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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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sein.
    Eine gute Nachricht gibt es immerhin: Dieses Schiff ist so eingesponnen in Magie, es haften ihm so viele Reste jahrhundertealter Zauberei an, dass ein paar von meinen magischen Künsten für eine Weile unbemerkt bleiben könnten. Oh, mit der Zeit wird er aufmerksam werden – er wird erkennen, dass ein anderer Magier an Bord ist, und dann wird er den Kampf aufnehmen –, aber mit etwas Glück bleibt uns bis dahin noch etwas Zeit.«
    »Mr. Uskins ist ein schlechter Mensch«, sagte Pazel entschieden, »und Kapitän Rose ist abscheulich, übrigens hört er auch Stimmen – er spricht von Geistern. Könnte er derjenige sein, den du meinst?«
    »Möglich ist alles«, sagte Ramachni. »Und Nilus Rose ist der geborene Verschwörer. Aber für Spekulationen bleibt uns keine Zeit mehr. Ich habe Hercól gebeten, Botschafter Isiq und seine Gemahlin für dreißig Minuten von hier fernzuhalten, und wir plaudern nun schon seit zehn Minuten.«
    Ramachni sah Pazel abermals an. »Könntest du für einen Moment meine Pfote halten?«
    Pazel zögerte, doch dann machte er sich bewusst, dass er kein wildes Tier mit scharfen Zähnen vor sich hatte, sondern einen großen Magier, der obendrein Taschas Freund war, und er nahm die kleine Pfote in die Hand.
    Ramachni schloss die blanken Äuglein und atmete in tiefen Zügen. »Es ist wahr«, sagte er dann. »Du bist ein Smytidor. «
    »Ich bin Ormalier«, sagte Pazel.
    »Natürlich. Aber nicht irgendein Ormalier. Deine Mutter ist Suthinia Sadralin Pathkendle – selbst eine Zauberin, deren Eltern ebenfalls Zauberer waren.«
    »Du kennst ihren Namen! Woher?«
    »Ein Kinderspiel, mein Junge. Sie hat ihren Zauber signiert, ich habe die Signatur nur gelesen …« Ramachni streckte sich und berührte Pazels Lippen. »… und zwar hier. Ein beeindruckender Zauber! Der offenbar in einem ziemlich unappetitlichen Fruchtsaft aufgelöst wurde.«
    »Bitte«, sagte Pazel und unterdrückte einen Schauder, »kannst du ihn nicht abstellen? Wie einer von den Tränkebrauern in Sorhn? Dieser Zauber hätte mich und meine Schwester fast umgebracht.«
    Ramachni schaute zu ihm empor, und in seinen Augen keimte Mitgefühl auf. »Hast du das denn noch nicht begriffen, Pazel? Diesen Zauber kann niemand abstellen. Deine Mutter hat ihn dir nicht nur übergeworfen wie ei nen alten Mantel. Sie hat dich verwandelt bis zum letzten Blutstropfen. In gewissem Sinne hat sie dich tatsächlich getötet – sie hat dein altes Ich getötet, damit ein neues Ich entstehen konnte. Dieser Tränkebrauer hat dich nicht geheilt. Er hat nur einen Deckel auf den brodelnden Kessel deiner Gabe gelegt – ein äußerst törichtes Unterfangen. Hätte Doktor Chadfallow dir nicht sein Gegenmittel in den Tee gestreut, du wärst früher oder später Amok gelaufen. Wie gesagt, mein Junge, du bist ein Smytidor, jemand, der auf Dauer durch Magie verändert wurde. Und ich suche schon seit einer halben Ewigkeit nach dir.«
    Eine Pause trat ein. Tascha schaute zwischen den beiden hin und her.
    »Aha«, sagte sie endlich mit heiserer Stimme. »Nun hast du ihn also gefunden. Und vermutlich hast du meine Uhr, meine Familie und mich in all den Jahren nur gebraucht, um diesen ach so einzigartigen Teerjungen zu suchen. Herzlichen Glückwunsch.«
    Ramachni seufzte. »Ich will dir nicht widersprechen, liebste Tascha.«
    Tascha sah ihn an, als hätte sie durchaus auf Widerspruch gehofft. Doch bevor sie noch mehr sagen konnte, fuhr Ramachni fort. »Wohlgemerkt, ich sage auch nicht, du hast Recht. Drücken wir es lieber so aus: Ein Magier erkennt kaum mehr von jenem nebelverhangenen Land namens Zukunft als ein gewöhnlicher Mensch. Weißt du immer, warum du mit jemandem Freundschaft schließt, Tascha? Weißt du, was mit der Zeit an Gutem oder Bösem daraus entstehen kann?«
    Wieder wanderte Taschas Blick zwischen dem Nerz und dem Teerjungen hin und her. Sie war tiefrot geworden. »Seit Wochen warte ich sehnlich darauf, mit dir zu sprechen. Ich muss dich um etwas bitten, worum ich niemand anderen bitten kann.«
    Ramachni sah sie an. »Sprich«, sagte er.
    »Wirst du mir helfen, dieser Heirat zu entgehen? Bitte!«
    Der Nerz ließ den Kopf sinken. Nach kurzem Zögern sagte er: »Ja, das werde ich.«
    Tascha umarmte ihn vor Begeisterung. Aber Ramachni hob warnend eine Pfote.
    »Es könnte sein, dass es mir nicht gelingt. Und wenn doch, dann ist die Kur womöglich ebenso schmerzhaft wie die Krankheit – oder noch schmerzhafter. Aber mein Herz sagt mir, dass dein

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