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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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dem
Überfall auf Don Pedro auf wundersame Weise mit dem Leben davonkam. Dieses
Gebiet ist kein Überraschungsgeschenk, sondern ein eingelöstes Versprechen.
    Aber warum?, fragt sich Adán. Was führt Tío im Schilde?
    Und wo bleibe ich?
    Er ist schlau genug, den Mund zu halten. Tío wird es ihm
schon verraten, wenn er mit seiner Rede fertig ist.
    García Ábrego beugt sich
lächelnd vor. Mit seinem kleinen Mündchen unter dem weißen Schnauzbart sieht er
aus wie ein Kater, denkt Adán.
Ábrego sagt: »Barrera teilt die Welt in drei
Teile und nimmt sich selbst den vierten. Da frage ich mich doch, warum.«
    »Abrego, was wächst in Guadalajara?«, fragt Barrera. »An welches Land
grenzt der Bundesstaat Jalisco? An keins. Dort lässt es sich leben. Das ist schon
alles. Ein sicherer Ort, um der federación zu dienen.«
    Das ist das erste Mal, dass er das Kind beim Namen nennt, denkt Adán. La federación. Mit sich selbst an der Spitze. Nicht dem Titel,
sondern der Stellung nach.
    »Wenn ihr diese Aufteilung akzeptiert«, sagt Barrera, »teile ich mit euch,
was mir gehört. Meine Freunde werden eure Freunde sein, mein Schutz wird auch
euch zugute kommen.«
    »Wie viel zahlen wir für diesen Schutz?«, fragt Ábrego.
    »Einen bescheidenen Beitrag«, sagt Barrera. »Schutz hat seinen Preis.«
    »Welchen?«
    »Fünfzehn Prozent.«
    »Barrera«, sagt Ábrego, »du teilst das Land in Hoheitsgebiete auf. Alles schön und gut. Ábrego ist
einverstanden mit dem Golf. Doch du hast etwas vergessen - du verteilst den
Kuchen, aber du hast nichts zu verteilen. Es ist nichts mehr da. Unsere Felder
sind verbrannt und vergiftet. In unseren Bergen wimmelt es von Polizei und von
Yankees. Du gibst uns die Märkte, aber wir haben kein Opium für diese Märkte.«
    »Vergesst das Opium«, sagt Barrera.
    »Und Marihuana -«, will Gúero einwerfen.
    »Marihuana könnt ihr auch vergessen«, schneidet ihm Barrera das Wort ab.
»Das ist alles Kinderkram.«
    Ábrego breitet die
Arme aus. »Ja, wie denn, Miguel Angel? Du sagst, wir sollen Opium und Marihuana
vergessen. Was sollen wir denn sonst anbauen?«
    »Du denkst wie ein Bauer.«
    »Ich bin ein Bauer.«
    »Die Landesgrenze zu den USA ist zweitausend Meilen lang«, sagt Barrera.
»Dazu kommen tausend Meilen Seegrenze. Das ist alles, was wir brauchen.«
    »Ich verstehe kein Wort.« Ábrego wird ungeduldig.
    »Trittst du der Federación bei?«
    »Ja doch«, mault Ábrego. »Ich akzeptiere diese Federación, auch wenn sie nichts zu verkaufen hat. Hab ich denn
eine Wahl?«
    Hast du nicht, denkt Adán.
Tío ist der Polizeichef von Jalisco und arbeitet
mit der DFS zusammen. Er hat die Operation Condor zu seinem Putsch benutzt und
sich an die Spitze gesetzt. Aber - und da hat Ábrego mit seiner
Frage recht - an die Spitze wovon?
    »El Verde?«, fragt Barrera.
    »Si.«
    »Mendez?«
    »Si, Don Miguel.«
    »Alsdann, Brüder«, beendet Barrera seine Ansprache, »lasst euch zeigen,
wie unsere Zukunft aussieht.«
    Sie ziehen um ins Nachbarhaus, in einen schwer bewachten Raum des Hotels,
das Barrera gehört.
     
    Ramón Mette
Ballasteros erwartet sie schon.
    Mette ist Honduraner, wie Adán weiß, der eigentlich mit den Kolumbianern in
Medellin zusammenarbeitet. Und über Mexiko lassen die Kolumbianer ihre
Geschäfte eher selten laufen. Adán verfolgt aufmerksam, wie Mette Kokainpulver in
einem Becherglas mit Wasser und Natron auflöst.
    Schaut dabei zu, wie Mette das Becherglas über einem Bunsenbrenner
fixiert und die Flamme aufdreht.
    »Kokain«, sagt Ábrego. »Na und?«
    »Wart's ab«, sagt Barrera.
    Adán verfolgt, wie
die Lösung zu brodeln anfängt und das Kokain merkwürdige knisternde Geräusche
macht. Dann wird es zu einer zähen Masse. Mette holt sie vorsichtig heraus und
lässt sie trocknen. Und während sie trocknet, formt sie sich zu einer Kugel,
die aussieht wie ein Kieselstein.
    »Senores«, sagt Barrera. »Willkommen in der Zukunft.«
     
    Keller steht vor Santo Jesús Malverde.
    »Ich bringe dir ein manda«, sagt Keller. »Du hast deinen Teil geleistet. Und ich leiste meinen.«
    Er verlässt den Schrein und nimmt ein Taxi zum Stadtrand.
    Die Hüttensiedlung ist schon im Werden.
    Aus Pappkartons, Kisten und Decken basteln sich die Flüchtlinge aus
Badiraguato ihre neuen Behausungen zusammen. Wer Glück hatte und rechtzeitig
kam, konnte sich die Wellbleche sichern. Keller sieht eine alte Kinoreklame - Der
Marschall -, die jetzt als Dachaufbau dient. Ein
sonnengebleichter John Wayne wacht über

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