimme.
    Max stand reglos vor ihr, doch als er schließlich auf sie zutrat und beide Arme nach ihr ausstreckte, ließ Ulla sich mit einem lauten Schluchzen hineinfallen. Wie lange hatte sie sich nach seinen Armen, nach seiner Nähe gesehnt, wie lange hatte sie auf diesen Moment gewartet? Ihn herbeigesehnt, und doch immer wieder selbst unmöglich gemacht.
    Sie legte ihren Kopf an seine Brust, weinte lauthals und spürte seine streichelnde Hand auf ihrem Haar. Der aufgestaute Schmerz entlud sich, und mit ihren Tränen wurde auch Ullas

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