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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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dürfte …?«
    Auf dem unteren Batteriedeck verriet ihnen der scharfe Geruch nach gebratenen Zwiebeln, dass die Kombüse nicht weit war. Pazel konnte einen Blick durch das offene Schott werfen: ein dunstiger Raum voller Töpfe, Pfannen und aufgehängter Schöpfkellen, wo eine ganze Schwadron Köche sich um einen gusseisernen Herd drängte, auf dem man einen ganzen Büffel hätte braten können. »Mr. Teggatz«, rief Fiffengurt fast im Vorübergehen. »Frühstück für sechsunddreißig neue und für die alten Jungen! Sofort, wenn ich bitten darf!«
    Noch eine weitere Treppe, dann standen sie im Dunkeln. Fiffengurt ging so rasch und sicher vor ihnen her wie zuvor auf dem Oberdeck bei Tageslicht, und Pazel fragte sich, ob er wohl den Grundriss des gesamten Schiffes im Kopf hatte. Eine Minute später wurde ein Feuerstein angeschlagen, dann leuchtete flackernd eine Laterne auf.
    »Das Zwischendeck«, erklärte Fiffengurt. »Hier werdet ihr schlafen. Essen könnt ihr an der Rückseite der Mannschaftsmesse, hinter den Deckmatrosen. Bei gutem Wetter fällt Licht durch die Luken, und wenn wir erst auf Fahrt sind, leiten die Windfänger ein wenig Frischluft herein. Fenster gibt es in eurem Abteil nicht, aber wenn ihr euch nicht wie Rabauken benehmt, lassen die Matrosen vielleicht die Tür zu ihrem Schlafraum offen, dann wird es ein wenig heller. Und jetzt herein mit euch.«
    Im schwachen Schein der Walrosstranlaterne erkundeten sie ihr neues Heim: eine dumpfe hölzerne Höhle. Die Rückwand verschwand im Dunkeln. Die Decke war so niedrig, dass selbst die kleinsten Jungen sie mit der Hand erreichen konnten, und wurde von massiven Pfosten gestützt. Das Holz sämtlicher Träger und Schottwände, ja sogar der langen Esstische, stammte von uralten Riesenbäumen der gleichen Art. Die Luft war zum Schneiden dick; es roch wie in einer winddicht abgeschlossenen Scheune.
    Fiffengurt klopfte gegen ein Schott. »Wolkenkerneiche. So hart wie jedes andere Holz in Alifros, aber um die Hälfte leichter. Batterie- und Zwischendecks bestehen fast ausschließlich aus massivem Wolkenkern. Wir kennen noch nicht einmal die Hälfte von den Geheimnissen der Chathrand, ihr Burschen, aber in diesem Punkt wissen wir ziemlich gut Bescheid. Allerdings nützt uns das nicht viel: Es gibt keine Wolkenkerneichen mehr. Die letzten fünfzig Exemplare stehen an einem geheimen Ort auf dem Mol Etheg. Alle hundert Jahre einmal wird ein Baum gefällt, um an der alten Dame hier die notwendigsten Reparaturen durchführen zu können.«
    Hinter ihnen auf der Treppe waren Schritte zu hören. »Da kommt Teggatz! Wie bestellt!«, sagte Fiffengurt. »Diesen Mann solltet ihr euch warmhalten, ihr Burschen, sonst vergiftet er euch: Er ist unser Schiffskoch.«
    Teggatz war wohlbeleibt und hatte ein rundes Gesicht mit roten Wangen. Die Äuglein lagen so tief in den Höhlen, dass sie kaum zu sehen waren. Er rieb sich nervös die Hände und lachte. Die Jungen warteten, doch er lachte weiter, und die Hände bewegten sich immer schneller. Als er endlich sprach, klang es, als platzte er vor Freude.
    »Hammelpastete!«
    »Wirklich? Hammelpastete?«, wiederholte Fiffengurt. »Stellt euch vor! Nur her damit.«
    »Stellt euch vor!«, kicherte Teggatz und winkte nach oben. Wieder ertönten Schritte auf der Treppe, und eine zweite Gruppe von Jungen erschien mit Tellern, Platten und Bechern. Es waren etwa fünfzehn an der Zahl: die ›alten‹ Teerjungen von früheren Fahrten, die man an Bord behalten hatte. Die meisten begrüßten die ›Neuen‹ mit freundlichem, offenem Blick, doch ein paar musterten sie abschätzig, fast feindselig, als wären sie Rivalen. Sie setzten die Speisen und Getränke ab, und Fiffengurt stellte jeden Einzelnen namentlich vor.
    »Das sind eure großen Brüder«, erklärte er den Neuen. »Einige von ihnen fahren schon vier Jahre auf der Chathrand. Der Kapitän ist natürlich für uns alle neu, und wir müssen uns auch an neue Vorschriften gewöhnen. Aber solange ihr das Schiff nicht ebenso gut kennt wie sie, solltet ihr auf sie hören. Peytr und Dastu sind die Anführer, sie sind die Ältesten – wenn sie sich nicht in Schwierigkeiten bringen, werden sie in einem Jahr zu Vollmatrosen befördert.«
    Pazel sah sich die älteren Teerjungen aufmerksam an. Peytr hatte schmale Schultern und ein spitzes Kinn. Er lächelte zwar, aber sein Blick verriet ein gewisses Misstrauen, als wäre er stets vor unangenehmen Überraschungen auf der Hut. Dastu war breitschultrig

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