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Winslow, Don

Winslow, Don

Titel: Winslow, Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tage der Toten
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dann
liegst du falsch. Was du da geladen hast, bringt dir dreißig Jahre bis
Lebenslänglich, und fünfzehn davon sitzt du ab, unter Garantie. Aber noch
kannst du auf die richtige Seite wechseln. Wenn du kooperierst, und die Sache
läuft gut, handle ich einen Deal für dich raus.«
    Als Hansen sich zu ihm umdreht, hat er Tränen in den Augen. »Ich habe Frau
und Kinder in Honduras«, sagt er.
    Ramón Mette, denkt
Keller. Hansen hat eine Heidenangst, dass sich Mette an seiner Familie rächt.
Scheißsituation, denkt Keller. Das
hättest du dir früher überlegen sollen. Bevor du Drogenkurier wurdest.
    »Wenn du deine Kinder wiedersehen willst, bevor sie selber Kinder haben,
dann rede mit mir.«
    Keller kennt ihn schon, diesen Delinquentenblick, mit dem ein
Beschuldigter auf Auswege sinnt - und zu seinem Schrecken erkennt, dass es
keinen Ausweg gibt, nur das kleinere Übel. Keller wartet, dass bei Hansen der
Groschen fällt.
    Hansen schüttelt den Kopf.
    Keller knallt die Wagentür zu und geht ein Stück in die Wüste. Sie
könnten das Flugzeug jetzt beschlagnahmen, doch was würde das nützen? Sie
hätten den Beweis, dass SETCO Drogen transportiert, aber das weiß er schon. Und
er würde nicht erfahren, welche Fracht für den Rückflug vorgesehen ist und an
wen sie geht.
    Nein, es wird Zeit für den nächsten Piratenakt. Er geht zurück zu
Dantzler. »Ich schlage vor, wir ändern unseren Plan. Wir lassen die Maschine
weiterfliegen.«
    »Waas?«
    »Dann schlagen wir drei Fliegen mit einer Klappe«, sagt Keller. »Wir
sehen, wohin das Kokain geht, wohin das Geld fließt - und was da
zurücktransportiert wird.«
    Dantzler zieht mit. Was soll er auch machen. Schließlich kommt der
Vorschlag von Art Keller.
    Keller nickt und geht zurück zum Auto.
    »War nur ein Test«, sagt er zu Hansen. »Alles in Ordnung. Du kannst
weiterfliegen.«
    Keller schaut dem startenden Flugzeug nach.
    Dann geht er ans Funkgerät, um Ernie durchzugeben, dass er die
Zwischenlandung des Flugzeugs in Guadalajara abwarten und dokumentieren soll.
    Aber Ernie meldet sich nicht.
    Ernie Hidalgo ist vom Radar verschwunden.
     
    5 Narcosantos
     
    Was das amerikanische Volk nicht
will, ist ein weiteres Kuba auf dem mittelamerikanischen Festland und ein
weiteres Vietnam.
    Ronald Reagan
     
    Mexiko
     
    Januar 1985
     
    Sechs Stunden nach dem Verschwinden von Ernie stürmt Keller das Büro von
Oberst Vega. »Einer meiner Leute ist weg«, sagt er. »Ich will, dass Sie die ganze Stadt
auf den Kopf stellen, dass Sie Miguel Ángel Barrera verhaften, dass Sie mir nicht wieder mit
Ihren albernen Ausreden kommen -«
    »Senor Keller -«
    »- von wegen, Sie wüssten nicht, wo er steckt, und dass er völlig
unbescholten ist. Ich will, dass Sie die ganze Bande festsetzen - Barrera,
seine Neffen, Ábrego, Méndez, jeden einzelnen von diesen gottverdammten
Drogenkriminellen - und ich -«
    »Sie wissen doch gar nicht, ob er entführt wurde«, sagt Vega. »Vielleicht hat
er eine Geliebte, oder er hat sich irgendwo betrunken. Und woher wollen Sie
wissen, dass Barrera damit zu tun hat -«
    Keller springt fast über den Schreibtisch, brüllt dem Oberst ins Gesicht.
    »Wenn Sie wollen, fassen Sie das als Kriegserklärung auf!«
    Und er meint es ernst. Er wird alle Register ziehen, mit der Presse
drohen, die Drohung wahrmachen, mit gewissen Kongressabgeordneten drohen, auch
diese Drohung wahrmachen - er wird eine ganze Marinedivision von Camp Pendieton
hierher verlegen und einen gottverdammten Krieg anfangen, wenn das nötig ist,
um Ernie Hidalgo herbeizuschaffen.
    Wenn - bitte, lieber Gott, Jesus und Maria - Ernie noch am Leben ist.
    Eine Sekunde später fragt er: »Warum sitzen Sie noch hier?« Vega gibt das
Startsignal.
    Plötzlich, wie durch einen Zauber, weiß er, wo die Gomeros stecken. Es ist
ein wahres Wunder. Vega weiß auch, wo die unteren und mittleren Chargen wohnen, wo sie sich
treffen, ihre Geschäfte betreiben. Und alle werden sie aufgescheucht. Die Federales
von Oberst Vega wüten wie die Gestapo, nur dass sie weder Miguel Angel finden noch Adán oder Raúl, Méndez oder Ábrego. Immer dieselbe
Masche, denkt Keller. Man findet nur, was man finden will. Sie wissen genau, wo
die Kerle wohnen, sie wissen nur nicht, wo sie gerade stecken.
    Vega lässt sogar
Barreras Haus durchsuchen, plötzlich kennt er die Adresse, doch Barrera ist
nicht da. Dafür finden sie etwas, was Keller zum Berserker werden lässt.
    Ein Foto von Ernie Hidalgo.
    Ein Passfoto, angefertigt in

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