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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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Foto abgelenkt. Jetzt sind alle so gepaart, wie sie es
wollte, stehen da und plaudern und werden sich gleich in ihre jeweiligen Zimmer
zurückziehen. Sie schlüpft hinaus, um Adán anzurufen, ihm mitzuteilen, dass seine Klienten
sich bestens amüsieren.
    »Die Rechnung geht auf mich«, versichert ihr Adán.
    Eine Kleinigkeit. Ein Trinkgeld verglichen mit dem, was ihm eine
Geschäftsverbindung mit den Piccone-Brüdern einbringen könnte. In Kalifornien
verkauft Adán eine Menge Kokain. Er hat reichlich Abnehmer in San Diego und L. A. Aber
New York ist ein gigantischer Markt. Wenn er das Netzwerk der Cimino-Familie
nutzen kann, um seine Ware auf die Straßen von New York zu bringen ... also,
Jimmy Peaches kann alle Huren haben, die er will, auf Kosten des Hauses.
    Adán selbst kommt
nicht mehr ins Weiße Haus. Nicht als Freier jedenfalls. Es ist unter der Würde
eines seriösen Geschäftsmanns, mit Callgirls ins Bett zu gehen.
    Außerdem ist er in festen Händen.
    Lucia Vivanca, aus guter mexikanischer Familie stammend, ist in den USA
geboren. Sie hat die »Doppelwette« gewonnen, wie Raúl das nennt - das
heißt, sie hat die doppelte Staatsbürgerschaft. Erst vor kurzem hat sie die
katholische Schule abgeschlossen, jetzt wohnt sie bei ihrer großen Schwester
und studiert an der Universität von San Diego.
    Und sie ist eine Schönheit.
    Zierlich, naturblond mit ausdrucksvollen dunklen Augen und einer so tollen
Figur, dass Raúl es nicht lassen kann, bei jeder Gelegenheit anzügliche Bemerkungen zu
machen.
    »Diese chupas unter ihrer Bluse, die sind ja so spitz, dass man sich dran stechen kann«,
sagt er. »Schade, dass sie so eine chiflo ría ist.«
    Nein, sie ist keine Zicke, denkt Adán, sie ist eine Lady. Kultiviert, gebildet, von
Nonnen erzogen. Trotzdem muss er zugeben, dass er ziemlich frustriert ist nach
all den fruchtlosen Kabbeleien im Auto oder auf dem Sofa ihrer Schwester, wenn
diese mal für ein paar Minuten aus dem Zimmer gegangen war.
    Lucia will einfach nicht. Nicht bevor sie verheiratet sind.
    Und zum Heiraten hab ich noch nicht das Geld, sagt sich Adán. Nicht, wenn es
sich um eine Lady wie Lucia handelt.
    »Du tust ihr einen Gefallen, wenn du zu den Huren gehst, statt sie ständig
zu bedrängen«, sagt Raúl. »Du bist es ihr sogar schuldig, ins Weiße Haus zu gehen. Deine Moral ist doch nichts weiter als eine
egoistische Marotte.«
    Raúl hingegen ist
alles andere als egoistisch, was diese Dinge betrifft, denkt Adán. Da kennt seine
Großherzigkeit keine Grenzen. Mein Bruder, sagt sich Adán, lässt im Weißen
Haus die Puppen tanzen.
    »Das ist eben meine spendable Natur«, sagt Raúl. »Was soll ich
machen? Ich bin ein geselliger Mensch.«
    »Aber heute Abend knöpfst du deine Spendierhosen nicht auf«, sagt Adán jetzt zu ihm.
»Heute Abend geht es ums Geschäft.«
    Und er hofft, dass alles gut läuft im Weißen Haus.
     
    Callan möchte Nora einen Drink spendieren.
    »Wie wär's mit einem Grapefruitsaft?«, fragt sie.
    »Das ist alles?«
    »Ich trinke nicht«, sagt Nora.
    Er weiß nicht, was er sagen oder tun soll, also steht er einfach da und
starrt sie an.
    Sie starrt zurück und ist überrascht. Nicht so sehr von dem, was sie
empfindet, wie von dem, was sie nicht empfindet.
    Nämlich Verachtung.
    Sie schafft es einfach nicht, irgendwelche Verachtung in sich aufkommen zu
lassen.
    »Sean?«
    »Ja?«
    »Ich hab hier ein Zimmer. Möchtest du mitkommen?«
    Er ist ihr dankbar, dass sie kurzen Prozess macht, ihm erspart, wie ein
Trottel in der Gegend zu stehen.
    Und ob ich möchte, sagt er sich. Ich möchte dich ausziehen, dich überall
berühren, in dir drin sein, und dann will ich dich mit nach Hause nehmen. Nach
Hell's Kitchen, dich verwöhnen wie die Queen der West Side. Du sollst das Erste
sein, was ich morgens beim Aufwachen sehe, und das Letzte, bevor ich
einschlafe.
    »Klar möchte ich!«
    Sie nimmt ihn lächelnd bei der Hand und will mit ihm die Treppe hoch, als
sich Peaches hinter ihnen bemerkbar macht. »Hey, Callan!«
    Callan dreht sich um und sieht ihn in der Ecke stehen, neben einer kleinen
Frau mit kurzen schwarzen Haaren. »Ja?«
    »Ich tausche
mit dir.«
    »Was?«, fragt
Callan verdutzt.
    Nora will
vermitteln: »Ich glaube, er möchte lieber -«
    »Glaub, was du
willst«, fertigt Peaches sie ab. »Also, was ist?«, sagt er zu Callan.
    Peaches ist sauer. Er ist zu spät auf Nora aufmerksam geworden, und so
einen Leckerbissen wird er sich nicht entgehen lassen.
    »Nein«, sagt

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