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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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sehr starke Beine, sogar für einen Tänzer«, sagte Tascha, »und Mr. Ket hat gesehen, wie er den Angreifer, unmittelbar nachdem ihn der Messerstich traf, gegen das Handgelenk trat. Wer immer der Mann ist, er muss an der Stelle eine greimige Prellung haben.«
    Ott legte sich sein Rauchjackett ordentlich über den Ann und sah sie fast mit Bewunderung an. »Sie haben ganz Recht, Lady Tascha. Dieser Umstand war auch meiner Aufmerksamkeit nicht entgangen. Und ich kann Ihnen unter dem Siegel völliger Verschwiegenheit eines verraten: Wir haben an Bord vier Männer mit solchen Verletzungen gefunden. Zwei sind einfache Matrosen, die nach eigener Aussage in den Wanten von Blöcken oder Tauenden getroffen wurden. Die beiden anderen sind Zwischendeckpassagiere. Alle vier befinden sich in Arrest und werden derzeit verhört, aber ich weiß schon jetzt ziemlich genau, wer der Schuldige ist. Sein Name tut nichts zur Sache, aber seine eigene Frau räumt ein, dass er Todesraucher ist, und diese Süchtigen töten für ein paar Muscheln, um sich die nächste Pfeife kaufen zu können. Oh ja, es gibt Todesrauch unten im Zwischendeck, gnädiges Fräulein, und auch Streichhölzer. Natürlich ist offenes Feuer verboten – aber was schert sich ein Mensch, der einen Unschuldigen mit dem Messer überfällt, um Schiffsregeln?«
    »Aber … werden die Passagiere der Dritten Klasse nachts nicht eingeschlossen?«
    »Das ist richtig«, nickte Ott. »Und niemand hat gesehen, dass der Mann bei Einbruch der Dunkelheit ins Zwischendeck zurückgekehrt wäre.«
    »Er hat sich also irgendwo auf dem Schiff versteckt und abgewartet?«
    »Genau. Und der Geruch der Droge drang ihm aus allen Poren.«
    Tascha holte tief Atem. Ein Todesraucher! Mit einem Schlag kamen ihr Pazels Ängste wie auch ihre eigenen ziemlich abwegig vor. Andererseits wusste Ramachni, dass eine Verschwörung im Gang war, dass ein böser Magier nur den rechten Moment abwartete, um zuzuschlagen. Außerdem waren da noch Hercóls eigene Befürchtungen, der Mann, den man in ihrem Garten getötet hatte, der Rote Wolf …
    »Wir werden natürlich kein Risiko eingehen«, sagte Ott. »Keiner der Verdächtigen wird bis zum Hafen von Uturphe aus den Augen gelassen.«
    »Bis wir Uturphe erreichen, ist Hercól vielleicht schon tot.«
    Ott schwieg einen Moment. »Mag sein«, sagte er dann. »Aber ich habe schon mehr als genug Verletzungen für ein ganzes Menschenleben gesehen. Ich kann recht gut beurteilen, ob der Tod nahe ist. Ihr Hercól hat die Zähigkeit eines Kriegers, gnädiges Fräulein. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung wird er überleben.«
    Otts Worte ließen etwas in ihr zerbrechen. Plötzlich zitterte sie. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich habe solche Angst um ihn. Die ganze Zeit schon. Ich bin nicht gewöhnt, Angst zu haben, und jetzt bin ich seinetwegen ganz krank.«
    »Die ganze Zeit?«, fragte Ott sanft und zog die Augenbrauen zusammen. »Auch schon vor dem Überfall?«
    Tascha nickte. Und dann brach es aus ihr heraus: »Ich traue Syrarys nicht. Ich habe ihr nie getraut. Meinem Vater kann ich das nicht sagen – er ist so vernarrt in sie, dass er mich nicht anhören würde. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Liebes Kind!«, sagte Ott und nahm ihren Arm. »Ich glaube, Sie wissen ganz genau, was Sie tun sollen, denn Sie haben es soeben getan. Sie haben mir Ihre Ängste anvertraut.«
    »War das wirklich klug?«, fragte sie leise. »Ich meine, ich kenne Sie ja kaum.«
    »Aber ich kenne Sie, seit Sie auf der Welt sind – wenn auch nur aus der Ferne. Kein Günstling des Erhabenen bleibt ohne einen Beschützer wie mich. Als Admiral Isiq mit Ihrer verehrten Mutter vermählt wurde, habe ich den Tempel von außen bewacht. Als sie starb, stand ich Wache auf dem Friedhof.«
    Tascha sah ihn erstaunt an. »Sie waren immer … dabei?«
    »Als Sie geboren wurden«, fuhr Ott fort, »errichtete meine Garde als Unterpfand der Kaiserlichen Gunst das Sommerhaus in Ihrem Garten. Ihre Mutter liebte diesen Garten. Wie tragisch, dass sie sich nur so kurz daran erfreuen konnte.«
    Tascha wurde die Kehle eng. Dieser alte Mann hatte sie ihr ganzes Leben beschützt und nie ein Dankeschön verlangt. »Und warum haben Sie aufgehört, über uns zu wachen?«, fragte sie.
    »Weil ich neue Befehle erhielt«, antwortete er. »Wenn ein Soldat in mein Alter kommt, muss sich der Kaiser überlegen, wie er ihn ersetzen kann. So bekam ich die ehrenvolle Aufgabe, eine neue Generation der Kaiserlichen Garde

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