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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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da.
    Der Mann vom Morddezernat macht einen großen Schritt über die Blutpfütze,
die sich als roter See um Friels Kopf ausbreitet, und wendet sich an Mickey.
Er kennt Mickey, weil er gerade vom Raubdezernat ins Morddezernat aufgestiegen
ist. Zieht die Schultern hoch und fragt Mickey: »Was war hier los?«
    »Der ist beim Duschen ausgerutscht«, sagt Mickey.
     
    Sie kommen nicht mal bis zum Stadtrand.
    Was sie machen: Sie gehen Mickeys Rat folgend auf dem kürzesten Weg zum
Hudson und entsorgen die Pistolen.
    Dann zählen sie das Geld durch.
    »Dreihundertsiebenundachtzig Kröten«, sagt O-Bop.
    Enttäuschend wenig.
    Mit dreihundertsiebenundachtzig Kröten kommen sie nicht weit.
    Außerdem wissen sie nicht, wohin.
    Sie sind Kinder dieser Gegend, sind noch nie rausgekommen, wissen nicht,
wie man sich in der Fremde durchschlägt, was man tut und was man lässt, wie man
funktioniert. Sie müssten mit dem Bus weg. Aber wohin?
    In einem Eckladen kaufen sie ein paar Flaschen Bier, dann verziehen sie
sich in eine Nische unter dem West Side Highway, um erst mal nachzudenken.
    »Jersey?«, fragt O-Bop.
    So weit etwa
reicht ihr geographischer Horizont. »Kennst du wen in Jersey?«, fragt Callan. »Nein, du?«
    »Nein.«
    Nur in Hell's Kitchen kennen sie Leute, also killen sie noch ein paar
Flaschen, warten, bis es dunkel ist, und schleichen sich zurück in ihre
vertraute Nachbarschaft. Knacken ein leerstehendes Lagerhaus und schlafen dort.
Am Morgen gehen sie zum Apartment von Bobby Remingtons Schwester in der 50th Street.
    Bobby ist da, weil er gerade wieder Zoff mit seinem Alten hatte.
    Kommt an die Tür, sieht Callan und O-Bop dastehen und zieht sie schnell rein.
    »Heilige Scheiße, was habt ihr gemacht?«
    »Er wollte Stevie erschießen«, erklärt ihm Callan.
    Bobby schüttelt den Kopf. »Er wollte ihn nicht erschießen. Nur in den Mund
pissen, das ist alles.«
    Callan zuckt die
Schulter. »Egal.«
    »Suchen sie uns?«, fragt O-Bop.
    Bobby antwortet nicht. Er ist zu sehr damit beschäftigt, die Rollos
runterzuziehen.
    »Bobby, hast du
eine Tasse Kaffee für uns?«, fragt Callan. »Klar, ich mache welchen.«
    Jetzt kommt Beth Remington aus dem Schlafzimmer. In einem Rangers-Jersey,
das ihr bis auf die Schenkel reicht. Ihr rotes Haar ist gewaltig zerzaust und
fällt ihr bis auf die Schultern. Sie sieht Callan und sagt
»Scheiße«.
    »Hi, Beth.«
    »Ihr müsst hier verschwinden.«
    »Ich mach ihnen nur ein bisschen Kaffee, Beth.«
    »Hey, Bobby«, sagt Beth. Sie schnipst eine Zigarette aus der Schachtel vom
Küchentisch, hängt sie in den Mundwinkel und zündet sie an. »Reicht schon, dass
ich dich auf meiner Couch habe. Diese Typen kann ich nicht brauchen. Nichts
für ungut.«
    O-Bop sagt: »Bobby, wir brauchen Hardware.«
    »Na, toll«, sagt Beth und pflanzt sich neben Callan auf die Couch.
»Warum seid ihr überhaupt zu mir gekommen?«
    »Wo hätten wir denn sonst hingehen sollen?«
    »Fühle mich geehrt.« Da hat sie sich ein paarmal mit ihm besoffen, ein
bisschen mit ihm rumgemacht, und jetzt denkt er, er kann hier aufkreuzen, wenn
er Ärger kriegt. »Bobby, mach ihnen Toast oder so was.«
    »Danke«, sagt Callan.
    »Hier könnt ihr nicht bleiben.«
    »Also Bobby«, sagt O-Bop. »Kannst du uns was besorgen?«
    »Wenn das rauskommt, bin ich geliefert.«
    »Geh doch zu Burke, sag ihm, du brauchst die Sachen für dich.«
    »Was macht ihr eigentlich noch hier?«, fragt Beth. »Ihr müsstet längst in
Buffalo sein.«
    »Buffalo?«, fragt O-Bop. »Wieso Buffalo?«
    Beth zuckt die Schultern. »Zu den Niagara-Fällen, was weiß ich.«
    Sie trinken ihren Kaffee, essen ihren Toast. »Ich gehe zu Burke«, sagt
Bobby.
    »Genau das fehlte noch«, sagt Beth. »Dich mit Matty Sheehan anlegen.«
    »Scheiß auf Sheehan«, sagt Bobby.
    »Dann sag's ihm doch persönlich«, meint Beth und wendet sich an Callan. »Was ihr
braucht, sind nicht Kanonen, sondern Bustickets. Ich hab ein bisschen Geld ...«
    Beth ist Kassiererin beim Loew's Theater in der 42nd Street und verkauft das eine oder andere Ticket auf eigene Rechnung. So
hat sie ein bisschen angespart.
    »Geld haben wir selber«, sagt Callan. »Dann haut ab.«
    Das tun sie. Sie fahren die ganze Strecke bis zur Upper West Side, hängen
im Riverside Park rum, am Grab von Grant. Dann kommen sie wieder zurück; Beth
lässt sie ins Loew's, und sie setzen sich den ganzen Tag in die hinterste
Reihe des Balkons und gucken Star Wars.
    Als sich der blödsinnige Todesstern zum sechsten Mal

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