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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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Büro kam und er sie, obwohl sie angeklopft
hatte, nicht bemerkt hat. Sie hat es dann noch öfter durch die Scheibe
beobachtet und sich köstlich darüber amüsiert. Der muss es aber nötig haben ,
hat sie gesagt, wenn er es schon mit Fotos treibt .“
    Die vier sahen sich betreten an.
„Meint ihr“, fragte Franziska schließlich, „dass Hufschmidt Tomke in seiner
Gewalt hat? Ich meine, vielleicht haben wir uns die ganze Zeit getäuscht, und
ihr Verschwinden hat mit den Vorkommnissen in der Firma gar nichts zu tun.“
    „Du meinst, er hat sie einfach
nur verschleppt, um ...“ Keno schluckte und wurde blass.
    „Ja“, nickte Franziska, „kann
doch sein, er hat sie entführt, weil er ... ganz einfach geil auf sie ist und
sie ihn zurückgewiesen hat.“
    Maarten spürte, wie sich ihm bei
Franziskas Worten der Magen umdrehte. „Wir müssen sofort zur Polizei!“, presste
er mit erstickter Stimme hervor. „Sie müssen sich diesen Scheißkerl vorknüpfen,
bevor ... oh, mein Gott, Tomke ...“
    „Wenn es so ist, wie es aussieht,
dann Gnade ihm Gott! Ich werde das Schwein mit meinen eigenen Händen
kastrieren, das schwöre ich, so wahr ich hier sitze!“, knurrte Keno und ballte
seine Hand zur Faust, bis die Knöchel seiner Finger bedrohlich scharf hervortraten.

69
    Er hasste ihn. Er hasste ihn von
ganzem Herzen. Und wenn sich eine Gelegenheit ergeben würde, dass er ihm diese
Schmach heimzahlen konnte, dann würde er sie nutzen. Dieser Scheißkerl hatte
ihn niedergeschrieen, wie einen räudigen Straßenköter. Aber er, Georg, hatte
keine Wahl. Noch saß dieser Halunke am längeren Hebel. Und das nur, weil er,
der ansonsten so schlaue Georg Hufschmidt, diesen saudummen Fehler gemacht
hatte und noch nicht wusste, wie er da wieder herauskam.
    Blamiert hatte er sich, abgrundtief
blamiert. Dabei hatte er sich schon gewundert, warum ihn die anderen Autofahrer
so irritiert angesehen hatten. Und wäre er nicht so aufgeregt gewesen, dann
wäre er mit Sicherheit darauf gekommen. Aber so war er einfach im Affenzahn in
die Firma gefahren und, an dem aufgeregt mit den Armen fuchtelnden Portier
vorbei, schnurstracks ins Besprechungszimmer gerannt. Wenn er an die entsetzten
Gesichter dachte, die ihm mit ungläubig aufgerissenen Augen entgegenstarrten,
dann würde er noch jetzt am liebsten im Boden versinken.
    Sein Chef war wutschnaubend auf
ihn losgestürzt, hatte ihn am Arm gepackt und in die Waschräume gezerrt. Und
erst, als er vor dem Spiegel gestanden hatte, war ihm klar geworden, warum er
so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte: Sein Gesicht war nach wie vor
blutverschmiert, von oben bis unten. Ebenso wie seine Hände. Er hatte ausgesehen,
wie frisch dem Schlachthaus entsprungen. Wie demütigend! Und daran war nur
diese Schlampe schuld, die anscheinend auf harte Sexspiele stand – was ja
durchaus seinen Reiz hatte. Aber sie hatte es übertrieben. Sie hatte ihn zum
Gespött der Wirtschaftsprüfer gemacht, die im Auftrag der Staatsanwaltschaft
unangemeldet beim Chef vorgesprochen und Einsicht in alle Bücher verlangt
hatten.
    Stundenlang hielten sie ihn hier
nun schon fest, nachdem der Chef ihn herbeordert hatte, befragten ihn und
ließen sich von ihm die Unterlagen der Windladys erläutern. Er war ganz
schön ins Schwitzen geraten. Denn es war ihm offensichtlich nicht gelungen,
ihnen seine Berechnungen plausibel zu machen. Mit gerunzelter Stirn hatten sie
dagesessen und immer wieder den Kopf geschüttelt. Verflucht! Warum musste ausgerechnet
er den Kopf für diese kriminellen Machenschaften hinhalten?! Sein Chef konnte
sich doch sonst nie schnell genug nach vorne drängeln, wenn es darum ging,
Dinge zu erläutern, von denen er eigentlich keine Ahnung hatte. Und jetzt?
Jetzt zog er einfach den Schwanz ein und hatte den Damen und Herren
Wirtschaftsprüfern mehrmals mit weinerlicher Stimme erklärt, er habe mit diesen
Machenschaften nichts zu tun, aber auch rein gar nichts. An allem sei nur sein
Mitarbeiter Georg Hufschmidt schuld, denn er habe gemeinsame Sache gemacht mit
seinem Kollegen Naumann. Aber dass der ein ausgebuffter Ganove sei, sei ja
inzwischen hinlänglich bekannt. Hätte er auch nur die Spur einer Ahnung gehabt,
was hier hinter seinem Rücken lief, dann hätte er mit alledem schon viel früher
aufgeräumt.
    Und sie hatten ihm geglaubt. Er
hatte irgendwas von Innenminister und enger Freundschaft gebrabbelt
und sie hatten zustimmend genickt. Ja, hatte einer sogar gesagt, das erlebe man
immer wieder, dass

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