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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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alten Geschichten, die man nicht loswird.
    Weshalb O-Bop jetzt Callan mit seinen Geschichten belegt.
    Sie sitzen an der Bar und trinken, und O-Bop kommt einfach nicht drüber
weg.
    Was sie mit Michael Murphy gemacht haben.
    »Das war nicht fair, was sie mit ihm gemacht haben«, sagt O-Bop. »Das war
übel.«
    »Finde ich auch.« Callan nickt.
    Passiert war, dass Michael Murphy seinen besten Freund erschossen hatte,
Kenny Mäher. Wieder mal die übliche Geschichte, sie waren beide stoned gewesen
zu der Zeit, einfach breit vom Mexican Mud, dem Heroin aus braunem Opium, das
in der Gegend gerade kursierte, und so kam, was kommen musste. Der Streit
zwischen den beiden eskaliert, Kenny gibt Michael eins auf die Birne, und
Michael kann das nicht wegstecken, er geht los, holt seine 25er, läuft Kenny nach und schießt ihm eine Kugel in den Kopf.
    Danach setzt er sich mitten auf die 49th Street und heult, weil er seinen besten Freund erschossen hat. So findet
ihn O-Bop. Er holt ihn von der Straße weg, bevor die Bullen kommen, und da sich
das Ganze in Hell's Kitchen abspielt, kriegen die Bullen nie raus, wer Kenny
das Lebenslicht ausgeblasen hat.
    Nur sind die Bullen in der Gegend die Einzigen, die das nicht wissen. Bei
allen anderen spricht es sich rum, auch bei Eddie Friel, und das ist schlecht
für Murphy. Denn Eddie »The Butcher« Friel kassiert Schutzgelder für Big Matt
Sheehan.
    Big Matt kontrolliert die ganze Gegend, er kontrolliert die örtlichen
Gewerkschaftsbüros, er kontrolliert das Glücksspiel, den Kreditwucher, die
Huren, was immer man will - aber er hat auch ein Auge darauf, dass keine Drogen
ins Viertel kommen.
    Das ist eine Frage der Ehre für Sheehan und ein Grund, weshalb er bei den
älteren Leuten in Hell's Kitchen ein solches Ansehen genießt.
    »Sagt, was ihr wollt über Matt«, sagen sie, »aber er hält unsere Jugend
von den Drogen fern.«
    Auf Michael Murphy, Kenny Mäher und noch ein paar Dutzend andere trifft
das zwar nicht zu, doch das scheint dem Ruf von Matt Sheehan nicht zu schaden.
Und einen Großteil dieses Rufs hat er Eddie the Butcher zu verdanken, denn vor
dem haben alle eine höllische Angst. Wenn Eddie the Butcher kassieren kommt,
dann wird gezahlt - und zwar möglichst in Scheinen. Wenn nicht, zahlt man mit
Blut und Knochenbrüchen, und die Scheine sind trotzdem fällig.
    Dazu muss gesagt werden: Etwa jeder Zweite in Hell's Kitchen schuldet Matt
Sheehan Geld.
    Auch das ein Grund, weshalb sie ihn angeblich so verehren.
    Aber als O-Bop mitkriegt, was Eddie über Murphy sagt - jemand solle sich
diesen verfluchten Junkie doch mal vorknöpfen -, geht er zu Murphy und rät
ihm, für eine Weile abzutauchen. Auch Callan macht das. Auch er rät ihm zu verschwinden, nicht
nur weil Eddie im Ruf steht, seine üblen Drohungen wahrzumachen, sondern auch,
weil Matt Sheehan verkündet hat, Junkies, die sich gegenseitig umbringen, seien
schlecht für die Gegend und schlecht für seinen guten Ruf.
    Also raten ihm die beiden dringend zu, aber Murphy sagt nur »Scheiß drauf«
und bleibt, wo er ist, und sie vermuten, dass er lebensmüde ist, wegen der
Sache mit Kenny. Ein paar Wochen später fällt ihnen auf, dass er sich nicht
mehr blicken lässt, daher vermuten sie, er hat sich endlich eines Besseren
besonnen und ist abgehauen, und bei der Vermutung bleiben sie, bis eines Vormittags
Eddie the Butcher im Shamrock Café auftaucht, ein fettes Grinsen im Gesicht und einen
Milchkarton in der Hand.
    Er zeigt den Karton überall herum und kommt auch rüber an den Tisch von Callan und O-Bop, die
nichts weiter wollen, als in aller Ruhe ihren Kaffee trinken und ihren Kater
aussitzen. Eddie zeigt O-Bop den Karton und sagt »Hey, guck mal da rein«.
    O-Bop guckt in den Karton und muss sofort kotzen, direkt auf den Tisch,
was Eddie nun wieder übertrieben findet. Er bezeichnet O-Bop als Memme und
geht lachend weiter.
    Jedenfalls ist es wochenlang allgemeines Gesprächsthema, wie Eddie und
sein Kumpan Larry Moretti in Michael Murphys Wohnung eindrangen, ihn unter die
Dusche schleiften, hundertsiebenundvierzig Mal auf ihn einstachen und ihn dann
in Stücke schnitten.
    Erzählt wird, dass Eddie the Butcher die Leiche von Michael Murphy zerlegt
hat wie ein Schwein, die Einzelteile in Mülltüten rausgetragen und in der
ganzen Stadt verteilt hat.
    Nur Michaels Schwanz nicht. Den hat er in den Milchkarton gesteckt, um
allen zu zeigen, was mit denen passiert, die es wagen, sich an einem von
Eddies Leuten zu

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