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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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eine Handgranate von seinem Schultergurt.
    »Hinwerfen!«, brüllt Callan, als könnte ihn jemand hören oder verstehen, und
bringt den Mann mit zwei Kopfschüssen zur Strecke, bevor er die Granate
entsichern kann. Aber inzwischen hat ein anderer eine Granate in Richtung
Tanzfläche geworfen, die wie ein Disco-Feuerwerk explodiert, und jetzt gehen
etliche Bargäste zu Boden, brüllend vor Schmerz, während sich die Splitter in
ihre Beine bohren.
    Die Leute stehen knöcheltief im blutigen Wasser mit den zappelnden Fischen, Callan spürt etwas an seinem Fuß, aber es ist keine Kugel, es ist ein blauer
Doktorfisch, und Callan verliert sich kurz in die Betrachtung seiner hübsch schillernden Blaufärbung,
während in der Bar die Hölle los ist. Die Gäste schreien und brüllen und
drängen nach draußen, doch es gibt keinen Weg hinaus, weil die Federales den
Ausgang blockieren.
    Und schießen.
    Callan ist froh, dass
er ein bisschen angesäuselt ist. Er kann umschalten auf Autopilot, auf das
Programm »alkoholisierter irischer Auftragskiller«, schon ist er klar im Kopf
und weiß, dass diese Federales nicht echt sind. Das ist keine Razzia, das ist
ein Überfall, und wenn das dort Polizisten sind, dann haben sie Feierabend und
verdienen sich ein bisschen was dazu, für den nächsten Urlaub. Er begreift
auch sehr schnell, dass hier niemand rauskommt, nicht lebend jedenfalls, und
dass es einen Hinter ausgang geben
muss, also kniet er sich in die Suppe und schiebt sich auf allen vieren nach
hinten.
     
    Es ist der Wasserschwall, der Adán das Leben rettet.
    Er wirft ihn vom Stuhl, so dass die ersten Schüsse und Granatsplitter
über ihn hinwegzischen. Er will sich hochrappeln, aber dann siegt sein
Instinkt, und er bleibt am Boden, hört Kugeln schwirren und sieht staunend, wie
sie in die teuren Korallen einschlagen, die jetzt trockengelegt und schutzlos
im zerschossenen Aquarium hängen. Er zuckt zurück, als sich eine aufgeschreckte
Muräne neben ihm windet, und schaut hinüber zum Wasserfall, hinter dem sich Fabián Martínez gerade in die
Hose zwängt, neben einem der deutschen Mädchen, das sich ebenfalls beeilt,
ihre Blöße zu bedecken. Und da steht auch Raúl, mit
heruntergelassener Hose, und schießt mit der Pistole durch den Wasserfall
hindurch.
    Die falschen Federales können ihn nicht sehen. Und das ist Rauls Rettung,
der unentdeckt vor sich hin ballert, bis die Munition alle ist und er sich
bückt, um seine Hose hochzuziehen. Dann packt er Fabián bei der
Schulter und sagt: »Los, wir müssen hier raus.«
    Denn die Federales dringen in die Bar vor, sie suchen nach den
Barrera-Brüdern. Adán sieht sie kommen, springt auf und will nach hinten, rutscht aus und fällt,
steht wieder auf, und als er sich aufrichtet, streckt ihm einer der Federales
grinsend den Gewehrlauf ins Gesicht, und Adán ist so gut wie
tot, als das Grinsen in einem Blutschwall ersäuft und Adán sich beim Arm
gepackt und nach unten gezogen fühlt. Dann liegt er wieder im Wasser, dicht an
dicht mit einem Yankee, der nur sagt: »Hinlegen, Arschloch.«
    Callan nimmt sich
jetzt die vordringenden Federales vor, mit kurzen, wirkungsvollen
Doppelschüssen - tock-tock, tock-tock-, knallt sie ab wie Enten. Adán wirft einen
Blick auf den toten Polizisten und sieht zu seinem Entsetzen, dass die Krabben
schon in dem klaffenden Loch herumklettern, das einmal sein Gesicht war.
    Callan kriecht nach
vorn und holt sich zwei Handgranaten von den erschossenen Federales, lädt
schnell nach, kriecht auf dem Bauch zurück, packt Adán und schiebt ihn
vor sich her nach hinten, während er mit der anderen Hand weiterschießt.
    »Mein Bruder!«, brüllt Adán. »Ich muss meinen Bruder finden.«
    »Runter!«, brüllt Callan, als eine neue Feuergarbe aufblitzt. Adán wird in die
Wade getroffen, schlägt lang hin, bleibt im Wasser liegen und sieht hilflos zu,
wie es sich von seinem Blut rot färbt.
    Er kann sich nicht bewegen, wie es scheint.
    Sein Verstand sagt ihm, dass er aufstehen muss, aber er ist plötzlich
erschöpft, viel zu müde, um sich zu bewegen.
    Callan bückt sich,
nimmt ihn auf die Schulter und wankt los, auf eine Tür mit der Aufschrift Baños zu. Er ist fast
dort, als ihm Raúl die Last von der Schulter nimmt.
    »Ich hab ihn«, sagt Raúl.
    Callan nickt. Ein
anderer Barrera-Wachmann gibt ihnen Deckung, feuert hinter ihnen ins Chaos
hinein. Callan tritt die Tür ein und findet sich in der relativen Stille eines kleinen
Flurs.
    Rechts ist eine Tür mit der

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