Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
Vom Netzwerk:
Geld. Aber das hatte er ja nun im Griff. Ihnen
blieb ja gar nichts anderes übrig, als das Geld zu bezahlen. Sonst saßen sie
ganz schön in der Scheiße. Ha! Dass er soweit gehen würde, dass hätten sie
nicht gedacht, die Weicheier! Die würden dumm gucken, wenn er mit der Rechnung
käme! Ja, so war das, wenn man andere Leute immerzu unterschätzte und sich
selber für die Größten hielt. Dabei war er schlauer als alle anderen, und das
hatte er ja jetzt bewiesen. Die Polizei, dieser dicke Kommissar, hatte ihn nach
dem Kind gefragt. Und seine Frau hatten sie auch gefragt. Aber was wusste die
schon, die blöde Kuh. War ja nie in der Lage gewesen, selbst Kinder in die Welt
zu setzen, hatte ihre Rolle als Frau immer falsch verstanden. Karriere wollte
sie machen. Pah! Wo sie doch einen so cleveren Mann hatte, der ihr alles bieten
konnte. Aber nun wollte er sie nicht mehr. Er würde mit Tomke glücklich werden,
und die würde froh sein, nicht mehr arbeiten zu müssen. Denn hatte sie nicht
immer laut aufgestöhnt, wenn er sie um einen Gefallen gebeten hatte? Nein, sie
wollte gar nicht arbeiten. Und das Geld würde jetzt er heranschaffen. Heute
noch. Mensch, so schlau wie er musste man erstmal sein, einen so cleveren Coup
zu landen! Nach dem Kind hatten sie gefragt. Aber was wusste er schon von einem
Kind, haha!
    Tomke lag immer noch im
Krankenhaus. Aber er ging davon aus, dass sie in zwei, drei Tagen entlassen
würde. Dann war sie endlich wieder alleine. Ganz alleine in ihrer Wohnung. Und
dann würde er zu ihr gehen und sie würden es sich schön machen. Bestimmt
wartete sie schon ungeduldig darauf. Er würde nur seinen Koffer mit Geld dabei
haben, sonst nichts. Und dann würde er sie reich beschenken, ihr jeden Wunsch
von den Augen ablesen. Ach, das gab ein Fest! Endlich leben, endlich frei sein!
Als erstes würde er diese bescheuerten Kapseln in den Müll schmeißen, denn die
brauchte er dann ganz bestimmt nicht mehr. Sie hatten ihm geholfen, in einer
schweren Zeit, als es ihm schlecht ging, als er das Gefühl gehabt hatte
durchzudrehen. Aber dank der Kapseln war er das ja nicht. Ja, bei all der
Scheiße, die um ihn herum passierte, hatten sie ihm wirklich geholfen, normal
zu bleiben. Gott sei Dank. Dann konnte er sie ja nun endlich loswerden. Nur
noch wenige Tage.

56
    „Es hat doch alles keinen Sinn“,
sagte Maarten und rieb sich über die von einer durchwachten Nacht verquollenen
Augen. Er fühlte sich noch elender als am Tag zuvor, hatte er doch gehofft,
dass Tilman schon sehr bald wieder zu seiner Mutter und seinem großen Bruder
zurückkehren würde. Aber wie schon die ganze letzte Zeit tappte die Polizei
auch jetzt wieder im Dunkeln. Genauso wie er. Er musste sich eingestehen, dass
er auf ganzer Linie versagt hatte. Er war in Ostfriesland geblieben, um
herauszufinden, warum sein Freund Hauke hatte sterben müssen. Doch über eine
vage Ahnung war er nicht hinausgekommen. Und auch alle anderen Vorfälle schienen
ihm noch so verworren, dass man unmöglich von einem Fortschritt reden konnte.
Nein, es war eine ziemlich dämliche Idee gewesen anzunehmen, er eigne sich zum
Detektiv, zum großen Aufklärer und Heilsbringer. Er würde die Sache hier
beenden. Denn ohne ihn kam man hier sicherlich besser zurecht.
    „Ich reise ab“, sagte er, „sobald wie möglich.“
    „Du reist ab?“, rief Franziska
entsetzt. „Wie stellst du dir das denn vor? Du kannst uns doch hier nicht
alleine lassen! In dieser Situation!“
    „Du kannst ja mitkommen“, sagte
er müde.
    „Darum geht es doch gar nicht,
Maarten“, antwortete sie empört, „hier sitzen alle im Schlamassel und du ...!“
    „Und ich ... ich habe ihnen
diesen Schlamassel eingebrockt!“, stieß Maarten hervor.
    „So`n Quatsch“, fauchte
Franziska, „nun versink hier mal nicht im Selbstmitleid! Wir müssen Tilman
finden, das ist alles, was zählt. Sonja sitzt zuhause und weiß nicht, wohin mit
ihrer Angst. Sie dreht fast durch und kann nichts tun außer zu warten. Sie
durchlebt die Hölle, Maarten, und du willst den Schwanz einkneifen und
abreisen! Dass du dich nicht ...“
    „So ganz unrecht hat Herr Dr.
Sieverts gar nicht“, wurde sie von Hauptkommissar Büttner unterbrochen, der
ihrem kleinen Disput interessiert zugehört und dabei auf seinem Mettbrötchen
gekaut hatte. Gerade griff er zu einer Papierserviette, um sich die Finger
abzuwischen. „Sie erinnern sich an das Schreiben, Frau Bintz? Darin wird Herr
Dr. Sieverts unmissverständlich aufgefordert

Weitere Kostenlose Bücher