Windbruch
vor ihrer Haustür in Wirdum
standen, und schaute völlig verstört auf das Aufgebot an Polizisten in ihrem Vorgarten.
„Das sagen wir ihm dann schon
selbst“, antwortete Büttner. „Also, ist er zuhause?“
„Nein. Ich habe keine Ahnung wo
er ist, er war den ganzen Tag noch nicht da.“
„Dann würden wir uns gerne mal im
Haus umsehen.“
„Einfach so? Das dürfen Sie doch
gar nicht!“
„Doch, Frau Hufschmidt, das
dürfen wir. Gefahr im Verzug.“ Damit schob Büttner die Frau beiseite und winkte
seine Leute herein. Er hatte noch Verstärkung angefordert, so dass sie jetzt zu
sechst waren. Sofort verteilten sich die Polizisten im gesamten Haus. Nachdem
sie festgestellt hatten, dass Hufschmidt tatsächlich nicht da war, fingen sie
an, Schränke und Schubladen zu durchwühlen. Maarten, Franziska und Keno wollten
auch eintreten, doch Büttner bedeutete ihnen, draußen zu bleiben. Keno sprang
vor und wollte protestieren, aber Franziska hielt ihn zurück, als sie Büttners
warnenden Gesichtsausdruck sah. „Das bringt doch nichts“, zischte sie ihm zu.
„Sei froh, dass wir überhaupt dabei sein dürfen und er uns noch nicht nach
Hause geschickt hat.“ Widerwillig zog Keno sich wieder zurück.
„Ich verstehe nicht, was das
alles hier soll“, quengelte Frau Hufschmidt.
„Hat sich ihr Mann in letzter
Zeit vielleicht auffällig benommen?“, fragte Büttner, ließ sich in der Küche keuchend
auf einen Stuhl fallen und schaute sie forschend an. Sie schien ihm sehr
verunsichert und nervös. Ihre Hände zitterten, und ihre Augen wanderten rastlos
hin und her, so, als hätte sie vor irgendetwas Angst. Ihr schmales Gesicht
mochte mal recht hübsch gewesen sein, sah jetzt aber bleich und ausgezerrt aus.
Überhaupt war sie sehr dürr. Es schien ihr nicht gut zu gehen.
„Auffällig benommen?“, fragte sie
und ihre Stimme klang jetzt krächzend. Sie setzte sich ihm gegenüber. „Was
meinen Sie mit auffällig benommen?“
„War er seltener zuhause, war er
unruhig, hatte er schlechtere oder auch bessere Laune als sonst ... na,
irgendwas in der Art eben.“
Ihre Augen fingen an zu flattern,
und sie knetete nervös die Hände in ihrem Schoß. „Nein“, sagte sie dann, „nein,
er war eigentlich wie immer.“
„Was heißt eigentlich?“, hakte
Büttner nach. Er war sich sicher, dass sie ihm etwas verheimlichte. Nicht, weil
sie etwas auf dem Kerbholz hatte, sondern aus Angst.
„Sagte ich eigentlich? Also ...
ähm ... nein, er war eigentlich wie immer.“
Büttner beugte sich vor und sah
sie beschwörend an. „Frau Hufschmidt, nichts liegt mir ferner, als Sie unter
Druck zu setzen. Aber wenn Sie uns nicht helfen, dann machen Sie sich womöglich
mitschuldig an einer Entführung.“
„Einer ... Entführung?“, krächzte
sie, und ihre Gesichtsfarbe nahm sich nun kaum noch von der in einem hellen
Grauton gestrichenen Küchenwand ab.
„Ja, Frau Hufschmidt. Eine junge
Frau wird seit gestern vermisst, und ihr Mann ist dringend tatverdächtig.“
„Aber ... so was macht der doch
nicht, nein, das ist völlig unmöglich.“ Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass
ihre stumpf aussehenden dunklen Haare über ihr Gesicht wirbelten.
„Wir haben ihn in der Firma
gesucht. Er war auch da gewesen, ist dann aber anscheinend vor uns
weggelaufen.“
„Weggelaufen? Aber warum sollte
er das tun?“
„Eben das will ich von Ihnen
wissen, Frau Hufschmidt.“
„Aber ich weiß doch nichts, ich
weiß doch nichts!“, rief sie schluchzend und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
„Wovor haben Sie Angst, Frau
Hufschmidt?“
Langsam schaute sie hinter ihren
Händen hervor und wischte sich über die Augen. „Ich habe keine Angst“, sagte
sie dann.
Ein junger Polizist in Uniform
betrat die Küche und reichte seinem Chef einen Pappkarton. Büttner schaute
hinein, und augenblicklich verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. „Wo haben
Sie den gefunden?“, fragte er seinen Kollegen.
„In seinem Nachtschrank. Neben
diversen Pornos.“
„Entzückend. Nun, Frau
Hufschmidt, was sagen Sie dazu?“, fragte er und zeigte ihr ein paar Fotos.
„Kennen Sie diese Frau?“
Sie warf einen kurzen Blick auf
die Bilder und nickte dann. „Ja, es ist Tomke. Tomke Coordes.“
„Wussten Sie, dass Ihr Mann diese
Fotos und die Pornos in seinem Nachtschrank aufbewahrt?“
Sie schüttelte den Kopf, schaute
ihn jedoch nicht an.
„Sie haben also keine Ahnung, was
Ihr Mann neben Ihnen in seinem Bett so treibt?“
Erschrocken blickte
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