Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
und spürte die Freude, die sich in ihr ausbreitete. Nur noch die Fahrt trennte sie von dem Ort und ganz besonders von dem Mann, dem ihr Herz gehörte. »Es gibt dort noch einiges für mich zu tun«, sagte sie. Sie küsste ihren Vater zum Abschied, bevor sie sich Bernd zuwandte.
Bernd schaute sie an, lächelte, und Selma wurde klar, dass sie ihn sehr gernhatte, wenn sie ihn auch nicht liebte. So, wie man einen Bruder mochte.
»Auf Wiedersehen, Bernd«, sagte sie leise, »und vielen Dank für alles.«
Bernd zog sie ganz fest an sich. »Ich wünsche dir alles Gute.«
Sie wusste, dass sein Wunsch von Herzen kam. Eilig verließ sie die Firma und machte sich auf den Weg nach Sandbergen.
Evert und Bernd schauten ihr nach. Evert hob das Glas und trank noch einen Schluck. »Ich muss sagen, deine Haltung beeindruckt mich sehr, mein Junge«, sagte er ernst.
Bernd zuckte mit den Schultern und erwiderte wehmütig: »In dem Moment, als ich sie in der Backstube dieses Bäckers sah, habe ich gewusst, dass ich sie verloren habe.« Er hing kurz seinen Gedanken nach, doch dann straffte er sich, stellte sein Glas ab und sagte energisch: »So, und jetzt lass uns über unsere neuen Pläne reden.«
Es war das erste Mal, dass sie Jonas’ Grab gemeinsam besuchten. Seite an Seite betraten Vater und Tochter den Friedhof. Eine ganze Weile standen sie schweigend am Grab. Max brach zuerst das Schweigen.
»Ich wollte, dass du ihn ersetzt«, sagte er mit einem Seitenblick auf seine Tochter, »und dabei habe ich völlig übersehen, was für ein großartiger, eigenständiger Mensch du bist. Es tut mir so leid, Ulla.«
Sie hatten so viel miteinander geredet in den letzten Tagen und waren sich näher gekommen, als sie es je gewesen waren. Ulla hatte begonnen, ihren Vater zu verstehen, seinen Schmerz zu akzeptieren, und hatte ihm inzwischen vollständig verziehen.
Max hingegen hatte seine Tochter erst jetzt richtig kennengelernt. Früher hatte es ihn nie interessiert, was sie sich vom Leben wünschte. Jetzt hatten sie einander so viel zu geben und bedauerten beide die Zeit, die sie versäumt hatten.
»Ich hätte in meiner blöden Wut auf dich fast vergessen, was ich wirklich will«, sagte Ulla und schaute ihren Vater von der Seite an. »Ich werde wieder zur Uni gehen, Papa. Ich wollte nie etwas anderes als Kinderärztin werden.«
Max erwiderte ihren Blick. Er war voller Zärtlichkeit. »Wenn du meine Hilfe brauchst, ich bin immer für dich da.«
Ein Sonnenstrahl fiel auf den Grabstein und ließ den Namen Jonas kurz aufleuchten. Wie ein Gruß aus einer anderen Welt, so als wolle der Bruder und Sohn ihnen zeigen, wie sehr er sich darüber freute, dass seine Schwester und sein Vater endlich zueinandergefunden hatten.
Die beiden standen noch lange an dieser Stelle, bis Ulla ihre Hand in die Hand des Vaters schob.
Zur gleichen Zeit, als Selma in Sandbergen ankam, erreichte Magnus die Alander-Werke. Mit quietschenden Reifen hielt er vor dem Eingang. Er sprang aus dem Wagen und lief zur Tür.
»Kann ich Ihnen helfen?«, rief ein älterer Mann, der das Gebäude gerade verlassen hatte, ihm nach.
Magnus hielt inne. »Ja, vielleicht. Ich suche Selma Alander.«
Der Mann grinste. »Sind Sie immer so spät dran, Herr Sigge?«
Magnus war überrascht. Woher wusste der Mann, wer er war? »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, stammelte er, bevor er begriff. »Sie sind Herr Alander?«
Evert Alander nickte.
»Ich muss Ihre Tochter dringend sprechen«, sagte Magnus eindringlich.
Das Grinsen auf dem Gesicht des Firmenchefs wurde breiter. »Hier ist sie nicht«, sagte er. »Sie ist überhaupt nicht in Stockholm.«
Magnus spürte, wie er nervös wurde. Selma war nicht in Stockholm? »Und wo ist sie?«
Evert Alander ging jedoch nicht auf seine Frage ein. »Lieben Sie meine Tochter eigentlich?«, stellte er eine Gegenfrage. »Oder suchen Sie nur eine talentierte Bäckerin?«
Magnus war sich nicht sicher, ob die Frage ernst gemeint war, Evert Alander war bekannt für seinen Geschäftssinn, gleichzeitig aber umspielte jetzt ein Lächeln seine Lippen. »Selma ist die großartigste Frau, die ich kenne«, sagte Magnus ehrlich. »Ich liebe sie und werde mich nicht aus ihrem Leben drängen lassen. Nicht durch Sie, nicht durch Bernd Martedal und auch nicht durch Ihre tolle Firma.«
Das Lächeln auf Evert Alanders Gesicht wurde breiter. »Haben Sie ihr das genau so gesagt?«, wollte er wissen.
»Ich würde ja gerne«, erwiderte Magnus ungeduldig, »wenn Sie mir
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