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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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du denn hier!«
    Die anderen drehten sich um. Über ihnen auf der Treppe saß steif aufgerichtet Lady Oggosks Katze Sniraga. Das rote Tier musterte die drei so gelassen, als sitze es im Theater in einer Loge und sehe sich eine Komödie an.
    »Sniraga!«, rief Pazel. »Immer taucht sie plötzlich auf! Wieso eigentlich?«
    »Diese Katze ist mir unheimlich.« Tascha schauderte.
    »Heute Morgen hat sie eine Essiggurke aus der Kombüse gestohlen«, berichtete Neeps.
    »In Sorrophran hat sie mir meinen Lauchpuffer geklaut«, knurrte Pazel. »Hau ab, du diebisches Vieh, verschwinde.«
    Die Katze sah Pazel ungerührt an. Dann senkte sie den Kopf und schnappte nach etwas Glänzendem, das zusammengerollt auf dem Deck lag.
    »Mein Halsband!«, rief Tascha entgeistert. »Wie ist sie nur daran gekommen? Ich muss die Tür offen gelassen haben.«
    Sniraga stand mit der Silberkette in den Zähnen auf und streckte sich. Dann sprang sie, bevor einer der drei sie daran hindern konnte, die Treppe hinauf und verschwand.
    »Oh, fangt sie ein, ihr müsst sie einfangen!«, rief Tascha. »Papa bringt mich um!«
    Sie rasten hinter der Katze her, aber Sniraga war schon nicht mehr zu sehen. Am Zwischendeck angekommen, trennten sie sich. Tascha kletterte fluchend weiter, und die Jungen stürzten sich unter die Matrosen.
    Die Katze, die Katze!, flehten sie. Hatte jemand sie gesehen? Niemand. Doch als sie den Raum der Teerjungen erreichten, hielt Reyast sie an.
    »T-T-Teggatz würde d-dich am L-Liebsten um-b-b-ringen, Neeps!«
    »Menschenskind!«, stöhnte Neeps. »Ich bin schon eine halbe Stunde weg!«
    »M-m-m-mehr.«
    »Und ich komme zu spät zu den Kühen und Schweinen«, sagte Pazel. »Pass auf dich auf, Kumpel.«
    Neeps eilte an seinen Posten zurück. Pazel begab sich wieder zu den Stallungen und verbrachte die nächsten zwei Stunden damit, sie auszumisten und die Ziegen und Rinder zu füttern. Dann musste die Milchkuh gemolken werden, und eine Ziege warf einen Eimer mit Süßwasser um, sodass Pazel gezwungen war, vom Deck darunter einen neuen heraufzuziehen. Als er endlich fertig war, setzte er sich neben die Kuh ins Heu und schmiegte sich an ihre warme Flanke.
    Er hatte noch etwa zehn Minuten Zeit, bevor er von Fiffengurt für die Nacht in der Brig eingeschlossen würde. Er stank nach Dung und Pisse. Der Geruch und der Gedanke an die Eisenstangen beschworen eine Erinnerung herauf: Steldak.
    Über seinen eigenen Schwierigkeiten hatte er Roses Gefangenen in den letzten Tagen ganz vergessen. Jetzt schämte er sich für seine Selbstsucht. Jemand musste diesem Wesen helfen.
    Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und flüsterte: »Hört ihr mich?«
    Die Kuh sah ihn verträumt an. Pazel wartete mit angehaltenem Atem. Das Rauschen, mit dem das Schiff die Wellen durchschnitt, war hier an der Wasserlinie sehr laut. Sonst regte sich nichts.
    Diadrelu hatte angekündigt, sie würden noch einmal miteinander sprechen, nachdem die Chathrand Etherhorde verlassen hatte, aber sie war nicht mehr zu ihm gekommen. Und morgen im Lauf des Tages würde man ihn von Bord schicken. Wenn er Neeps oder Tascha von den Ixchel erzählte, würden sie womöglich im Schlaf ermordet. Tat er es nicht, dann konnte Steldak bis an sein Lebensende in diesem Käfig verrotten.
    »Könnt ihr mich hören?«, flüsterte er wieder. »Komm bald, Diadrelu. Bitte.«
     
    *     *     *
     
    »Miez miez miez! Miezekätzchen! Komm raus, du hinterhältiger, stinkender Dieb!«
    Ringsum mussten sich die Matrosen das Lachen verbeißen. Niemand hatte die rote Katze gesehen, bedauere sehr, gnädiges Fräulein, und Tascha sah ein, dass die Suche vergeblich war. Sie kehrte besser in den Gästesalon zurück, bevor alles noch schlimmer wurde.
    Mit langen Schritten überquerte sie das Hauptdeck. Die Tür war tatsächlich nur angelehnt. Sie schlüpfte hinein, streifte Schuhe und Mantel ab und rannte geradewegs in ihre eigene Kabine.
    Hercól sah schlechter aus. Trotz Dr. Rains fester Bandagen war das Bein weiter angeschwollen und erinnerte an eine fette Wurst. Aus seiner Kehle drang ein leises Rasseln.
    Tascha kämpfte ihre Panik nieder. Hercól liegt im Sterben. Ramachni ist nicht erreichbar. Pazel wird vom Schiff geschickt. Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so hilflos gefühlt zu haben. Wer war sie denn, dass sie sich einbildete, den Klauen zweier Großreiche entkommen zu können? Dabei hatte sie noch nicht einmal die Flucht aus dem Lorg geschafft.
    Sie wurde jäh aus ihrem Katzenjammer

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