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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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war wirklich zum Scherzen zumute,
solange Tilman nicht wieder sicher zuhause war. „Waren unsere Eltern sehr
traurig, als du dich so plötzlich verabschiedet hast?“
    Maarten zuckte mit den Schultern.
„Sie waren überrascht. Aber als ich ihnen erklärt habe, worum es geht, da haben
sie es natürlich verstanden. Mutter hat mir dann noch `ne Tupperdose Grünkohl
eingepackt“, grinste er schwach und klopfte auf sein Handgepäck, „ich fürchte
nur, dass man sie mir an der Zollkontrolle wegnimmt, wenn man sie findet.
Eigentlich darf man nach Amerika ja keine Lebensmittel einführen.“
    „Na dann, good luck“, sagte
Franziska. „Ich werde mich hier noch um ein paar Angelegenheiten kümmern, dann
komme ich sobald es geht nach. Ohne mich bist du ja ansonsten völlig aufgeschmissen.“
    „Das kann man wohl sagen“,
knurrte Maarten. Ein Schatten fiel über sein Gesicht. „Bitte gebt mit sofort
Bescheid, wenn es was Neues von Tilman gibt“, sagte er eindringlich, „bitte, sofort!“
    „Natürlich, sobald wir was
wissen, werden wir versuchen, dir auf allen möglichen Wegen einen Nachricht
zukommen zu lassen, kein Thema“, nickte Franziska.
    „Und ... Tomke. Bringt es ihr
bitte schonend bei. Ich ... hatte nicht die Kraft, noch mal bei ihr
vorbeizufahren. Ich ... dann hätte ich womöglich meine Meinung geändert“, sagte
er und sah plötzlich um Jahre gealtert aus.
    „Ich fahre gleich zu ihr und
erklär ihr alles“, versprach Wiebke. „Sie wird es verstehen.“
    „Und außerdem bist du ja nicht
aus der Welt“, ergänzte Franziska betont fröhlich und tätschelte ihm freundschaftlich
den Rücken, „sie kann dich ja bald mal besuchen kommen.“
    Maarten deutete ein Nicken an,
sagte aber nichts. Er spürte, wie ihm beim Gedanken an Tomke, die er jetzt
womöglich für immer verloren hatte, die Tränen in die Augen schossen. Schnell drückte
er seinen beiden Begleiterinnen noch einen Kuss auf die Wange, dann drehte er
sich abrupt um und passierte das Gate.

57
    „Na, Gott sei Dank!“, rief Hayo
Rhein begeistert aus und klatschte kurz und heftig in die Hände, nachdem er die
Bürotür hinter sich geschlossen hatte, „endlich sind wir den Querulanten wieder
los!“ Da lief doch dieses Flittchen von Sieverts, diese Franziska, durch die
Gänge und heulte rum, dass ihr Chef noch am selben Tag wieder nach New York zurückkehren
würde. Für immer. Nun, besser konnte es doch gar nicht laufen! Ihm war ja von
Anfang an klar gewesen, dass der keinen Arsch in der Hose hatte, dieser
Möchtegern-Großkotz! Er hatte dieser Flachpfeife von Naumann gleich gesagt,
dass er sich mit dem das Unglück ins Haus hole. Aber der hatte ja nicht auf ihn
hören wollen, und immer wieder was von einer großen Chance gelabert, von einem
perfekten Joint-Venture, einem Superdeal, der ihm Ruhm und Ehre einbringen
würde. Nur ihm, Hayo Rhein, war schon beim ersten Treffen mit Sieverts klar gewesen,
dass der Ärger machen würde. Den Vertrag mit ihm würde er selbstverständlich so
schnell wie irgend möglich kündigen. Es hatte sich ausgedealt, für immer und
ewig. Niemand würde hier jemals wieder einen Blick hinter die Kulissen werfen.
    Alles war so schön rund gelaufen
bei der N.S.OffshorePower Ltd. Bis zu dem Tag, an dem dieser völlig zu
Unrecht hochgejubelte Star am Ingenieurshimmel aufgetaucht war. Star! Pah! Ein
Jammerlappen war das, sonst nichts! Wie der nach diesem Zwischenfall auf der
Plattform vor der Presse herumgequengelt hatte! Dabei wusste er als
Geschäftsmann doch genauso gut wie jeder andere, dass, wo gehobelt wurde, auch
Späne fielen. Kollateralschäden gab es schließlich in jedem Krieg. Und auf dem
Energiemarkt herrschte nun mal Krieg. Da konnte schon ein geringer
Kostenvorteil, den man sich verschaffte, eine ganze Schlacht entscheiden. Die
Konkurrenz schlief ja bekanntlich nicht. Gut, so ein Zwischenfall gab mal für
ein paar Tage Aufregung. Und ärgerlich war es natürlich, dass die Windlady
II schlappgemacht hatte und jetzt noch für lange Zeit keinen Strom liefern
würde. Das kostete das Unternehmen viel Geld. Aber es hätte ja auch
funktionieren können – natürlich nur, wenn man einigermaßen intelligente
Ingenieure beschäftigte. Mit diesen Fehlgriffen, die Naumann sich geleistet
hatte, ging es natürlich nicht. Langhoff, Hufschmidt, Henzler, Rautschek. Alles
Nieten. Wenn auch diese Inka Henzler rein optisch nicht von schlechten Eltern
war, das musste er zugeben. Aber das reichte nun mal nicht aus, um

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