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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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Hängematten müssen angebracht werden!«
    Man hatte ihnen die Hängematten eben erst ausgeteilt – von den Matrosen abgelegt, geflickt und mottenzerfressen –, nun kämpften sie um die Aufhängungen im Zwischendeck. Die älteren Jungen zeigten ihnen, wie man die Netze an den großen Deckenpfosten festmachte und wie man über die Haltepflöcke einer tieferen Hängematte zu seiner eigenen hochkletterte, ohne die Pflöcke herauszuschlagen und den Untermann zu Boden krachen zu lassen. Die Hängematten hingen dreifach übereinander: Pazel eroberte sich schließlich einen Platz in der Mitte, Neeps war über ihm und Reyast darunter.
    »Seekisten stehen steuerbords«, hatte Peytr erklärt und mit dem Fuß auf eine schwere Truhe gedeutet. »Am Schott festgelascht, außer im Hafen und bei Schichtwechsel. Drei Jungen teilen sich eine Kiste. Es gibt frische Hemden und Hosen, aber die rührt ihr erst an, wenn ihr gründlich gewaschen seid – ungezieferfrei, wie wir hier sagen –, um euch für den Heimathafen schönzumachen. Eure alten Fetzen wird Mr. Fiffengurt wahrscheinlich sowieso im Ofen verbrennen.«
    Mittags mussten die neuen Jungen die hundert Matrosen der Dritten Wache bedienen. Die stopften sich mit diebischem Vergnügen voll, stürzten den Grog hinunter und riefen nach mehr. Während die Jungen in heller Panik die Treppe zur Kombüse auf und ab hasteten, lachten die Matrosen und spotteten, Kapitän Rose würde ihnen unter jeden Arm eine Kanonenkugel klemmen, wenn sie nicht schneller liefen.
    »Und dass mir eure Flöhe nicht in meine Verpflegung fallen!«
    »He, he, he! Noch ein Glas Ullupriden-Rum, wenn ihr schon dabei seid, meine Schätzchen.«
    »Oder noch besser eins von den Ullupriden-Mädchen. Seht mal zu, vielleicht findet ihr sie in den Töpfen!«
    Als sie endlich selbst beim Essen saßen (diesmal gab es Rindfleisch mit Möhren und Yams), erschien Fiffengurt mit einem Logbuch in einem Einband aus zerschlissenem Seehundsfell und einem blauen Federkiel, verschaffte sich Platz auf dem Tisch und rief einen der neuen Jungen nach dem anderen auf. Geburtsort? Letztes Schiff, falls vorhanden? Krankheiten? Schulbildung? Besondere Fertigkeiten? Alles wurde in dem Buch vermerkt.
    Pazel wartete zitternd, bis er an die Reihe kam. Den ganzen Tag hatten die anderen schon hinter seinem Rücken getuschelt – wilde Spekulationen über seine Hautfarbe und seine Aussprache. Als er ›Ormael‹ als seinen Geburtsort angab, wurde das mit Augenzwinkern und verhaltenem Gelächter quittiert.
    Fiffengurt schaute von seinem Buch auf und schien zum ersten Mal seit ihrem Eintreffen wirklich verärgert zu sein. Das Gelächter verstummte. Dann fragte er Pazel nach seinen früheren Schiffen. Als er alle sechs aufgezählt hatte, waren die anderen Jungen still und nachdenklich geworden.
    »Wo hast du so gut Arqualisch gelernt?«, fragte Fiffengurt, ohne die Feder abzusetzen.
    »Ich war in der Schule fleißig«, antwortete Pazel wahrheitsgemäß. Sein gutes Arqualisch hatte mit dem Zauber seiner Mutter nichts zu tun.
    Als die Einzelgespräche abgeschlossen waren, wies Fiffengurt die Jungen in ihre Pflichten ein. Pazel war froh, dass trotz der Größe der Chathrand die Aufgaben auf See die gleichen waren wie auf jedem anderen Schiff und dass er sie gut kannte. Teerjungen setzten keine Segel, lichteten keine Anker und standen auch nicht Wache, aber sie halfen den Matrosen bei alledem und erledigten daneben noch tausend andere Dinge. Wenn sie keine Segel flickten, wuschen sie Uniformen, scheuerten die Ankerketten mit Sand, feilten alte Fußbodennägel ab oder schlugen neue ein. Außerdem brachten sie als Laufburschen Kohle in die Kombüse, Mahlzeiten zu den Matrosen, Wasser zu den Offizieren oder Schnupftabak in den Salon der Ersten Klasse. In der Kombüse selbst wurden für jede Schicht zwanzig Jungen gebraucht. Alle Decks wurden täglich geschrubbt. Jedes Tau war mit einer Teerschicht geschützt.
    »Wie viel Tauwerk haben wir, Jungen?«, fragte Fiffengurt. »Könnt ihr’s erraten?«
    »Viele Seemeilen!«
    »Eine Meile! Zwei Meilen!«
    Fiffengurt lachte. »Neununddreißig Meilen«, sagte er. »Und kein Zoll davon darf ausgefranst oder verschlissen sein, ihr Burschen. Nicht, solange Nilus Rose Kapitän ist.«
     
    *     *     *
     
    Den ganzen Tag über merkte Pazel kaum etwas von seiner Gabe: Alle Jungen sprachen Arqualisch, auch wenn noch einige außer ihm selbst eine andere Muttersprache hatten. Doch das Schnurren in seinem Kopf

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