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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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vorgesehen
in der Scripps Clinic entbunden worden, hätten sie gleich, als sie sahen, dass
etwas mit dem Kind nicht stimmte, dass etwas schrecklich falsch war mit dem
Kind, die besten Ärzte der Welt zur Verfügung gehabt. Dann wäre vielleicht
alles ganz anders gekommen - obwohl die Ärzte in Guadalajara ihr versicherten,
dass das in diesem Fall auch nicht geholfen hätte.
    Lucia wollte das Kind in den Staaten bekommen, aber sie wollte nicht ohne
ihn fahren, und er durfte nicht. Gegen ihn bestand ein Haftbefehl, und Tío ließ ihn nicht
weg.
    Aber wenn ich es gewusst hätte, denkt er jetzt, wenn ich nur die leiseste
Befürchtung gehabt hätte, dass mit dem Kind etwas nicht stimmt, dann wäre ich
das Risiko eingegangen. Und hätte alle Konsequenzen getragen.
    Zur Hölle mit den Yankees.
    Zur Hölle mit Art Keller.
    Gleich in den ersten Stunden nach der Geburt hatte Adán bei Padre Juan angerufen.
Lucia war untröstlich, sie alle waren untröstlich, und Padre Juan kam sofort
ins Krankenhaus. Kam und nahm eine Nottaufe vor, für alle Fälle, dann hielt er
Lucias Hand und redete mit ihr, betete mir ihr, versicherte ihr, sie würde eine
wunderbare Mutter sein, für ein wunderbares, ganz besonderes Kind, das seine
Mutter sehr brauchen würde. Dann, als die Beruhigungsmittel wirkten und Lucia
endlich einschlief, ging Adán mit Padre Juan hinaus auf den Parkplatz, wo sie rauchen konnten.
    »Sagen Sie mir, was Sie denken«, sagte Padre Juan. »Dass
Gott mich bestraft.«
    »Gott bestraft keine unschuldigen Kinder für die Sünden ihrer Väter«,
antwortete Padre Juan. Selbst wenn es so in der Bibel steht, dachte er im Stillen.
    »Dann erklären Sie mir«, sagte Adán. »Drückt Gott so seine Liebe zu den Kindern aus?«
    »Lieben Sie Ihr Kind, trotz alledem?«
    »Natürlich.«
    »Dann liebt Gott durch Sie.«
    »Die Antwort reicht mir nicht aus.«
    »Eine bessere habe ich nicht.«
    Nein, diese Antwort reicht nicht aus, denkt Adán auch jetzt
noch. Und die Entführung von Hidalgo wird uns allen das Genick brechen, wenn es
nicht schon passiert ist.
    Hidalgo festzusetzen war die leichteste Übung. Das hat die Polizei für sie
erledigt. Drei Polizisten haben ihn an der Plaza de Armas aufgegriffen
und bei Raúl und Gúero abgeliefert, die ihn unter Drogen gesetzt und mit verbundenen Augen
hierher gebracht haben.
    Wo ihn der Doktor wieder munter gemacht hat, um mit seiner Behandlung zu
beginnen.
    Die bis jetzt aber keine Resultate
zeigt.
    Er hört die sanfte, geduldige Stimme des Doktors im Nachbarzimmer.
    »Nenn mir die Namen«, sagt der Doktor. »Die Namen von Regierungsbeamten,
die auf der Gehaltsliste von Miguel Angel Barrera stehen.«
    »Ich kenne keine Namen.«
    »Hat Chupar dir diese Namen genannt? Du hast gesagt, er hat sie genannt.
Sag sie mir.«
    »Ich habe gelogen. Das war erfunden. Ich weiß keine Namen.«
    »Dann sag mir den Namen von Chupar. Damit wir das hier mit ihm machen
können statt mit dir.«
    »Ich weiß nicht, wer er ist.«
    Könnte es sein, denkt Adán, dass er es wirklich nicht weiß? Ihm klingt noch immer die eigene, verängstigte Stimme von damals
in den Ohren, als ihn die DEA und die Federales geschlagen und gefoltert haben,
um Dinge aus ihm herauszuholen, die er nicht wusste. Angeblich, weil sie
sichergehen wollten, dass er es wirklich nicht wusste, also haben sie ihn weiter gefoltert, obwohl er wieder und
wieder gesagt hatte, dass er es nicht wusste.
    »Mein Gott«, sagt er. »Wenn er's nun
wirklich nicht weiß?«
    »Na und?« Raúl zuckt die Schultern. »Die Scheiß-Yankees brauchen mal eine Lektion.«
    Adán hört, wie die
Lektion im Nachbarzimmer erteilt wird. Er hört Hidalgos Stöhnen, während die
Stahlspitze an seinem Schienbeinknochen kratzt. Und die sanfte, beharrliche
Stimme des Doktors: »Du willst doch deine Frau wiedersehen, deine Kinder.
Denen schuldest du doch mehr als diesem Informanten. Überleg mal: Warum haben
wir dir die Augen verbunden? Wenn wir dich umbringen wollten, müssten wir uns
diese Mühe nicht machen. Wir wollen dich laufen lassen. Zurück zu deiner Familie.
Zu Teresa und Ernesto und Hugo. Überleg mal, welche Sorgen sie sich machen. Welche Angst deine
kleinen Söhne haben müssen. Wie sehr sie sich nach ihrem Papa sehnen. Du willst
doch nicht, dass sie ohne Vater aufwachsen, oder? Wer ist Chupar? Was hat er
dir erzählt? Welche Namen hat er genannt?«
    Dann Hidalgos Antwort, unterbrochen durch Schluchzen und Stöhnen.
    »Ich ... weiß ... es... nicht.«
    »Pues...«
    Es

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