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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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dieser Deal darf also auf gar keinen Fall schiefgehen.
    »Versuch eine andere Frequenz«, sagt er zu dem Techniker.
    »Ich hab schon alle durch -«
    Er sieht, wie Raúl zur Pistole greift.
    »Ich versuch's noch mal«, beeilt er sich zu sagen, aber er ist sich schon
sicher, dass es nicht an der Frequenz liegt. Es liegt an der Ausrüstung, an
diesem Funkgerät. Da muss sich irgendein Draht gelöst haben, kein Wunder bei
diesen Holperstraßen hier. Die Leute sind doch alle gleich, denkt er.
Transportieren Millionenwerte auf dem Luftweg, aber sind nicht bereit, ein
paar hundert Dollar für ein anständiges Funkgerät auszugeben. Und ich muss
mich mit diesem Schrott rumärgern.
    Aber er hält wohlweislich den Mund.
    Dreht nur weiter an den Knöpfen herum.
    Adán starrt in den
nächtlichen Himmel.
    Die Sterne leuchten so hell und stehen so tief, dass man meint, nach ihnen
greifen zu können. Am liebsten aber würde er das mit dem Flugzeug so machen.
     
    Keller auch.
    Denn da oben ist nichts zu sehen. Nichts als Sterne und eine schmale
Mondsichel. Er schaut auf die Uhr.
    Alle schauen ihn an, als hätte er die Pistole gezogen. Die zehn Minuten
sind vorbei.
    Du hattest deine zehn Minuten, denkt er. Deine endlosen, nervtötenden,
hirnzerrüttenden zehn Minuten. Also mach schon. Spann uns nicht auf die Folter.
    Er schaut wieder in den Himmel.
    So wie die anderen auch. Stehen in der Kälte, starren in den Himmel wie
eine Rotte Urmenschen, die begreifen wollen, was das da oben zu bedeuten hat.
    »Es ist vorbei«, sagt Keller nach einer Weile. »Sie müssen was gemerkt
haben.«
    »Verfluchter Mist«, sagt Shag.
    »Tut mir leid, Art«, sagt Dantzler.
    »Schon gut«, sagt Keller. »War ein Versuch.«
    Aber es ist nicht gut. Eine solche Chance, harte Beweise für die Existenz
des mexikanischen Trampolins zu bekommen, wird vielleicht nie wiederkehren.
    Das Büro in Guadalajara wird geschlossen, sie versetzen uns sonstwohin,
und fertig.
    »Warten wir
noch fünf Minuten, und dann -«
    »Klappe
halten!«, sagt Shag.
    Alle starren ihn an. So unhöflich kennen sie den Cowboy gar nicht.
    »Horcht mal«,
sagt er. Dann hören sie es auch. Das Brummen eines Motors. Eines
Flugzeugmotors.
    Shag rennt zum Truck, startet den Motor und schaltet den Scheinwerfer ein.
    Die Positionslichter des Flugzeugs blinken zurück. Es dauert zwei Minuten,
bis es sich aus dem Dunkel gelöst hat und sicher gelandet ist.
    Der Pilot atmet erleichtert auf, als er den Mann kommen sieht.
    Dann hält ihm
der Mann eine Pistole unter die Nase. »Überraschung, du Arschloch«, sagt Russ
Dantzler. »Sie haben das Recht zu schweigen ...« Schweigen?
    Der Pilot ist einfach sprachlos.
     
    Shag aber nicht. Er sitzt mit Keller im Auto und überschlägt sich mit
Lobsprüchen. »Boss, du bist der Größte! Du hast die Arme eines Orang-Utan! Du
bist King Kong! Du greifst an den Himmel und holst dir ein Flugzeug runter!«
    Keller lacht. Dann sieht er Dantzler kommen. Dantzler schüttelt den Kopf
und wirkt selbst im Dunklen leichenblass.
    Am Boden zerstört.
    »Art«, sagt Dantzler. »Der Mann ... der Pilot... er sagt...«
    »Was?«
    »Er sagt, er arbeitet für uns.«
     
    Keller öffnet
die Wagentür und sieht den Piloten dasitzen. Phil Hansen müsste eigentlich
ziemlich nervös sein. Aber er ist es nicht. Er sitzt locker da, als ginge es um
ein kleines Verkehrsdelikt, das sowieso gleich bereinigt wird. Keller würde
ihm nur zu gern in die grinsende Visage schlagen.
    »Lange nicht gesehen, Keller«, sagt er in einem Ton, als wäre das Ganze
ein dreckiger Witz.
    »Was zum Teufel
soll das heißen: Du arbeitest für uns?«
    Hansen mustert
ihn seelenruhig. »Kerberos.«
    »Was?«
    »Komm schon! Kerberos?
Ilopongo? Hangar 4?«
    » Wovon redest du, verdammt?«
    Das Lächeln weicht aus Hansens Gesicht. Jetzt packt ihn die Angst.
    »Dachtest du, du kommst damit durch?«, fragt Keller. »Du schmuggelst
Hunderte Kilo Kokain in die USA und kommst damit durch? Was bildest du dir
ein, du Arschloch?«
    »Es hieß, du
wärst -«
    »Es hieß, ich
wäre was?
    »Nichts.«
    Hansen wendet
sich ab und schaut aus dem Fenster. Keller sagt: »Wenn du den großen Joker
dabei hast, dann zieh ihn jetzt! Nenn mir einen Namen. Wen soll ich anrufen?«
    »Das weißt du
selbst.«
    »Nein. Sag's
mir.«
    »Ich sage
nichts mehr.« Er starrt aus dem Fenster.
    »Jemand hat dich reingelegt, Hansen«, sagt Keller. »Ich weiß nicht, was
sie dir erzählt haben, aber wenn du glaubst, wir spielen im selben Team,

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