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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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hinausliefen. Syrarys hatte vor, sie hierzulassen, und wollte ihr möglichst wenig Zeit geben, ihren Vater umzustimmen. Und wenn ich die Schule nicht verlassen hätte? Wären sie dann abgereist, ohne mir auch nur auf Wiedersehen zu sagen?
    Niemals. Das würde sie ihrem Vater niemals zutrauen.
    Ohne Syrarys aus den Augen zu lassen, fragte sie beiläufig: »Wann stechen wir denn in See?«
    Wenn die Gemahlin ihres Vaters überrascht war, so verbarg sie das gut. »Die Chathrand müsste noch in dieser Woche hier eintreffen und ein paar Tage später auslaufen.«
    Tascha blieb wie angewurzelt stehen. »Die Chathrand? Sie schicken ihn mit der Chathrand nach Simja?«
    »Haben dir die Schwestern das denn nicht gesagt? Ja, endlich wird dein Vater mit dem Respekt behandelt, den er verdient. Das wird eine richtige Expedition. Man hat sogar eine Ehrengarde für ihn zusammengestellt. Und Lady Lapadolma schickt ihre Nichte als Vertreterin der Reederfamilie mit. Du erinnerst dich doch sicher an Pacu?«
    Tascha zuckte zusammen. Pacu Lapadolma war mit ihr zur Schule gegangen und dem Lorg vor zehn Monaten durch die Heirat mit einem zwanzig Jahre älteren Oberst der Kavallerie entkommen. Zwei Wochen später war sie Witwe geworden: der Hengst des Obersts hatte ihm, von Wespen gereizt, einen Huftritt gegen die Brust versetzt. Wie man hörte, war er auf der Stelle tot gewesen.
    »Hat sie noch nicht wieder geheiratet?«, fragte Tascha.
    »Oh nein«, lachte Syrarys. »Es war von einer Verlobung die Rede, mit irgendeinem Herzog von Sorhn, doch dann kamen Anträge vom Grafen von Ballytween, vom Besitzer der Mangel-Brauereien und vom Tierhändler Latzlo. Der war so verrückt nach ihr, dass er ihr fünfhundert weiße Rosen und fünfhundert Schneelerchen schickte, die darauf abgerichtet waren, ihren Namen zu rufen. Pacu war nicht begeistert – sie sagte, sie sähen alle gleich aus.«
    »Aber das ist doch offensichtlich.«
    »Die Bewerber, Liebes, nicht die Vögel. Zum Glück griff ihre Großtante ein. Bis Pacu zurückkommt, könnte sogar Latzlo sie vergessen haben.«
    »Ich fahre auch mit«, sagte Tascha.
    Wieder lachte Syrarys und streichelte ihren Arm. »Du bist wirklich entzückend.«
    Tascha wusste natürlich, dass das nicht stimmte, und wiederholte: »Ich fahre mit.«
    »Und Jorl und Suzyt? Dann haben die Ärmsten ja gar niemanden mehr.«
    »Ganz gleich, mit welchen Tricks du arbeitest«, sagte Tascha ruhig. »Diesmal bleibe ich Sieger.«
    »Sieger? Tricks? Oh, Tascha, mein Liebling, müssen wir wirklich so miteinander reden? Komm her, du bekommst doch einen Kuss, obwohl du so schmutzig bist. Du bleibst doch meine kleine Taschula .«
    Das war Taschas Name aus frühen Kinderzeiten, als sie und Syrarys sich noch nahegestanden hatten. Dass Syrarys jetzt damit ankam, betrachtete sie als billige Taktik. Trotzdem küssten sie sich gegenseitig auf die Wange.
    »Ich werde euch in Simja keinen Ärger machen«, sagte Tascha. »Ich bin jetzt erwachsen.«
    »Wie erfreulich. Versprichst du mir auch, keinen deiner Vettern mehr in eine Hecke zu werfen?«
    »Ich habe ihn nicht geworfen! Er ist von selbst hineingefallen!«
    »Er konnte doch auch nicht anders, Liebes, nachdem du ihm einen solchen Stoß versetzt hattest. Der arme Junge, sein Stolz hat bleibenden Schaden davongetragen. Niedergeschlagen von einem Mädchen, das ihm kaum bis zur Schulter reichte. Komm, dein Vater ist im Sommerhaus. Wir wollen ihn überraschen.«
    Tascha folgte ihr durch Salon und Speisezimmer in den hinteren Garten. Syrarys hatte sich nicht verändert. Aalglatt, wortgewandt und mit allen Wassern gewaschen. Tascha hatte miterlebt, wie sie sich mit einer Herzogin herumstritt, bis die vor Wut sprachlos war, nur um dann seelenruhig mit dem Herzog zum Tanz zu gehen. Die zahlreichen Klatschbasen der Stadt waren von ihr fasziniert. Alle Welt ging davon aus, dass sie irgendwo in der Metropole einen oder mehrere junge Liebhaber versteckt hielt, denn wie sollte ein Greis eine solche Frau zufriedenstellen? »Kann man in einer Winternacht einen Orden küssen?«, spottete einmal ein Lord, der bei einem Bankett neben Tascha saß. Als er aufstand, hatte sie eine Flasche Salatöl über seinen Polstersessel gekippt.
    Nicht dass ihr Syrarys’ Verteidigung allzu sehr am Herzen gelegen hätte, aber sie duldete nicht, dass jemand ihren Vater mit Schmutz bewarf. Er war so oft verwundet worden – fünfmal im Krieg und mindestens einmal durch die Liebe, denn die Frau seines Herzens war sechs Tage nach

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