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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Meinetwegen. Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber ich werde Ihnen nicht dabei helfen, Pazel noch tiefer in Schwierigkeiten zu bringen. Wir – Sie haben ihm schon genug angetan!«
    Mit drei Schritten war er draußen und schlug die Tür mit Schwung hinter sich zu. Tascha stand einen Moment wie erstarrt. Er ließ es wahrhaftig darauf ankommen! Dann erkannte sie, dass Neeps, wenn er jetzt verschwände, auf dem Riesenschiff nicht leichter zu finden wäre als Pazel selbst.
    Und schon rannte sie mit offenen Schnürsenkeln aus der Tür. Neeps polterte bereits die Hecktreppe hinunter. »Warte! Warte!«, rief sie und stolperte hinterher, aber er lief nur schneller – immer tiefer hinab, durch das Zwischendeck zur gegenüberliegenden Treppe und noch einmal nach unten.
    Dicht über dem Barmherzigkeitsdeck drehte er sich unvermittelt um und versperrte ihr den Weg. Es war dunkel. In diese Tiefen war sie noch nie vorgedrungen. Es roch nach Tieren und Heu.
    »Du bist wirklich sein Freund, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Stimmt«, antwortete Neeps. Er keuchte mehr als Tascha selbst.
    »Das wusste ich nicht. Ich dachte, alle hassen ihn, weil er Ormalier ist.«
    »Nur die blöden Rüpel hassen ihn. Die andern fürchten ihn wegen der Geschichte mit den Augrongs und weil ein paar greimige Faulenzer behaupten, sie hätten ihn in der Sprache des Teufels reden hören.«
    »Und warum fürchtest du dich nicht vor ihm?«
    Neeps wandte nur den Blick ab. Tascha wurde klar, dass sie die Antwort bereits kannte: Diese Krabbe fürchtete sich vor gar nichts. Nimm dich in Acht, Krabbe, dachte sie. Sonst kommt noch jemand und schneidet dir den Kopf ab.
    »Warum sind Sie so neugierig auf Pazel?«, fragte Neeps.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ganz ehrlich. Aber ich glaube, er ist etwas Besonderes, vielleicht ist er sehr klug, aber natürlich auch genauso dumm wie du – oh nein, das war nicht so gemeint! Ich meine vielmehr, du hast Recht. Seine Schwierigkeiten haben mit uns angefangen, als Papa mit ihm über die Errettung Ormaels sprechen wollte. Oder …« Das Wort wollte ihr nicht über die Lippen. »… über die Invasion, wenn dir das lieber ist. Deshalb möchte ich ihm wenigstens jetzt helfen, das bin ich ihm schuldig. Ich möchte ihn aus dem Schlamassel herausholen, in den wir ihn gebracht haben.«
    »Das können Sie nicht«, sagte Neeps. »Sie würden alles nur noch schlimmer machen. Wir Teerjungen haben eine Sammlung für ihn veranstaltet – acht Goldmuscheln sind zusammengekommen, das könnte für eine Fahrkarte Dritter Klasse reichen. Wenn er Glück hat, bekommt er einen Platz auf dem nächsten Schiff und kann sich in die gesetzlosen Regionen der Nelu Rekere absetzen.«
    »Kann er da draußen auf einem anderen Schiff anheuern?«
    Neeps schüttelte den Kopf. »In der Rekere hat das Seefahrtsgesetz keine Gültigkeit, aber die meisten anständigen Schiffe landen früher oder später in der Stillen See. Und in jedem großen Hafen würde man seinen Namen im Register nachschlagen. Sobald man herausfände, weshalb man ihn auf der Chatrand entlassen hat, würde man ihm vorwerfen, seinen Kapitän getäuscht zu haben.«
    »Was bleibt ihm dann noch?«
    »Er kann mit einem kleinen Fischerboot ausfahren, das sich nicht weit von seinem Heimathafen entfernt. Oder im Hafen arbeiten.«
    Tascha traute ihren Ohren nicht. »Hafenarbeiter oder Fischer? Für den Rest seines Lebens?«
    »Er kann auch Pirat werden. Piraten sind sehr gefragt. Sie werden nämlich andauernd getötet.«
    »Das ist ja schrecklich!«
    »Natürlich könnte er von Uturphe aus auch ins Landesinnere gehen. Die Leute sagen, in Torabog werden Zuckerrohrschneider gesucht.«
    »Du lügst!«, rief Tascha. »So schlimm kann es gar nicht sein!«
    »Sie nennen mich einen Lügner? Nachdem Sie mir in Ihrer Kabine diesen netten Streich gespielt haben?«
    »Ich wollte doch nur erreichen, dass du mir sagst, wo er ist!«
    Neeps trat näher, und sie wusste, dass er ihre Tränen sehen konnte. Seine Stimme war ein klein wenig sanfter geworden. »Angenommen, ich verriete es Ihnen«, sagte er. »Was würde es nützen? Wie könnten Sie ihm jetzt noch helfen?«
    »Indem ich ihn in meine Dienste nehme«, sagte Tascha schlicht.
    »In Ihre Dienste? Sind Sie noch bei Trost? Was könnte er denn für Sie tun – ein greimiges Kleid für Ihre Hochzeit nähen?«
    »Ich kann dir nicht sagen, wofür ich ihn haben wollte. Das ist ein Geheimnis.«
    »Sie heiraten einen Mizzi-Prinzen. Der hat sicher zehn

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