Winslow, Don
Guerillas
befördern.«
Zwei Tangueros hielten Callan fest, als Fidel ein brennendes Streichholz in den
Bus warf.
Callan sah die Augen
des Fahrers, hörte seine Schreie und verfolgte, wie sich sein Körper in den
tanzenden Flammen verkrümmte.
Der Geruch blieb ihm in der Nase. Für immer.
(Auch hier an der Bar in Puerto Vallaría riecht er das verbrannte Fleisch. Keine noch so
große Menge Scotch kann diesen Geruch auslöschen.)
Damals hat Callan eine ganze Flasche getrunken. War sternhagelvoll und fast so weit, seine
gute alte 22er rauszuholen, um
Fidel umzulegen. Dann beschloss er, dass er zu dieser Art von Selbstmord keine
Lust hatte, und begann zu packen.
Ein Söldner aus Rhodesien stoppte ihn.
»Zu Fuß kommst du hier nicht weg«, sagte der Rhodesier. »Die legen dich
um, gleich auf den ersten Kilometern.«
Der Kerl hat recht, dachte Callan. Ich würde nicht weit kommen.
»Da ist nichts zu machen«, sagte der Rhodesier. »Red Cloud.«
»Was ist Red
Cloud? «, fragte Callan.
Der Mann sah ihn komisch an und zuckte die Schultern, als wollte er sagen:
Wenn du das nicht weißt, kann ich dir auch nicht helfen.
»Was ist Red Cloud?«, fragte Callan, als Scachi wieder nach Las Tangas kam, um Callan erneut auf die
Sprünge zu helfen. Der verdammte Ire hockte nur noch in der Kaserne und führte
lange Gespräche mit Johnnie Walker.
»Von wem hast du das gehört, das mit Red Cloud?«, fragte Scachi.
»Egal.«
»Wie du meinst. Dann vergiss doch einfach, dass du's gehört hast.«
»Scheiße, Sal«, sagte Callan. »Ich hänge hier mit drin, und ich will wissen, was
das ist, wo ich mit drinhänge.
Nein, willst du
nicht, dachte Scachi.
Und selbst wenn du's wolltest, könnte ich's dir nicht sagen.
Red Cloud war der Tarnname für die koordinierte »Neutralisierung« aller
linken Bewegungen in Lateinamerika. Im Grunde also Operation Phoenix,
übertragen auf Süd- und Mittelamerika. Meist wussten die lokalen Kommandeure
gar nicht, dass auch ihre Einsätze von Red Cloud koordiniert wurden, aber Scachi
als Laufjunge von John Hobbs musste dafür sorgen, dass der Informationsfluss
klappte, dass die Gelder verteilt, die militärischen Ziele verfolgt wurden und
keiner dem anderen dabei auf die Füße trat.
Kein leichter Job, aber Scachi war genau der richtige Mann t dafür.
Bei den Green Berets, zwischenzeitlich CIA, dazu Mafia-Mitglied, verschwand Sal immer mal
wieder aus der Armee, um als Wasserträger für Hobbs zu arbeiten. Und es gab
eine Menge Wasser zu tragen. Red Cloud hatte sich um buchstäblich Hunderte von
rechten Milizen und spendablen Drogenbaronen zu kümmern, um tausend
Armeeoffiziere und ein paar hunderttausend Söldner, Dutzende von
Geheimdiensten und Polizeiorganisationen.
Dazu kam die Kirche.
Sal Scachi war
Ritter des Malteserordens und Mitglied von Opus Dei, der fanatisch rechtsgerichteten, antikommunistischen
Geheimorganisation für Bischöfe, Priester und engagierte Laien - solche wie
Scachi. Die katholische Kirche lag im Widerstreit mit sich selbst, die
konservativen Kirchenführer im Vatikan bekämpften die »Befreiungstheologen« -
linksgerichtete, oft marxistische Priester und Bischöfe der Dritten Welt -, um
die Seele der Kirche zu retten. Opus Dei und die Malteserritter arbeiteten Hand
in Hand mit den rechten Milizen, den Armeeoffizieren, sogar mit den
Drogenkartellen, wenn nötig.
Und das Blut floss wie der Wein beim Abendmahl.
Meist bezahlt mit amerikanischen Dollars, offen und verdeckt. Die offene
Methode war die Militärhilfe für Länder, in denen sich Offiziere zu
Todesschwadronen formierten, die verdeckte Methode bestand darin, dass die
Amerikaner Drogen kauften und die Drogenkartelle mit diesem Geld die
Todesschwadrone unterstützten.
Milliarden Dollar Wirtschaftshilfe, Milliarden Dollar Drogengeld.
In El Salvador ermordeten die Todesschwadrone linke Politiker und
Gewerkschafter. 1989 erschossen
salvadorianische Armeeoffiziere auf dem Campus der Universität von San
Salvador sechs Jesuitenpriester, eine Bedienstete und ihre kleine Tochter mit
Scharfschützengewehren. Im selben Jahr überwies die US-Regierung eine halbe
Milliarde Dollar Entwicklungshilfe an die salvadorianische Regierung. Bis zum
Ende der achtziger Jahre wurden etwa 75 000 Menschen ermordet.
Guatemala verdoppelte diese Zahl.
Dem langen Krieg gegen die marxistischen Rebellen fielen über 150000 Menschen zum Opfer, weitere 40000 verschwanden. Obdachlose Kinder wurden in den Straßen
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