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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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ja immer auf der
Suche nach interessanten und innovativen Joint-Ventures bin, dachte ich mir,
ich schaue mal, welche Schnittstellen unserer Unternehmen wir vielleicht für
das ein oder andere interessante gemeinsame Projekt nutzen könnten.“
    Naumann nippte nachdenklich an
seinem Kaffee. „Interessante Idee“, sagte er dann. „An was genau hatten Sie dabei
gedacht?“
    „Beschichtungen“, sagte Maarten.
„Ich denke, dass es bei den Beschichtungen sowohl von Flugzeug- als auch von
Rotorflügeln noch Entwicklungsbedarf gibt. Wir arbeiten in unserem Unternehmen
mit Hochdruck daran, hier Lösungen zu finden, die das ein oder andere Problem,
das wir derzeit noch im aerodynamischen Bereich haben, aus der Welt schaffen.
Natürlich ist hier gerade im letzten Jahrzehnt schon sehr viel passiert, aber
ich denke, da geht noch mehr.“
    „Das denke ich auch“, pflichtete
Naumann ihm bei. „In der Tat ist das auch eines unserer Hauptforschungsgebiete,
und unsere Ingenieure sind auf einem guten Weg. Aber an der ein oder anderen
Stelle hakt es. Vielleicht können wir da tatsächlich voneinander lernen.“
Naumann zögerte kurz, dann fügte er hinzu: „Ja, ich denke, es wäre einen Versuch
wert.“
    Maarten lehnte sich zufrieden
lächelnd in seinem Sessel zurück. Das ging ja einfacher, als er gedacht hatte.
Allerdings wusste er, dass er als Ingenieur weltweit einen sehr guten Ruf
genoss. Und in der Regel war es so, dass sein Unternehmen mit Anfragen geradezu
überhäuft wurde, wenn es um Joint-Ventures ging. Im Prinzip konnte er sich
seine Partner aussuchen, ohne selbst großartig auf die Suche gehen zu müssen.
Er sah Naumann an, dass er sich gerade gedanklich selber auf die Schultern
klopfte und meinte, er hätte das große Los gezogen, ohne etwas dafür tun zu
müssen. Vermutlich bildete er sich in seiner Selbstverliebtheit sogar ein, dass
Maarten stolz darauf sein müsse, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen. Dabei
legte Maarten auf eine Zusammenarbeit mit Naumann eigentlich gar keinen Wert.
Ihm ging es um etwas ganz anderes.

13
    Egal, was auch immer Maarten von
Naumann halten mochte. Eines wurde ihm schnell klar, als er durch die Produktionsstätten,
Labore und Büroräume der N.S.OffshorePower Ltd. geführt wurde: Bei
diesem Unternehmen handelte es sich um eine der modernsten und innovativsten
Windkraftschmieden der Welt. Die riesigen, lichten Montagehallen waren genauso
nach den neuesten Standards ausgestattet wie die Laborräume. Unzählige Menschen
in blauen oder weißen Kitteln gingen hier ihrer Arbeit nach, unterstützt von
zahllosen Robotern, die mit leisem Surren ihre Arme hin und her schwenkten und
dabei mikroskopisch kleine oder auch tonnenschwere Maschinenteile zusammensetzten.
    Naumann deutete auf eine der
Produktionsmaschinen. „Gerne hätte ich Ihnen die Funktionsweise dieser
Maschine, die wir erst vor Kurzem in Betrieb genommen haben, mal näher erklären
lassen. Sie ist wirklich hochinteressant. Feinste Ingenieurskunst. Doch leider
ist unser leitender Ingenieur, Herr Langhoff, der sich mit dieser Maschine am
besten auskennt, seit einigen Tagen schon nicht mehr im Betrieb erschienen.
Angeblich soll er krank sein. Aber das hören wir hier öfter. Meistens stellt
sich die angebliche Grippe dann im Nachhinein doch als mangelnde Motivation
heraus.“ Naumann gab ein leises Hüsteln von sich, bevor er weiter sprach. „Na
ja, so ist es eben heute. Für Ingenieure liegen die Jobs ja quasi auf der
Straße. Da muss man als Arbeitgeber vieles schlucken, wenn man nicht plötzlich
ohne dastehen will. Aber das kennen Sie ja sicherlich auch, Herr Dr. Sieverts.“
    Naumann zwinkerte Maarten
verschwörerisch zu, und der musste sich die größte Mühe geben, ihm nicht gleich
hier vor Ort die grienende Fresse zu polieren. Er dachte an Hauke, der auf der
Intensivstation um sein Leben kämpfte, daheim Frau und zwei kleine Kinder, die
um ihn bangten. Und dieser feine Herr Naumann war sich nicht zu blöd, ihn hier
vor einem vermeintlich Fremden auf die mieseste Art und Weise des Blaumachens
zu beschuldigen. Maarten spürte, wie sich ihm vor Wut der Magen zusammenzog,
und er musste wirklich an sich halten, nicht auf dem Absatz kehrt zu machen und
diesem Saftladen auf immer und ewig den Rücken zuzukehren. Das hätte der Sache
nicht gedient. Also machte Maarten gute Miene zu bösem Spiel und brachte sogar
ein kurzes Lachen zustande. „Ja“, sagte er kopfschüttelnd, „wem sagen Sie das,
Herr Naumann. Davon kann auch ich

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