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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Schicksal nicht durch ein Eheversprechen bestimmt werden wird.«
    »Ha!«, rief Pazel. »Das ist sogar sicher! Blur baffle …«
    Tascha schnitt ihm eine Grimasse. Sie war überglücklich.
    »Doch jetzt«, sagte Ramachni, »müssen wir uns mit näherliegenden Problemen befassen. Als Horcher an der Wand habe ich immerhin erfahren, dass neben dem Magier, der schon seit vielen Wochen an Bord ist, bald ein weiterer Bösewicht zu uns stoßen wird. Ein schrecklicher Mensch. Allenthalben wird über ihn getuschelt. Ich weiß nicht, ob er Fahrgast, Seemann oder Diener ist, ob er für Wochen an Bord bleiben soll oder nur für Stunden. Aber Rose und Uskins – und auch der unbekannte Magier – denken kaum an etwas anderes. Und das einzige Wesen, das uns wohlgesinnt ist und den Namen dieses Unholds kennt, ist eine Ratte.«
    »Eine Ratte!«, riefen Pazel und Tascha wie aus einem Munde.
    Ramachni nickte. »Eine erwachte Ratte. Erstaunlich. Sie hat einen verstümmelten Schwanz, daran könnt ihr sie erkennen. Ich habe zahlreiche Versuche unternommen, sie anzusprechen, aber die Ratten auf der Chathrand werden von einer ungeheuren Angst beherrscht und greifen jeden an, der sich ihrem Bau nähert. Wenn ihr meine Ratte findet, behandelt sie gut. Sie ist sicherlich das bedauernswerteste Wesen auf diesem Schiff.«
    In diesem Punkt irrte Ramachni, dachte Pazel. Niemand war mehr zu bedauern als Steldak, der Gefangene in Roses Schreibtisch. Aber der kleine Magier wusste offenbar nichts von den Ixchel, und Pazel wagte nicht, über sie zu sprechen. Er hatte noch Diadrelus Warnung im Ohr. Es wären deine letzten Worte für alle Zeit. Und Diadrelu hatte es noch gut mit ihm gemeint.
    »Ramachni«, fragte er, »warum hast du nach mir gesucht?«
    »Ich wollte dich um Hilfe bitten«, sagte der Magier. »Das heißt, ich wollte dich bitten, eine weitere Gabe anzunehmen.«
    Erstauntes Schweigen. »Das soll wohl ein Scherz sein«, sagte Pazel schließlich.
    Der Nerz schüttelte den Kopf.
    Pazel tastete hinter sich nach dem Türknopf. »Kommt nicht in Frage«, sagte er.
    »Sie hätte keine schädlichen Nebenwirkungen«, sagte der Nerz. »Oder zumindest erst in vielen Jahren.«
    »Fantastisch – meine Chancen, in diesem Haufen noch viele Jahre zu überleben, sind nicht sehr groß. Aber wenn doch? Was dann? Wachsen mir Hörner und ein Schwanz, damit ich auch aussehe wie eine Murte, wenn ich anfange, so daherzuplappern?«
    »Du lieber Himmel!«, schaltete Tascha sich ein. »Nun sei nicht kindisch, Pazel. Ramachni geht mit seiner Magie so vorsichtig um, dass ich im ersten Jahr, nachdem ich ihn kennenlernte, gar nicht glauben wollte, dass er zaubern kann. Wenn er sagt, es ist ungefährlich, dann ist es auch so.«
    »Aber das hat er ja gar nicht gesagt.«
    Wieder fletschte der Nerz die Zähne wie zu einem Grinsen. »Ganz recht, das habe ich nicht gesagt.«
    »Pazel«, erkundigte sich Tascha, »hast du etwa Angst?«
    Idiotische Frage. Er öffnete die Tür und flüchtete in den Gästesalon. Als er am Tisch vorbeikam, schnappte er sich den Kuchen. Dann hörte er schnelle Schritte hinter sich. Etwas rauschte an ihm vorbei, und schon stand Tascha zwischen ihm und der Tür nach draußen.
    »Du kannst Ramachnis Bitte nicht einfach ablehnen.«
    »Nein?«
    Pazel sah sich nach dem Magier um, der in aller Ruhe in den Gästesalon spaziert war. »Warum nimmst du nicht Tascha die Tapfere dafür?«, fragte er. »Bei mir hat schon eine Gabe genügt, um mein Leben zu zerstören.«
    »Aber sie wird nicht ausreichen, um deine Welt vor dem Untergang zu retten«, gab Ramachni zurück.
    Pazel stockte der Atem, der Kuchen verharrte auf halbem Weg zu seinem Mund in der Luft. Ramachni setzte sich auf die Hinterpfoten.
    »Jemanden vom Frachtraum eines Schiffes aus zu belauschen ist schon schwierig, aber von einer anderen Welt aus ist es noch tausendmal schwieriger. Seit neunzig Jahren belausche ich vorwiegend Alifros, das durch Bande des Blutes und andere glückliche Umstände eng mit meiner Welt verbunden ist. Ich horche von früh bis spät, oft bis tief in die Nacht hinein. Jetzt endlich ist es der Augenblick da. Eine unheilvolle Macht hängt über der Chathrand. Größer als der böse Magier, der bereits an Bord ist, oder der Unhold, der bald kommen wird – auch wenn beide vielleicht die Absicht haben, sich diese Macht zunutze zu machen. Was ist das für eine Macht? Wann und wie wird sie zuschlagen? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass man sie nicht unbeachtet lassen kann,

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