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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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der Geburt seiner Tochter gestorben. Isiq war untröstlich gewesen, und er hatte so viele und so lebhafte Erinnerungen an seine geliebte Clorisuela, dass Tascha es kaum fassen konnte, als er sie eines Tages als ›mein mutterloses Kind‹ bezeichnete. Natürlich hatte sie eine Mutter – ständig gegenwärtig und zugleich unwiederbringlich verloren.
    Außerdem hatte Syrarys einen Verteidiger kaum nötig. Isiqs Gespielin bewegte sich so selbstverständlich in der vornehmen Gesellschaft mit ihren Lügen und Intrigen, als wäre sie hineingeboren. Das war unerhört, schließlich war sie erst acht Jahre zuvor in Ketten nach Etherhorde gekommen. Auch wenn die Ketten aus Silber gewesen sein mochten.
    Admiral Isiq hatte sie bei seiner Rückkehr von der Belagerung Ibithraéds in seinen Gemächern vorgefunden, zusammen mit einer Nachricht in der kindlichen Handschrift des Erhabenen: Wir schicken Ihnen diese Frau, sie ist bewandert in allen Künsten der Liebe und soll auf Sie wirken wie ein Glückselixier.
    Sie war eine Lustsklavin. Natürlich nicht offiziell: Die Sklaverei war inzwischen aus der Mode gekommen und wurde nur noch auf den Äußeren Inseln und in den neu eroberten Territorien praktiziert, wo die schwersten Arbeiten für das Reich verrichtet wurden. In den Kernlanden waren Schuldknechte an die Stelle gewöhnlicher Sklaven getreten – und Gespielinnen an die Stelle von Lustsklavinnen. Nach dem Gesetz waren solche Frauen Eigentum eines Mannes, aber Tascha hatte auch schon gehört, dass sie beim Glücksspiel gewonnen oder verloren wurden oder dass man sie in Gebiete mit Sklavenhaltung zurückschickte, wenn ihre Reize allmählich verblühten.
    Tascha war knapp acht Jahre alt gewesen, als Syrarys zu ihnen kam. Dennoch würde sie nie vergessen, wie die junge Frau ihren Vater angesehen hatte: nicht unterwürfig wie andere Dienstboten, sondern mit stiller Bewunderung – wie ein Schloss, das sich mit Geduld und viel Geschick vielleicht würde aufbrechen lassen.
    Eberzam verabscheute die Sklaverei in jeder Form und bezeichnete sie als ›den Wundbrand der Imperien‹. Andererseits war es undenkbar, ein Geschenk des Kaisers zurückzuweisen, und so tat Taschas Vater das Einzige, was ihm einfiel. Er behielt Syrarys sechs Wochen lang in seinem Haus, um glaubwürdig erklären zu können, er hätte sich in sie verliebt. Danach wandte er sich unverzüglich an die Krone und bat um ihre Einbürgerung. Zu seiner Überraschung wurde die Bitte abgelehnt. Der zweite Brief von der Burg Maag lautete: Warten Sie ein Jahr und einen Tag, Admiral so dann die Liebe noch blüht, werden wir Ihrem Samenkorn die ihm gebührende Stellung gewähren. Niemand verstand, was damit gemeint war, aber der Admiral fügte sich und wurde zum ersten Mal in seinem Leben wider Willen zum Sklavenhalter.
    In diesem Jahr war Syrarys praktisch eine Gefangene auf dem Familiensitz, aber das schien ihr weiter nichts auszumachen. Sie beschäftigte sich viel mit der kleinen Tascha und betreute sie halb wie eine Mutter, halb wie eine ältere Schwester. Sie lehrte sie ullupridische Lieder und Spiele und überredete den Koch, die Gerichte ihrer Kindheit zuzubereiten, die auch Tascha köstlicher fand als die besten Speisen, die Etherhorde zu bieten hatte. Tascha wiederum half ihr dabei, ihr Arqualisch zu verbessern, denn obwohl sie die Sprache gut beherrschte, dominierten die Betörungsphrasen aus der Sklavenschule ihren Wortschatz allzu sehr.
    Die beiden wurden die besten Freunde. Der Admiral war überglücklich. Tascha wäre fast entgangen, dass Syrarys ihn irgendwann nicht mehr bei sich empfing, sondern in sein Schlafzimmer übersiedelte.
    Als die vom Kaiser gesetzte Frist verstrichen war, schrieb Isiq abermals an die Burg Maag und beteuerte, seine Liebe sei stärker denn je. Und diesmal war es die reine Wahrheit. Wenige Tage später wurden der Admiral und seine Sklavin in die Burg gerufen. Syrarys kniete vor dem Ametrin-Thron nieder, wurde mit Eberzam Isiq vermählt und erhielt den Titel Lady Syrarys.
    Der Stadt verschlug es die Sprache. Mit einem Federstrich hatte der Kaiser Isiqs Sklavin – in den Augen des Gesetzes nicht mehr als ein Stück Eigentum – in den Adelsstand erhoben. Das war in der langen Geschichte der Magad-Herrschaft ohne Beispiel. Mit diesem kaiserlichen Gunstbeweis stieg der Admiral auf der Leiter der Macht weit nach oben. Und niemand wusste, warum.
    So kam es, dass aus Arquals schönster Sklavin eine ungemein rätselhafte Große Dame wurde. Die

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