Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Windkämpfer

Windkämpfer

Titel: Windkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Redick
Vom Netzwerk:
Schiffsladungen von Pelzen ab. Sie kauft Erz, das von ullupridischen Sklaven gefördert wurde, verkauft es an die Schmiede in Etherhorde und kehrt mit Speeren und Pfeilen für die Sklavenhalter auf die Ullupriden zurück.«
    »Es ist ein Unterschied«, beteuerte Thyne. »Handel unter freien Menschen heißt Kaufen und Verkaufen.«
    »Nun, im Grunde wollen wir nichts anderes«, sagte Ott. »Wir erwerben Lebensraum für Arqual und Absatzmärkte für seine Fabrikanten und verkaufen einen Gott.«
    »Ungeheuerlich!«, wiederholte Thyne. »Für die Kompagnie ist damit kein Gewinn zu machen, sie kann nur ihren guten Ruf verlieren …«
    Oggosk keckerte wieder.
    »… und dieses Schiff, ihr Flaggschiff, den Stolz der Meere.« Er schaute seinen Kollegen an, und seine Stimme wurde schrill. »Aken, warum sitzt du da und tust nichts? Mach doch den Mund auf, Mann!«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, erklärte Aken.
    »Ich schon«, sagte Thyne. »Treiben Sie Ihre Kriegsspiele anderswo, Ott. Als Superkargo der Kompagnie auf dieser Handelsfahrt widerrufe ich hiermit die Überlassung der Chathrand. Allen Anwesenden ist bekannt, dass ich dazu nach dem Seefahrtsgesetz Paragraph neun, Artikel vier: ›Vorsätzliche Falschdarstellung des Einsatzzwecks‹ berechtigt bin.«
    Bevor Thyne noch geendet hatte, drehte sich der Meister der Spione zu Drellarek um und nickte ihm kurz zu. Thyne sah seinen Blick und begriff sofort, was er bedeutete. »Warten Sie, warten Sie!«, rief er und sprang auf. Aber Drellareks Augen waren bereits glasig geworden, und er hielt plötzlich ein Messer in der Hand.
    Jetzt trat Rose in Aktion. Mit einem Satz war er bei Aken, packte ihn am Kragen, zerrte ihn aus dem Stuhl und schlug ihm heftig ins Gesicht. Der kleine Mann fiel Drellarek wie ein Getreidesack vor die Füße.
    Thyne stolperte mit offenem Mund rückwärts. Rose gebot Drellarek mit einer Handbewegung Einhalt.
    »Lassen Sie ihn«, sagte der Kapitän. »Er wird schon noch zur Vernunft kommen. Aken ist der Gefährlichere von beiden, er hätte uns bei der ersten Gelegenheit verraten. Er sagte die ganze Zeit kein Wort, während uns dieser Schwachkopf hier etwas vorwinselte. Aber ich konnte förmlich hören, wie sich in seinem Kopf die Räder drehten.«
    Die anderen waren sprachlos. Rose zerrte den Bewusstlosen zu den Galeriefenstern. »Decken Sie die Lampe ab, Uskins«, sagte er.
    Uskins klappte den eisernen Blendschutz herunter, in der Kabine wurde es vollends dunkel. Die Männer am Tisch hörten Vorhänge rascheln, eine Angel quietschte. Der Seewind strich mit kalten Fingern durch den Raum. Dann war, so weit entfernt, dass man es auch verleugnen konnte, ein Klatschen zu hören.
    »Sie alle verlassen jetzt meine Kabine«, drang Roses Stimme durch die Dunkelheit. »Wenn das Wetter es zulässt, können wir uns in Uturphe weiter unterhalten.«

17
     
    I NDISKRETIONEN
     
     
    12. Vaqrin 941
     
    War er wach oder träumte er? Oder hatte ihn der Anfall irgendwo dazwischen abgesetzt?
    Pazel lag auf dem Rücken am Fuß eines breiten Betts, über das eine Spitzendecke gebreitet war. Er befand sich wohl immer noch an Bord der Chathrand, denn er spürte das sanfte Rollen in allen Gliedern, und die Füße des Betts waren am Boden festgeschraubt. Es roch nach Lavendel und Talkumpuder, und plötzlich musste er an Nedas Zimmer zu Hause in Ormael denken. Sein Kopf (der immer noch wehtat und in dem sich alles drehte) hatte noch nie auf einem so weichen Kissen gelegen. Und auf der Bettkante saß ein seltsames kleines Tier und schaute auf ihn herab. Es ähnelte einem Wiesel, war aber pechschwarz und hatte große dunkle Augen, deren Blick ihn erstarren ließ.
    »Was sagt man dazu?«, fragte es vergnügt. »Ein Teerjunge auf dem Boden!«
    »Was?«, krächzte Pazel (sein Mund war wie ausgedörrt).
    »Sie sind alle fortgegangen und haben dich allein zurückgelassen«, sagte das Wesen. »Und ich muss nun auch gehen. Kannst du wirklich verstehen, was ich sage?«
    »Wie konntest du … ich meine, ja! Was?«
    »Du verstehst mich tatsächlich. Erstaunlich! Du wirst einen wunderbaren Lehrer für sie abgeben. Hör mal, war hier eben noch eine schwarze Ratte?«
    »Du bist keine Ratte!«
    »Mein lieber Junge, bist du krank? Nicht jeder, der eine Ratte sucht, muss auch selbst eine sein.«
    Das Wesen sprang leichtfüßig vom Bett auf eine Kommode. Pazel legte den Kopf in den Nacken: Auf der Kommode stand eine wunderschöne Schiffsuhr von der Art, wie reiche Kapitäne sie sich gern

Weitere Kostenlose Bücher