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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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denn ich habe Länder besucht, in denen sie die Herrschaft übernommen hatte, wo die Menschen gehofft hatten, von ihr verschont zu bleiben, und eines Besseren belehrt wurden. Glaube mir wenigstens dies eine, Pazel Pathkendle: Du weißt nicht, was zerstören heißt.«
    Pazel sah das Tierchen, das mit lodernden schwarzen Augen vor ihm auf dem Bärenfell stand, lange an.
    »Was willst du?«, sagte er.
    »Ich will, dass du mit mir zusammen lauschst. Und wenn du etwas … Ungewöhnliches hören solltest, will ich dich ein Wort lehren, mit dem du erkennst, was es ist. Vielleicht auch mehrere Worte. Das hängt davon ab, was du hörst.«
    »Das ist alles?«
    »Das, Pazel, genügt, um diese Welt in ihren Grundfesten zu erschüttern. Die Worte, die ich dich lehren will, sind Meisterworte: Schlüsselworte der Schöpfung, gesprochen an jenem himmlischen Hof, wo Wille und Materie eins sind und Verse zu Galaxien werden. Gewöhnliche Menschen können sie nicht lernen …«
    »Aber er kann es«, sagte Tascha.
    »Vielleicht«, schränkte Ramachni ein. »Pazels Gabe ist nur ein winziger Funke verglichen mit dem lodernden Brand dieser Worte. Mehr als zwei oder drei wage ich dich nicht zu lehren – um deinetwillen, aber auch um Alifros’ willen. Und, Pazel, du wirst jedes Wort nur einmal sprechen können. Danach wird es für immer aus deinem Bewusstsein gelöscht.«
    »Aber warum sprichst du sie denn nicht selbst?«, fragte Tascha.
    »Ich bin hier nur zu Gast«, antwortete Ramachni. »Die Meisterworte sind Teil dieser Welt, sie gehören nicht in die meine. Auf meinen Lippen wären sie wie Staub.«
    Pazel zögerte noch immer. »Was soll ich mit diesen Meisterworten anfangen?«
    »Den Feind bekämpfen.«
    »Aber wie? Du weißt ja nicht einmal, wer dieser Feind ist!«
    »Er wird sich schon zu erkennen geben. Und dann musst du das rechte Wort und den rechten Zeitpunkt dafür wählen. Und du musst eine kluge Wahl treffen, denn eine zweite Chance wirst du nicht bekommen.«
    »Das ist … absurd!«, stammelte Pazel. »Ich weiß nicht einmal, gegen wen ich kämpfen soll! Wie kannst du erwarten, dass ich ihn schlage? Wenn er mich nun einfach im Schlaf ersticht?«
    »Er kennt dich nicht und ahnt auch nichts von der Macht, die ich dir übertragen will. Und bis er zuschlägt, können Jahre vergehen – Jahre, aber vielleicht auch nur Tage oder Stunden. Versuche mich zu verstehen: Dieser Kampf wird im Dunkeln geführt, und auch ich bin vollkommen blind. Ich weiß nur, dass ich in dir und Tascha die besten Streiter für die gute Sache gefunden habe – und ich habe neunzig Jahre lang gesucht. Willst du dich verweigern?«
    Pazel ging langsam zum Tisch und legte den Kuchen ab. »Nein«, sagte er. »Ich verweigere mich nicht.«
    »Dann sollten wir so bald wie möglich einen Zeitpunkt vereinbaren …«
    »Jetzt sofort.«
    Ramachni schlug überrascht mit dem Schwanz. »Bist du sicher? Du wirst hinterher sehr müde sein.«
    »Ich bin sicher. Wir machen es jetzt. Sonst überlege ich es mir womöglich noch anders.«
    Ramachni holte tief Luft und wandte sich an Tascha. »Wenn es vorbei ist, wird Pazel müde sein, aber ich werde am Ende meiner Kräfte sein. So erschöpft, dass ich nicht einmal mehr durch deine Uhr in meine Welt zurückzukehren vermag. Ich werde mich in meinem Versteck im Frachtraum verkriechen und einige Tage lang schlafen. Kann ich auf dich zählen, Tascha? Kannst du ihn und dich selbst beschützen und stark sein für uns alle, bis ich wieder erwache?«
    Tascha strahlte über diesen Vertrauensbeweis und gelobte: »Das werde ich.«
    »Dann geh ans Fenster, Smytidor, und leg dich hin.«
    Pazel trat an die Galeriefenster. Der Fenstersitz war acht Fuß lang, und in den Ecken lehnten rote Seidenkissen. Hatten sie überhaupt genügend Zeit für einen solchen Zauber? War es ein Fehler, dass er darauf bestanden hatte, nicht länger zu warten? Er versuchte sich hinzulegen, ohne die Kissen zu berühren. Obwohl er gebadet hatte, fühlte er sich zu schmutzig für diesen Raum.
    Der kleine Magier sprang in Taschas Arme, dann drehte er sich um und sah Pazel an.
    »Du darfst nicht denken«, sagte er. »Du bist dein ganzes Leben lang in diesem Universum zum Denken verpflichtet, nur jetzt wäre es falsch. Öffne stattdessen deine Ohren. Lausche, als hinge dein Leben davon ab, denn genau das wird eines Tages der Fall sein.«
    Pazel sah den Magier an, aber der gab ihm keine weiteren Anweisungen. Also verschränkte er die Arme vor der Brust und

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