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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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vergreifen.
    Und niemand kann was machen, weil Eddie dick befreundet ist mit Matt
Sheehan und Sheehan beste Beziehungen zur Cimino-Familie hat. Mit anderen
Worten, Eddie ist unangreifbar.
    Nur leider brütet O-Bop sechs Monate später immer noch über der
Geschichte.
    Sagt, es war übel, was sie mit Murphy gemacht haben.
    »Okay, vielleicht mussten sie ihn umlegen«, sagt O-Bop jetzt. »Vielleicht.
Aber auf diese Art? Und dann dieses Teil von ihm rumzeigen? Nein, das ist übel.
Das ist so was von übel.«
    Billy Shields, der Barmann, wischt die Theke ab - und das vielleicht zum
ersten Mal überhaupt -, denn er wird richtig nervös, als er hört, wie dieser
junge Spund schlecht über Eddie the Butcher redet. Er wischt und wischt, als
hätte er vor, die Theke als OP-Tisch zu benutzen.
    O-Bop merkt genau, dass ihn der Barmann belauscht, aber das kann ihn nicht
bremsen. O-Bop und Callan sind schon den ganzen Tag mit diesem Thema beschäftigt, sind am Hudson entlang,
haben sich einen Joint reingezogen und Bier aus der braunen Tüte getrunken,
sie sind nicht wirklich hinüber, aber auch nicht mehr ganz von dieser Welt.
    Also quatscht O-Bop weiter.
    Es war übrigens Kenny Mäher, der ihm den Namen O-Bop verpasst hat. Sie
waren da alle im Park, spielten Street Hockey und machten gerade Pause, als
Stevie O'Leary, wie er damals noch hieß, angelaufen kam und Kenny Mäher zu ihm
sagte: »Ich glaube, wir nennen dich Bop.«
    Stevie ist gar nicht mal sauer, im Gegenteil. Er ist erst fünfzehn, und
von ein paar älteren Typen einen Spitznamen verpasst zu kriegen, ist ziemlich cool.
Also freut er sich und fragt: »Bop? Wieso Bop?«
    »Wegen deiner Art zu gehen«, sagt Kenny. »Du hüpfst bei jedem Schritt-bop!
- wie ein Ball.«
    »Bop«, sagt Callan. »Gefällt mir.«
    »Wer hat dich denn gefragt«, sagt Kenny.
    An dem Punkt mischt sich Murphy ein. »Wieso Bop? Das ist doch ein
Scheißname für einen Iren! Guckt doch mal seine roten Haare an. Wenn der sich
an die Kreuzung stellt, bleiben die Autos stehen. Dann noch bleich mit
Sommersprossen. Den könnt ihr doch nicht Bop nennen! Bei einem Schwarzen, kein
Problem. Aber das hier ist der weißeste Typ, den ich je gesehen hab.«
    Kenny denkt drüber nach.
    »Du meinst, es soll irisch klingen?«
    »Ja, verdammt.«
    »Okay«, sagt Kenny. »Wie wär's dann mit O'Bop?« Aber so, wie er das sagt,
liegt die Betonung auf dem O, also wird O-Bop daraus.
    Und der Name bleibt hängen.
    Jedenfalls, O-Bop kriegt sich nicht mehr ein wegen Eddie the Butcher.
    »Ich meine, scheiß auf den Typen!«, sagt er. »Denkt der, der kann machen,
was er will, weil er für Matty Sheehan arbeitet? Wer ist denn schon Matt
Sheehan? Irgendein versoffener Ire, der immer noch still in sein Bier weint
wegen Jack Kennedy. Vor dem soll ich Angst haben? Der soll sich selber ficken.
Alle beide sollen sich selber ficken.«
    »Nur die Ruhe«, sagt Callan.
    »Ruhe am Arsch!«, sagt O-Bop. »Was die mit Michael Murphy gemacht haben,
das war übel.«
    Er lässt den Kopf hängen, starrt in sein Bier, wird so trübsinnig wie der
ganze Nachmittag.
    Es dauert keine zehn Minuten, da kommt Eddie the Butcher rein.
    Eddie Friel ist ein Hüne. Er kommt rein, sieht O-Bop und ruft ziemlich
laut »Hey, Schamhaar!«
    O-Bop reagiert nicht, dreht sich nicht um.
    »Hey!«, brüllt Eddie. »Ich rede mit dir. Oder sind das keine Schamhaare
auf deinem Kopf? Rot und gekräuselt?«
    Callan sieht, wie
O-Bop sich umdreht.
    »Was willst du?«
    Er versucht, cool zu wirken, aber Callan merkt, dass er Angst hat.
    Ist doch klar.
Auch Callan hat Angst. »Ich höre, du hast ein Problem mit mir«, sagt Eddy Friel.
»Nein, ich hab kein Problem«, sagt O-Bop. Was im Moment, denkt Callan, das Klügste
ist. Nur dass sich Friel nicht damit zufriedengibt.
    »Denn wenn du
ein Problem mit mir hast: Hier bin ich.«
    »Nein, ich hab
kein Problem.«
    »Da hab ich aber was anderes gehört«, sagt Friel. »Ich habe gehört, du
erzählst rum, du hast ein Problem, weil ich irgendwas gemacht haben soll.«
    »Nein.«
    Wenn das nicht an einem dieser mörderischen New Yorker Augustnachmittage
passiert wäre, hätte es wahrscheinlich hiermit geendet. Hätte das Liffey eine
verdammte Klimaanlage gehabt, wäre an dem Punkt wahrscheinlich Schluss
gewesen. Aber eine Klimaanlage gibt's da nicht, nur ein paar Deckenventilatoren,
die ihre dicke Staubschicht und ein paar tote Fliegen Karussell fahren lassen,
jedenfalls endet die Sache nicht da, wo sie hätte enden sollen.
    Dabei hat

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