Windbruch
heimzukehren.“ Er kräuselte die
Lippen und sah Franziska durchdringend an. „Und damit war bestimmt nicht gemeint,
er solle zu seinen Eltern nach Groß Midlum fahren. Oder sehen Sie das anders?“
„Sie meinen, er soll diesem
Arschloch von Erpresser nachgeben?“, rief Franziska aufgebracht. „Glauben Sie
wirklich, dass das was bringen würde?“
„In diesem Fall ja.“ Büttner
stand auf, um sich eine Tasse Kaffee einzuschenken. „Möchten Sie auch einen?“,
fragte er und sah von einem zum anderen.
„Ja, bitte“, sagte Maarten und
nahm gleich darauf eine dampfende Tasse entgegen. Franziska hingegen winkte ab
und sah den Kommissar herausfordernd an.
„Sehen sie, Frau Bintz“, fuhr
Büttner fort, „ihr Chef scheint sich hier zu einem echten Feindbild gemausert
zu haben, zumindest für die Leute, die all die Schweinereien, die hier so
vorgefallen sind, zu verantworten haben. Anscheinend bilden sie sich ein, dass
sie einfach so weiter machen können wie zuvor, wenn er nicht mehr da ist.“
„Das ist doch ...“, setzte
Franziska an.
„Quatsch. Klar.“, unterbrach
Büttner sie mit einer schneidenden Handbewegung. „Dazu sind inzwischen schon
viel zu viele Personen involviert. Und die Polizei schläft ja auch nicht ...
auch wenn wir zugegebenermaßen bisher noch nicht allzu viel zur Aufklärung des
Schlamassels beitragen konnten. Nun, wie auch immer. Zumindest der Entführer
des Kindes scheint davon auszugehen, dass sein einziges Problem in der Person
von Maarten Sieverts liegt.“
„Das ist doch völlig irrational“,
knurrte Franziska und fuchtelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum. „Total
gagga.“
„Der Täter fühlt sich in die Enge
getrieben, da handelt er nicht zwingend rational. Glauben Sie mir, Frau Bintz,
da habe ich in meiner Amtszeit schon so manches verquere Verhalten erlebt, bei
dem lediglich noch die Psychologen leuchtende Augen bekamen. Jeder
Normalsterbliche aber wollte angesichts so mancher Absurdität am liebsten in
den Tisch beißen und konnte kaum glauben, wie viel Dummheit in einem einzigen
Menschen stecken kann.“
„Und Sie gehen tatsächlich davon
aus, dass der kleine Tilman freigelassen wird, wenn Maarten nach New York zurückkehrt?“
Franziskas ungläubiger Gesichtsausdruck ließ noch immer nicht darauf schließen,
dass sie dieser Vermutung viel abgewinnen konnte.
„Einen Versuch wäre es wert.“
„Einen Versuch wäre es ... das
heißt, Sie würden nur so tun wollen, als wenn Maarten abreiste und in
Wirklichkeit ...“
„Nein, nein“, fuhr Büttner
dazwischen, „er sollte schon in den Flieger nach New York steigen. Ich gehe
davon aus, dass er genau beobachtet wird. Sollte der Täter merken, dass er
getäuscht wird ... nun, das wäre wohl eher kontraproduktiv.“
„Ich werde abreisen“, mischte
sich nun Maarten wieder in das Gespräch ein. „Alles andere wäre der reine
Wahnsinn, ich denke, da haben Sie ganz recht, Herr Büttner.“
„Ja, wenn Ihnen die Sicherheit
des Jungen am Herzen liegt, dann tun sie das“, nickte Büttner. „Außerdem kann
ich auch für ihre eigene Sicherheit nicht mehr garantieren.“
Maarten winkte mit einer müden
Geste ab. „Es geht um Tilman. Um sonst nichts. Ich fahre jetzt nach Hause und
packe meine Koffer. Franziska, schau doch bitte nach einem baldigen Flug, am
besten von Bremen aus.“
Franziska sah nach wie vor wenig
begeistert aus, sie nickte aber und hob ergeben die Arme. „Na gut“, sagte sie,
„wenn ihr es so haben wollt, dann fahre ich jetzt ins Büro und buche den Flug.“
„Ja“, erwiderte Büttner, „und
erzählen Sie jedem, der Ihnen über den Weg läuft, dass Ihr Chef abreist. Ob der
es wissen will oder nicht. Und Herr Dr. Sieverts“, wandte er sich an Maarten,
„Sie tun bitte das Gleiche, sagen Sie allen Bescheid, die Sie kennen. Sollte
mich wundern, wenn der lütte Langhoff dann nicht schon heute Abend wieder
zuhause wäre.“
Nur wenige Stunden später stand
Maarten am Abflugterminal in Bremen und checkte ein. Er würde zunächst nach
Frankfurt, dann weiter nach New York fliegen. Franziska hatte es sich nicht
nehmen lassen, ihn persönlich an den Flughafen zu begleiten, und auch seine
Schwester Wiebke hatte sich spontan freigemacht und war mitgekommen.
„Jule schickt dir dann wieder ein
Fax, wenn Daniel und ich einen neuen Termin für unsere Hochzeit haben“,
flachste Wiebke, als sie ihm einen letzten Kuss auf die Wange drückte, aber
ihre Stimme klang sehr dünn. Keinem von ihnen
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