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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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hielten und ihn fragten, was er
hier am frühen Morgen so Wichtiges zu erledigen habe.
    „I-ich s-sollte doch nur den
Brief abgeben“, stammelte er, und sein Gesicht bekam eine tiefrote Farbe.
    „Was ist denn das für ein
Brief?“, fragte einer der Polizisten.
    „K-keine Ahnung. Ich bin hier um
die Ecke die Straße runtergelaufen und da kam ein Mann auf mich zu und hat mich
gefragt, ob ich den Brief hier abgeben kann.“
    „Bist du sicher, dass er gesagt
hat abgeben und nicht einschmeißen ?“, hakte der Polizist nach.
    Der junge Mann sah sich
verstohlen um. „Das ist hier aber nicht die versteckte Kamera, oder so“, sagte
er dann und zog die Stirn in Falten.
    „Wohl kaum“, knurrte der
Polizist. „Würdest du jetzt bitte auf meine Frage antworten.“
    „Wie war die noch gleich?“
    „Abgeben oder einschmeißen. Was
hat der Kerl gesagt?“
    „Abgeben. Er meinte, dass es
dringend ist. Deshalb nicht einschmeißen, sondern abgeben.“
    „Hast du was dafür bekommen?“
    „Logo. Fünf Euro. Sonst hätte
ich’s ja nicht gemacht. Und was soll das jetzt alles hier?“
    „Die Fragen stellen wir.“
    „Kann ich dann gehen?“
    „Wohin willst du denn gehen?“
    „Na, zur Schule.“
    „Welche Schule?“
    „JAG ... ähm ...
Johannes-Althusius-Gymnasium.“
    „Du wartest hier, bis wir den
Brief geöffnet haben. Und wenn wir dann noch Fragen an dich haben, wartest du
noch länger.“
    „Aber ... dann komme ich zu spät.
Ich hab doch Mathearbeit.“
    „Na, bei deiner Ausdrucksweise hast
du ja Glück, dass es keine Deutscharbeit ist. Wir fahren dich dann rüber.“
    „Nee, bloß nicht, wie peinlich
wäre das denn!“
    Ohne ein weiteres Wort bedeutete
der Polizist Maarten, ihm den Brief auszuhändigen. Als er ihn in der Hand
hatte, riss er ihn auf und schon im nächsten Moment zeigten sich auf seiner
Stirn tiefe Furchen.
    „Wie sah der Mann aus, der dir
den Brief gegeben hat?“, fragte er den Jungen.
    „Na, so`n Typ eben.“
    „So genau wollte ich es gar nicht
wissen. Also ...“
    „Ungefähr ein Meter achtzig vielleicht,
Kapuzenpulli. Hab sein Gesicht nicht gesehen, war ja noch dunkel. Ist das hier
ein Kriminalfall, wie im Tatort, oder was?“
    „Ist dir an dem Kerl was
aufgefallen? Stimme, Akzent, Tätowierungen, irgendwas?“
    „Nee, nichts.“
    „Hm. Ich ruf mal `nen Kollegen,
der nimmt dich dann mit auf die Wache. Da kannst du deine Aussage zu Protokoll
geben.“
    „Aber meine Mathe...“
    „Musste nachschreiben.“
    „Boah, ey, wie Scheiße ist das
denn! Dann hab ich doch alles wieder vergessen, was ich gelernt habe!“, rief
der Junge entsetzt.
    Der Polizist zuckte mit den
Schultern, griff zum Telefon und orderte einen Streifenwagen, der den Jungen
zur Polizeiwache bringen sollte. Dann wandte er sich Maarten zu, der vor
Ungeduld von einem Fuß auf den anderen tippelte und endlich wissen wollte, was
in diesem ominösen Brief stand. Inzwischen hatte sich auch Franziska zu ihnen
gesellt und blickte fragend von einem zum anderen.
    „Leider keine schöne Sache, Herr
Dr. Sieverts“, murmelte der Polizist und reichte ihm den Zettel. Kaum, dass
Maarten den ersten Blick darauf geworfen hatte, fingen seine Hände an zu zittern.
    „Was steht
drin?“, fragte Franziska heiser, riss ihm den Zettel aus der Hand und las:
    wenn ein kleines kind
verschwindet,
    ist’s viel arbeit, bis man`s
findet,
    doch abschied wird für immer
sein,
    wenn du
nicht endlich kehrest heim.
    „Oh, mein Gott“, flüsterte
Franziska, „nicht schon wieder.“
    „Was heißt das, nicht schon
wieder? Haben Sie schon mal einen solchen Brief bekommen?“, fragte der
Polizist.
    „J-ja, so ähnlich“, stammelte
Maarten. „Kommissar Büttner weiß darüber Bescheid.“
    „Und wer sind Sie?“, wandte sich
der Polizist an Franziska.
    „Ich bin seine Assistentin.
Franziska Bintz ist mein Name.“
    „Nun, Frau Bintz, Herr Dr.
Sieverts, dann möchte ich Sie beide bitten, mich aufs Revier zu begleiten.“

55
    Was sollte das heißen, er habe
die Polizei angeschwindelt!? Aber er hatte doch ganz genau gesehen, wie Tomke
den Rautschek umgebracht hatte. Er sah es noch vor sich, Zack! war das
Messer in seinen Rücken eingedrungen. So oft hatte er die Szene schon gesehen,
immer wieder, Tag und Nacht. Aber gut, wenn sie ihm nun nicht mehr glaubten,
umso besser. Dann war seine geliebte Tomke ja jetzt frei, und sie könnten
endlich in ihre gemeinsame Zukunft starten. Jetzt war nur noch eine Kleinigkeit
zu erledigen, die Sache mit dem

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