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Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
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einem solchen Fluch in ein Fass mit Eiswasser stecken – um die sündigen Gedanken abzukühlen, verstehst du? Was magst du wohl für sündige Gedanken haben, Pazel Pathkendle?«
    »Die Anfälle haben doch damit nichts zu tun!«, rief er erbost.
    »Natürlich nicht. Das war ironisch gemeint.« Sie lächelte, aber Pazel errötete schon wieder, weil er jetzt dastand wie ein Hinterwäldler, der alles wörtlich nahm. Er hätte ihr zu gerne bewiesen, dass er wusste, was ›ironisch‹ bedeutete, aber er brachte keinen Ton heraus.
    Mit einem Mal erkannte er, was all die Dinge um ihn herum zu bedeuten hatten: das Bett, die Stapel von Kleidungsstücken, der Spiegelschrank, das Schreibpult mit Papier und Feder.
    »Das ist ja Ihre Kabine«, flüsterte er. »Hier darf ich nicht sein.«
    »Du meine Güte!«, sagte sie. »Fang du nicht auch noch damit an.«
    »Sie sind die Friedensbraut«, sagte Pazel. »Ich muss sofort von hier weg.«
    »Ich will nicht, dass du mich so nennst«, warnte Tascha.
    Pazel bückte sich und schaute durch das Bullauge. »Wie spät ist es, Lady Tascha?«, fragte er.
    »Fast Zeit zum Abendessen. Mein Vater trinkt gerade ein Glas mit Kapitän Rose.«
    »Wer weiß sonst noch, dass ich hier bin? Wer hat mich hereinkommen sehen?«
    Ungeduldig fasste sie die Stunden seines Lebens zusammen, die ihm abhandengekommen waren. Seine Auseinandersetzung mit Jervik war sehr lautstark gewesen. Tascha und ihr Lehrer Hercól hatten den Gästesalon verlassen, um nachzusehen, und genau in dem Moment war Pazel in den Korridor gestürmt. Tascha war nicht weiter überrascht gewesen, als Hercól ihn sofort packte, in ihre Kabine zerrte und mit einem großen Schluck Alkohol schlafen legte. Alles binnen weniger Sekunden. Kein Mensch auf Erden reagiere so schnell wie ihr Lehrer, sagte sie.
    »Ich habe Ihren Vater gesehen«, sagte Pazel.
    Tascha nickte. »Zum Glück hat er dich nicht bemerkt. Syrarys hat die Tür zum Waschraum geschlossen, und Papa hört nicht mehr sehr gut. Syrarys hat dich allerdings gesehen und wollte dich beinahe hinauswerfen lassen.« Tascha setzte eine empörte Miene auf und rief mit schneidender Stimme: »Sie haben den Jungen in ihr Schlafgemach gelassen, Hercól? Was fällt Ihnen ein? Was werden die Leute sagen?«
    »Sie hat Recht«, sagte Pazel. »Sie sind von Adel. Sie können so etwas nicht machen.«
    »Unsinn«, gab sie zurück. »Ich mache genau das, was ich will.«
    »Nicht alle Menschen können so leben«, sagte er etwas schärfer, als er eigentlich wollte. »Und im Zwischendeck wird sicher ebenfalls darüber geklatscht werden, Lady Tascha. Wissen Sie, was meine Kumpel sagen werden, wenn sie es erfahren?«
    Tascha lächelte und beugte sich neugierig vor – keineswegs die Wirkung, die er hatte erreichen wollen. »Was werden sie denn sagen?«, fragte sie.
    Er zögerte. Wenn sie es unbedingt wissen wollte …
    »Sie werden sagen, dass Sie gern mit Dreck spielen.«
    Taschas Begeisterung erlosch. Sie war schockiert, aber das wollte sie ihm natürlich nicht zeigen. So rang sie sich ein Lachen ab. »So sind die Teerjungen«, sagte sie.
    Pazel biss sich auf die Lippen. Als ob du eine Ahnung hättest, wie wir sind.
    »Außerdem«, fuhr er fort, »sollten Sie doch lernen, wie man sich als Ehefrau eines Mzithrini benimmt, und denen ist eigentlich alles verboten.«
    »Unsinn!«, beharrte Tascha. »Und außerdem ist mir das egal. Du bist doch hoffentlich keiner von diesen langweiligen Burschen, die nur tun, was man von ihnen verlangt? Nein, natürlich nicht – ich habe gesehen, wie du mit dem Augrongs umgegangen bist. Wo hast du überhaupt gelernt, Augrongi zu sprechen?«
    »Augronga«, verbesserte Pazel unwillkürlich und fügte rasch hinzu: »Ich spreche es natürlich nicht wirklich; wer kann das schon. Aber wenn man so durch die Welt segelt, schnappt man manches auf. Außerdem gibt es auf den meisten Schiffen ein Exemplar dieses Buchs mit Namen Polylex. «
    »Doch nicht dieses Ding!«, rief Tascha und sah ihn komisch an. »Das ist doch ein einziges Durcheinander und strotzt nur so von Fehlern.«
    Sie hatte vollkommen recht, dachte Pazel. Er konnte sich sogar vorstellen, dass Mr. Uskins sich sein verheerendes Augronga aus dem Kapitel ›Alle Sprachen von Alifros‹ zusammengesucht hatte.
    »Natürlich«, sagte Tascha und senkte den Blick, »gibt es bessere und schlechtere Ausgaben. Ich besitze selbst ein altes Polylex. Darin steht, wer Büffelmilch trinkt, wird davon zwar klüger, neigt aber auch zu

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