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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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wie ein nervöser Stier. Außer dem Rauschen des Kielwassers war nichts zu hören.
    »Ihr seid hier, nicht wahr?«, flüsterte er endlich.
    Stille. Seine Nerven rebellierten. Er strich sich den Bart. »Sprecht! Wo seid ihr? Was wollt ihr von mir?«
    Stille, dann Klaviermusik: weit weg, im Salon der Ersten Klasse. Denk-an-die alten –, Freunde von Soo-li, am Grund des Meeres lie-gen sie.
    Rose stieß ein freudloses Lachen aus, es klang fast wie ein Schluchzen. Dann drehte er sich um, verließ mit ungelenken Schritten die Kabine und schloss die Tür hinter sich ab.
    Zwei Minuten lang regte sich nichts. Dann war ein unglaublich winziges Geräusch zu hören.
    Im Sandnapf neben Oggosks Stuhl brach zwischen den zerkauten Safranwurzelstückchen eine winzige Kugel durch die Oberfläche und drehte sich nach links und nach rechts. Es war der Kopf einer Frau. Sie sah sich in der Kabine gründlich um. Dann schnellten sich mit einer einzigen raschen Bewegung fünf Ixchel aus dem Sand, Rücken an Rücken, den Bogen in der Hand und schon dabei, den Pfeil auf die Sehne zu legen.
    »Die Luft ist rein«, sagte Diadrelu.
    »Gut«, antwortete Talag. »Raus aus dem Dreck – hinunter auf den Boden, neu formieren. Und werft ein paar von den Safranwurzelstücken herum. Richtet eine ordentliche Schweinerei an.«
    Sie hatten Strohhalme als Atemröhrchen benützt, die falteten sie jetzt zusammen und vergruben sie im Sand. Dann klopften sie sich gegenseitig ab und lächelten, als ihnen der Sand aus dem Haar rieselte. Laut zu lachen wagten sie nicht. Vier Ixchel rutschten vom Rand des Napfes auf den Boden, und der letzte stieß mit dem Fuß die Safranwurzelbrocken hinterher. Es sollte so aussehen, als wären Ratten eingedrungen.
    »Ich dachte schon, er hätte uns entdeckt«, sagte Diadrelu.
    »Du vergisst, dass Rose nicht bei Verstand ist«, sagte Taliktrum. »Er redet mit Geistern.«
    Sein Vater nickte. »Wenn er wüsste, dass auf diesem Schiff Kriechlinge frei herumlaufen, würde er nicht lange fackeln. Dann würde er alles ausräuchern lassen, und wir wären tot. Ensyl! Auf den Türrahmen. Fentrelu, auf die Deckenbalken. Ihr müsst mit dem Gefangenen sprechen, was immer auch geschieht.«
    »Dieses Ungeheuer Sniraga kann ich immer noch riechen«, sagte Fentrelu.
    »Schluss jetzt!«, fuhr ihn Talag an. »Wenn wir gestört werden, legt ihr euch flach auf den Deckenbalken – dort seid ihr von unten nicht zu sehen. Wir kommen irgendwie zurück und holen euch raus. Habt ihr euer Werkzeug? Dann los.«
    Fünf Schatten huschten über den Kabinenboden. Niemand wusste, wie lange der Kapitän oben bleiben würde, bevor er sich zur Ruhe begab. Vielleicht hatten sie dreißig Minuten Zeit, vielleicht auch nur drei.
    Dri, Talag und Taliktrum eilten geradewegs zu Roses Schreibtisch. Ein Sprung, und Dri stand auf seinem Stuhl, ein zweiter, und sie stand auf der Platte. Sie schaute nach oben. Ensyl hockte bereits wie eine Spinne über der Kabinentür. Fentrelu sah sie nicht; er kletterte wohl noch an der Wand zu den Deckenbalken hoch. Sie kauerte sich nieder und sah zu, wie ihr Bruder und ihr Neffe mit den flachen Klingen die untere Schublade aufzustemmen versuchten. Das Holz war alt und verzogen. Die Lade bewegte sich ein kleines Stück, dann hatte sie sich verklemmt.
    »Ich helfe euch«, flüsterte sie, aber Talag winkte ab. Er hatte natürlich Recht. Sie hatten alle fünf präzise Aufgaben und Positionen zugewiesen bekommen. Alternativen waren nicht vorgesehen.
    Die Männer zogen mit aller Kraft, bis sie keuchten. Die Lade schien rettungslos verkeilt zu sein. Dann hörten sie eine unbekannte Stimme – sie kam aus dem Inneren des Schreibtischs.
    »Ihr müsst durch die obere Lade kommen, Brüder – schlüpft hinein und hebt von hinten her an!«
    Dri durchlief ein Schauer der Erregung. Große Mutter, es war tatsächlich wahr! Einer der Ihren!
    »Kannst du die obere Schublade öffnen, Schwester?«, zischte Talag.
    Dri bückte sich und packte den Griff. Die Lade glitt leicht auf.
    Talag klopfte seinem Sohn auf den Arm. »Rauf mit dir!«
    Taliktrum schoss förmlich nach oben. Zwei Sprünge, ein rasches, für Dri bestimmtes Lächeln – schon war er in der Dunkelheit verschwunden. Sie hörte ihn schieben und scharren, dann stöhnte er auf. Die untere Lade bewegte sich.
    Talag packte den Messinggriff und zog, so fest er konnte. Die große Lade leistete noch einen Moment lang Widerstand, dann glitt sie nach draußen.
    »Hol Taliktrum zurück!«, befahl Talag und

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