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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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davon infiziert.
Und treiben es wie toll. Rücklings auf Autositzen, auf allen vieren in Höfen
und Durchgängen. Manche sind alt, manche sind jung - aber Nora ist davon geschockt,
dass sie alle alt aussehen.
Und krank.
    »So was wie diese Frauen würde ich nie machen«, sagt Nora.
    »Doch, würdest du«, widerspricht ihr Haley. »Wenn du nicht clean bleibst.
Lass die Finger vom Dope, lass dir den Kopf nicht zudröhnen. Und vor allem: Leg
dein Geld gut an. Du hast zehn oder zwölf Jahre, in denen du blendend
verdienst, wenn du auf dich aufpasst. Danach geht es bergab. Also kauf dir
Aktien, Wertpapiere, Immobilien. Ich mach dir einen Termin bei meinem
Finanzberater.«
    Denn dieses Mädchen wird einen brauchen, denkt Haley.
    Nora ist eine echte Granate.
    Als sie achtzehn wird, ist sie reif fürs Weiße Haus.
     
    Weiße Wände, weiße Läufer, weiße Möbel. Die Hölle für diejenigen, die
hier putzen müssen, aber trotzdem Gold wert, denn die Männer, die hier
reinkommen, werden brav wie die Mäuschen (alle hatten sie als Kinder
irrsinnige Angst, Mamas weißen Dingsda zu bekleckern). Und wenn Haley im Dienst
ist, trägt sie auch immer Weiß: Das Haus und ich, wir sind eine Einheit. Ich
bin unantastbar, genau wie das Haus.
    Ihre Mädchen tragen immer Schwarz.
    Nichts an ihnen, was nicht schwarz wäre.
    Haley möchte, dass sich ihre Mädchen von der Umgebung abheben.
    Und sie sind immer vollständig bekleidet. Nie in Reizwäsche oder im
Bademantel - schließlich führt Haley keinen billigen Reitstall. Sie lässt ihre
Mädchen im Rollkragenpulli aufmarschieren, im Business-Kostüm, im schlichten
schwarzen Kleid, im Kimono. Sie kleidet ihre Mädchen in Sachen, die ihnen die
Männer gern ausziehen. Aber dafür müssen die was tun.
    Sie müssen übers Stöckchen springen, selbst im Weißen Haus.
    An den Wänden hängen Schwarzweißfotos von Göttinnen: Aphrodite, Nike,
Venus, Hedy Lamarr, Sally Rand, Marilyn Monroe. Nora findet die Bilder
interessant, besonders das von Marilyn, weil sie sich so ähnlich sehen.
    Da hat sie recht, sie ähneln sich wirklich, denkt Haley.
    Und verkauft Nora als junge Monroe ohne Pölsterchen.
    Nora ist nervös. Auf dem Monitor sieht sie die Klienten im Salon. Einer
von ihnen wird ihr erster richtiger Kunde. Seit anderthalb Jahre hatte sie
keinen Sex mehr, und sie weiß nicht, ob sie es überhaupt noch kann, geschweige
denn so, dass die Sache die fünfhundert Mäuse wert ist. Sie hofft ja, dass sie
den einen da abfasst, den Großen, Dunklen, Schüchternen, und es sieht ganz so
aus, als würde Haley die Dinge in diese Richtung steuern.
    »Nervös?«, wird sie von Joyce gefragt. Joyce ist ihr glattes Gegenteil,
ein flachbrüstig-knabenhaftes Wesen im Pariser Existentialistenlook - als Hure
Gigi genannt -, sie hilft ihr beim Make-up und mit dem Outfit, einer schwarzen
Bluse mit schwarzem Rock.
    »Das ging uns allen so beim ersten Mal«, sagt Joyce. »Dann wird's
Routine.«
    Nora starrt weiter auf die vier Männer, die steif und unbeholfen auf dem
großen Sofa sitzen. Sie sehen jung aus, Mitte zwanzig, aber nicht wie reiche,
versaute College-Boys, und sie fragt sich, woher sie das Geld haben. Oder warum
sie überhaupt hierherkommen.
    Callan geht es genauso.
    Was zum Teufel machen wir hier?, fragt er sich.
    Big Paulie Calabrese würde voll durchdrehen, wenn er wüsste, dass Jimmy
Peaches dabei ist, die Pipeline anzuschließen, die kolumbianisches Kokain über
Mexiko bis zur West Side von Manhattan pumpen soll.
    »Jetzt werdet endlich locker«, sagt Peaches. »Ich setze euch an den
gedeckten Tisch, also langt gefälligst zu!«
    »Wer dealt, der stirbt«, erinnert ihn Callan. »So hat es Calabrese
gesagt.«
    »Klar doch. Wer dealt, der stirbt«, sagt Peaches. »Aber wenn wir nicht
dealen, verhungern wir. Lässt uns dieser Scheißtyp an die Gewerkschaften ran?
Nein. An die Gewinne? Nein. Also scheiß auf den Typ. Soll er uns doch erst mal
ans Eingemachte ranlassen, bevor er uns das Dealen verbietet. Und solange das
nicht passiert, deale ich.«
    Der Hotelpage ist noch gar nicht richtig draußen, da sagt Peaches schon,
er will zu diesem Hurenhaus, von dem er gehört hat.
    Callan hat keine Lust.
    »Wir fliegen dreitausend Meilen weit, um ins Puff zu gehen?«, sagt er.
»Das können wir auch zu Hause haben.«
    »Aber nicht so wie hier«, sagt Peaches. »Die sollen hier die besten Girls
der Welt haben.«
    »Sex ist Sex«, sagt Callan.
    »Was weißt du denn schon als Ire«, sagt Peaches.
    Nicht dass Callan

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