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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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hatte Pazel und Neda das Zeichen des Baumes beigebracht (man drückte die Faust an die Brust, hob sie dann über die Stirn und öffnete sie dabei langsam) und ihnen die ersten neun der Neunzig Gebote des Rin-Glaubens eingebläut, doch dabei hatte er es bewenden lassen.
    Die alten Männer auf der Schwan waren empört. »Bindet ihn! Lasst ihn an Land zurück! Lieber haben wir Kriechlinge an Bord als so einen kleinen Wilden!«
    Doch kaum einer meinte es ernst. Sie sagten ihm das einfache, aber ungemein wichtige Gebet an Bakru, den Gott der Winde vor und freuten sich, als er gelobte, es jedes Mal beim Auslaufen zu sprechen. Sie schärften ihm ein, niemals in Gegenwart eines Mönchs zu lachen, niemals einer Tempeltür den Rücken zuzuwenden und niemals zu vergessen, vor dem Abendessen zu den Sternen des Milchbaums aufzuschauen. Und sie führten ihn in seine eigenen Aufgaben ein und rieten ihm, sich von den anderen Teerjungen nie das Recht streitig machen zu lassen, Regenwasser bei Sturm und Kälte durch die Speigatten hinauszufegen, bevor es in den Frachtraum einsickern konnte, Sägemehl auf dem Achterdeck zu verstreuen, damit niemand ausrutschte, und Taue zu flicken, noch ehe ihm jemand den Befehl dazu gab.
    Diese alten Männer waren sehr geduldig. Sie hatten die Pest, den Skorbut, die Wachsaugenblindheit und das Faselfieber, dem unter der Herrschaft Magad IV. jeder dritte Seemann zum Opfer fiel, außerdem die Cholera, viele Wirbelstürme und den Krieg überlebt. Alt und mittellos, wie sie waren, hatten sie auch keinen Ehrgeiz mehr und machten nicht mehr nach Art junger Männer die Welt für alle widrigen Umstände verantwortlich, die ihre Pläne vereitelten. Im Stillen dankte Pazel dem namenlosen Soldaten tausendfach dafür, dass er ihm geraten hatte, sich in die Obhut dieser alten Seebären zu begeben.
    Die Schwan fuhr nach Osten, ins Herz von Arqual. Das Schiff war als Truppentransporter requiriert worden, aber nach Abschluss der Eroberung von Ormael ging der Kapitän stillschweigend wieder zum Handel über und hielt sich zumeist in den Buchten von Emledri und Sorhn auf. Pazel sagte sich, dass er seine Mutter oder seine Schwester wohl niemals wiedersehen würde, selbst wenn sie irgendwie der Sklaverei und dem Tod entgangen sein sollten. Zu oft an sie zu denken war gefährlich: Dann machte die Trauer ihn nämlich schwermütig, und sein Geist füllte sich mit einem hellen, kalten Nebel, der ihn erschreckte. Und tun konnte er ohnehin nichts.
    Als Kapitän Faral dem Trunk verfiel, wurde Pazel so plötzlich auf ein anderes Schiff, die Anju , verlegt, dass er sich nicht einmal von den alten Männern verabschieden konnte, die ihm die Grundbegriffe der Seefahrt beigebracht hatten. Diesmal eilten ihm bereits Gerüchte voraus: Die anderen Teerjungen wussten, dass ein wohlhabender Arzt die Schwan ausbezahlt und dafür gesorgt hatte, dass Pazel wie ein Postsack eingesammelt und auf der Anju wieder abgesetzt wurde. So war es tatsächlich gewesen. Pazel war wütend auf Chadfallow. Die Anju war in jeder Beziehung ein Abstieg: ein Walfänger, der nach verbranntem Speck stank und widerhallte vom Lachen der Männer, deren Leben ein einziges Schlachtfest in großem Stil war. Pazel hasste das Schiff von Anfang an. Doch einen Monat nach seinem Wechsel brachte ein Deckmatrose von seinem Landurlaub die Nachricht mit, die Schwan sei im Nebel auf die Lavabank vor Urnsfich gelaufen, hätte sich dabei den Kiel zerschmettert und sei binnen weniger Minuten gesunken. Von ihren neunzig Seeleuten hätten es nur dreißig ans Ufer geschafft.
    Das Leben auf der Anju war die Hölle. Sie leckte stark, und das Walfett verstopfte immer wieder ihre Bilgenpumpen. Der Kapitän war gewalttätig und fürchtete sich vor seinem eigenen Schatten. An ruhigen Tagen ließ er die Teerjungen in die eisige See hinab, damit sie den Rumpf nach Schäden durch Murten oder Salzwürmer absuchten. Und bei Blitz und Donner mussten sie in die Wanten klettern und lebende Hühner als Opfer für die Himmelsdämonen an die Marsstengen binden.
    Doch der Walfänger schien gegen alle Gefahren gefeit. Sein Ende kam, als die Besatzung – nach dem Genuss von verdorbenem Roggen im Zustand geistiger Umnachtung – die Anju mit aberwitziger Geschwindigkeit in den Hafen von Pól segelte, wo sie fast noch einen Königlichen Klipper gerammt hätte, bevor sie von den Strandkanonen in tausend Stücke zerrissen wurde.
    Die Könige von Noonfirth schickten die verwirrte Mannschaft nach Etherhorde

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