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Winesburg, Ohio (German Edition)

Winesburg, Ohio (German Edition)

Titel: Winesburg, Ohio (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherwood Anderson
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lang war es in dem Raum still. Dann stürzte sich Joe wieder in die Erläuterung seiner Idee. «Eine Zeit lang wäre es hart. Das gebe ich zu. Das muss ich zugeben. Da führt kein Weg daran vorbei. Es würde schwer werden. Mehr als ein fetter Bauch würde einsacken. Aber sie könnten uns nicht unterkriegen. Das würde ich doch meinen.»
    Tom King lachte gutmütig, und Edward Kings zittriges, nervöses Lachen schallte durchs Haus. Joe Welling fuhr eilends fort. «Wir würden nämlich damit beginnen, neues Gemüse und Obst zu züchten. Bald hätten wir alles, was wir verloren hatten, zurückgewonnen. Dabei sage ich nicht, dass die neuen Sachen dieselben wie die alten wären. Keineswegs. Vielleicht wären sie besser, vielleicht nicht so gut. Interessant, wie? Darüber können Sie nun nachdenken. Das setzt Ihr Gehirn in Bewegung, wie?»
    Im Zimmer war es still, dann lachte der alte Edward King wieder nervös. «Ach, wäre doch Sarah hier», rief Joe Welling. «Gehen wir jetzt zu Ihnen, ich möchte ihr davon erzählen.»
    Stühle scharrten im Zimmer. Und da kehrte George Willard auf sein Zimmer zurück. Als er sich aus dem Fenster lehnte, sah er Joe Welling mit den beiden Kings die Straße entlanggehen. Tom King war gezwungen, außergewöhnlich lange Schritte zu tun, um mit dem kleinen Mann mitzuhalten. Wie er so ausschritt, beugte er sich zur Seite, lauschte – versunken, fasziniert. Joe Welling redete aufgeregt weiter. «Nehmen wir beispielsweise die Seidenpflanze», rief er. «Mit der Seidenpflanze könnte man eine Menge machen, wie?
Es ist schier unglaublich. Ich möchte, dass Sie darüber nachdenken. Ich möchte, dass Sie beide darüber nachdenken. Es entstünde dann nämlich ein neues Pflanzenreich. Interessant, wie? Das ist eine Idee. Warten Sie, bis Sie Sarah sehen, sie wird es verstehen. Sie wird die Idee interessant finden. Sarah findet Ideen immer interessant. Für Sarah kann man gar nicht schlau genug sein, wie? Natürlich nicht. Das wissen Sie ja.»

ABENTEUER
    Alice Hindman, schon eine Frau von siebenundzwanzig Jahren, als George Willard noch ein kleiner Junge war, hatte ihr ganzes Leben in Winesburg verbracht. Sie war Verkäuferin in Winneys Kurzwarenladen und lebte bei ihrer Mutter, die ein zweites Mal geheiratet hatte.
    Alices Stiefvater war Kutschenmaler und trank gern. Seine Geschichte ist merkwürdig. Eines Tages wird sie es wert sein, erzählt zu werden.
    Mit siebenundzwanzig war Alice hochgewachsen und ein wenig dünn. Ihr Kopf war groß und überschattete ihren Körper. Ihre Schultern waren ein wenig gebeugt und ihre Haare und Augen braun. Sie war sehr still, doch unter einem sanften Äußeren gärte es unablässig.
    Als sechzehnjähriges Mädchen und noch bevor sie in dem Geschäft zu arbeiten anfing, hatte Alice eine Affäre mit einem jungen Mann. Der junge Mann, sein Name Ned Currie, war älter als Alice. Wie George Willard war auch er beim «Winesburg Eagle» beschäftigt, und lange Zeit traf er sich mit Alice fast jeden Abend. Gemeinsam spazierten die beiden unter den Bäumen durch die Straßen der Stadt und sprachen darüber, was sie mit ihrem Leben anfangen würden. Alice war
damals ein sehr hübsches Mädchen, und Ned nahm sie in die Arme und küsste sie. Er erregte sich und sagte Dinge, die er nicht beabsichtigt hatte, und Alice, von ihrem Wunsch verraten, etwas Schönes möge in ihr recht enges Leben treten, erregte sich ebenfalls. Auch sie redete. Die Außenhaut ihres Lebens, ihre ganze natürliche Bescheidenheit und Zurückhaltung, wurde hinweggerissen, und sie ergab sich den Gefühlen der Liebe. Als Ned Currie im Spätherbst ihres sechzehnten Lebensjahres nach Cleveland ging, wo er eine Stelle bei einer Stadtzeitung zu erhalten und Karriere zu machen hoffte, wollte sie mit ihm gehen. Mit zitternder Stimme sagte sie zu ihm, was ihr vorschwebte. «Ich werde arbeiten, und du kannst arbeiten», sagte sie. «Ich will dich nicht in unnötiger Weise einspannen und dich so am Vorankommen hindern. Heirate mich jetzt nicht. Wir kommen auch so zurecht und können zusammen sein. Selbst wenn wir im selben Haus wohnen, wird niemand etwas sagen. In der Stadt wird man uns nicht kennen, und die Leute werden nicht auf uns achten.»
    Ned Currie war von der Entschlossenheit und Hingabe seiner Liebsten verwirrt und zugleich tief berührt. Er hatte gewollt, dass das Mädchen seine Geliebte wird, es sich dann aber anders überlegt. Er wollte sie beschützen und für sie sorgen. «Du weißt nicht, was du

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